Silence S04 Auf Testfahrt im Nanocar

City-Mobil vom Nissan-Händler: Der Silence S04 im Fahrbericht mit Video-Review.

In Autohäusern der Marke Nissan wird es ab sofort nicht nur Autos, sondern auch Lösungen für die elektrische Kurzstrecken-Mobilität geben. Die japanische Marke startet eine Vertriebs-Kooperation mit dem spanischen Unternehmen Acciona für den Verkauf des „Nanocars“ Silence S04 und elektrischer Roller.

Der Fahrbericht im Video

Auf der IAA Mobility im September 2023 feierte der Silence S04 seine offizielle Deutschlandpremiere. Damals setzten die Spanier für den Vertrieb seiner Fahrzeuge mit zwei und vier Rädern noch auf das Handelsunternehmen Astara Mobility (bei uns aktiv mit SsangYong, Maxus, Microlino und Isuzu). Dann kam es zum Strategiewechsel. Nissan vertreibt die Silence-Produkte ab sofort über einige seiner Händler in Europa vertreiben. In Deutschland geht das Nanocar jetzt an zehn Standorten in den Verkauf, weitere folgen in Kürze.

Was bedeuten L6e und L7e?

Der Silence S04 ist ein 2,28 Meter langes Leichtfahrzeug mit Elektroantrieb. Er wird in einer L6e-Variante mit einer auf 45 km/h begrenzten Höchstgeschwindigkeit angeboten, die man – je nach Bundesland – bereits im Alter von 15 Jahren fahren kann. Damit steht der Silence S04 in Konkurrenz zu den Stellantis-Drillingen Citroën Ami, Fiat Topolino und Opel Rocks Electric, dem XEV Yoyo aus China sowie der gedrosselten Variante des Microlino . L6e-Fahrzeuge sind zudem eine wetterfeste (und etwas sicherere) Alternative zu „50er-Rollern“.

Als Leichtfahrzeug der Klasse L7e, für das man einen PKW-Führerschein benötigt, ist der Silence S04 bis zu 85 km/h schnell. Der Elektromotor leistet 14 kW (19 PS), womit die Grenze der Zulassungsbestimmungen ausgekostet werden.

Zwei jeweils 5,6 kWh große Akkus stellen die Energie zur Verfügung. Der Clou: Die beiden Batteriekästen lassen sich einzeln herausnehmen und, beispielsweise am Arbeitsplatz oder zuhause, laden. Jeder Akku wiegt rund 41 Kilogramm und lässt sich mit kleinen Rädern wie ein Trolley ziehen. Wie das funktioniert, zeigen wir im Video. Je nach Markt will Silence auch ein Strom-Abo mit Zugang zu Batterietausch-Stationen anbieten. Als L6e-Version mit soll der Silence S04 eine Reichweite von bis zu 175 Kilometern bieten, die schnelle Variante kommt bis zu 175 Kilometer weit. Das soll für die Mobilität im urbanen Raum ausreichen. Die identischen Akku-Module stecken auch in den zweirädrigen E-Rollern von Silence.

Das Laden der Akkus

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Die beiden Akkus lassen sich nach Entriegelung unter den Sitzen seitlich aus der Karosserie ziehen. Dank kleiner Räder und einem Teleskop-Griff lässt sich die Batterie dann wie ein Trolley ziehen. Mit dem Unterschied, dass dieses Gepäckstück mit jeweils 41 Kilogramm ordentlich schwer ist. In der Altbauwohnung ohne Lift dürfte so ein Silence-Akku selten geladen werden. Wir kommen mit dem Lift aus der Garage ins Zimmer. Hier nuckelt jeder Akku über Nacht Elektronen. Alternativ kann man auch das Auto mit eingesteckten Akkus an eine Haushaltssteckdose anschließen.

Die Testfahrt

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Wir sind mit dem Silence in der L7e-Version in Köln unterwegs. Auch auf den großen Einfallstraßen ist man mit dieser Variante kein Verkehrshindernis. Die hohe Sitzposition sorgt für gute Aus- und Rundumsicht. Fahrer und Beifahrer kommen sich in der schlanken Karosserie aber sehr nahe, trotz der leicht versetzt angeordneten Sitze.

Kreisverkehre und Kurven nimmt man lieber mit leicht reduziertem Tempo. Auch wenn der Silence stets mit allen vier Rädern auf dem Boden bleibt, wird dir am Lenkrad oder noch mehr am Beifahrersitz aufgrund der starken Neigung der Karosserie etwas mulmig. Dramatisch ist das aber nicht. Für einen Schreckmoment sorgt vielmehr die Bremse. Zu Erinnerung: Leichtfahrzeuge unterliegen weniger strengen Zulassungsbestimmungen als Pkw. Crashtests, Airbags, ESP und ABS sind nicht vorgeschrieben.

Beim starken Druck auf das Bremspedal, oft die Reaktion auf eine plötzlich eintretende Verkehrssituation, passiert erstmal nichts! Zu langsam baut der Silence den Bremsdruck auf. Hier sollte wohl ein Blockieren der ABS-losen Hinterräder (hier wirkt die Bremse) vermieden werden. Teilweise erfolglos. Auch feuchten Straßen reicht der halbe Pedalweg, um auch bei einer Geschwindigkeit von unter 30 km/h die Räder blockieren zu lassen. Je nach Ausgangslage stellt sich der Silence dann auch mal quer und rutscht über den Asphalt.

Hier sollten die Spanier dringend nacharbeiten. Dabei kann gerne auch das Ansprechen der Radnabenmotoren modifiziert werden. Bei vollem Druck auf das Fahrpedal setzt sich der Hopser aus dem Stand nur langsam in Bewegung. Oft zu gemächlich, um aus einer Einfahrt oder Parklücke in den fließenden Stadtverkehr einzufädeln.

Der Federungskomfort passt, vor allem unter Berücksichtigung des konzeptbedingt kurzen Radstands. Sogar auf einem kurzen Autobahnabschnitt zeigte der Silence S04, dass er bei Dauervollstrom (Tacho 91 im Sport-Modus!) auch ordentlichen Geradeauslauf bietet.

Preise

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Die L6e-Variante des Silence S04 kostet beim Nissan-Händler ab 11.995 Euro mit einem Batteriemodul für 75 Kilometer Reichweite.Mit zweitem Akku-Paket steigt die Reichweite auf 175 Kilometer, der Preis des 45-km/h-Wagens auf 14.645 Euro. Für die L7e-Ausführung mit 5,6 kWh-Stromspeicher, 75 Kilometern Reichweite von 70 km/h Höchstgeschwindigkeit liegt der Listenpreis bei 14.095 Euro. Das Topmodell mit zwei Akku, 149 Kilometern Radius und einem maximalen Tempo von 85 km/h ist für 16.745 Euro zu haben.

Fazit

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Die spanische Marke Silence, spezialisiert auf das Leichtfahrzeug S04 und elektrische Roller, startet eine Vertriebskooperation mit Nissan. Davon könnten beide Seiten profitieren. Silence erhält Zugang zum Verkaufs- und Servicenetz der Japaner. Die Verkäufer in den Autohäusern können ihr Angebot auf neue Zielgruppen erweitern. Mit Preisen ab 11.995 Euro für die L6e-Version liegen die Preise des Nanocars zwar über denen für Opel Rocks Electric und seine Stellantis-Zwillinge, aber deutlich unter den Tarifen des Microlino.

Der Fahrbericht zeigt: Das Konzept des Leichtfahrzeugs passt gut in die Stadt. Beim Ansprechverhalten der Radnabenmotoren und vor allem bei den Bremsen muss aber dringend nachgearbeitet werden.

Konkurrenz im Video: Der Microlino im Alltag

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill (1), Hersteller