In China feiert Renaults großes SUV Premiere.
Es gibt diese Stimmen, die sich beklagen, dass die obere Mittelklasse „von früher“ nicht mehr existiert. Die Rekords und Omegas, Granada und Scorpios oder die R25 und Safranes. Die gewachsenen kleineren Brüder (in unserer Beispielgruppe also Insignia, Mondeo und Talisman) müssen diese Lücke füllen.
Oder auch nicht. Denn langsam wächst eine neue obere Mittelklasse diesseits der sogenannten Premiumfahrzeuge heran. Zwar nicht mehr als klassische Limousine oder Kombi, sondern – passend für den Privatkunden im fortgeschrittenen Alter – als SUV. Hohe Sitzposition inklusive.
Dieses Segment im boomenden SUV-Markt wird bisher vor allem von Kia (Sorento) und Hyundai (Santa Fe) bedient. Der neue VW Tiguan wird spätestens mit der Langversion ab Herbst Ansprüche auf die Position des Platzhirsches anmelden, ebenso der kommende Skoda SUV.
Letzteren kommt Renault zuvor. Auf der Auto China in Peking hat Renault den neuen Koleos vorgestellt. Mit 4,67 Metern Länge rangiert das Modell über dem erfolgreichen Kadjar (4,45 Meter). Auch der Radstand ist gegenüber dem kleineren Bruder gewachsen, von 2,65 Meter auf 2,71 Meter.
Auf diesen Achsabstand stützt sich ein Blechkleid, das die aktuelle Renault-Designlinie vollendet umsetzt. An der hohen SUV-Front wirken die LED-Lichtspangen weniger deplatziert als an Mégane und Talisman – oder habe ich mich mittlerweile schlicht daran gewöhnt?
Dem Profil verzeihen wir sogar die Pseudo-Luftschlitze an den vorderen Türen, die kräftig ausgestellten hinteren Kotflügel sind eine perfekte Wiedergutmachung. Zusammen mit dem sanften Anstieg der Fensterlinie über dem Hinterrad wirkt der Koleos durchtrainiert und muskulös. Chapeau!
Am Heck finden sich die weit in die Fahrzeugmitte ragenden Heckleuchten wieder, ein Stilmittel, mit dem sich aktuelle Renaults sehr schön vom automobilen Allerlei unterscheiden. Nur der Quatsch mit den Endrohrblenden muss sein, schade.
Innen gibt es das R-Link Infotainment mit dem Hochkant-Touchscreen. Die Motoren leisten zwischen 130 PS und 172 PS, es soll eine Auswahl zwischen je zwei Diesel- und zwei Benzinmotoren geben. Als Alternative zur Sechsgang-Handschaltung gibt es leider keine Automatik oder eine Doppelkupplung, sondern ein stufenloses Automatikgetriebe.
Spätestens hier wird die enge Verwandtschaft des Koleos zum X-Trail von Allianzpartner Nissan deutlich, auf dem der neue Renault aufbaut – so wie der Kadjar den frankophilen Nissan Qashqai mimt.
Detailliertere Informationen zu den technischen Daten und Preisen gibt es seitens Renault noch nicht. In Europa wird der Koleos nämlich erst Anfang 2017 kommen. Ja, „nach Europa kommen“ ist richtig. Während die Autos für den chinesischen Markt auch dort gebaut werden, wird der Koleos für den Rest der Welt in Südkorea vom Band rollen.