VW spendiert seinen Plug-in Hybriden in Golf, Tiguan und Co. perspektivisch eine größere Batterie und einen CCS-Ladeanschluss.
Plug-in Hybride sind aktuell, vor allem aufgrund von Kaufprämien und dem reduzierten Satz bei der Versteuerung eines Firmenwagens, stark gefragt. Kritiker sehen im Antriebs-Doppelpack aus Verbrenner und Elektromotor aber nur eine Brückentechnologie, die sich mit der wachsenden Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Autos erledigt. Mercedes-Benz hat angekündigt, in Zukunft keine neuen Plug-in Hybride mehr zu entwickeln. Das bedeutet aber nicht, dass die entsprechenden Modelle kurz- oder mittelfristig aus dem Modellprogramm verschwinden.
Die VW-Pläne im Video
Neben den Elektroautos auf Basis des MEB (Modularer Elektro-Baukasten) hat auch VW ein breites Angebot von Plug-in Hybriden. Der große Touareg kombiniert einen V6-Benziner mit der E-Maschine, die ihre Energie aus einer 14,1 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie. Das SUV-Topmodell basiert auf dem MLB (Modularer Längs-Baukasten) und teilt sich das Unterzeugs mit Audi Q7, Bentley Bentayga sowie Porsche Cayenne.
Fast der gesamte Rest des Sortiments hat seine Haube über dem flexiblen MQB, also dem modularen Baukasten für Autos mit quer eingebautem Motor. Golf, Tiguan, Passat und Arteon gibt es als Plug-in Hybride. Die Technik ist bei allen gleich: Ein 1,4 Liter großer TSI-Vierzylinder mit 110 kW / 150 PS bis 115 kW / 156 PS meldet sich zur Teamarbeit mit einer je nach Modell 80 kW (110 PS) oder 85 kW (115 PS) starken E-Maschine, die im Gehäuse des 6-Gang-DSG sitzt. Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine Speicherkapazität von 13 kWh.
Doppelte Batteriegröße
Mittelfristig wird VW, einer Ankündigung des Unternehmens zufolge, die Plug-in Hybride mit mehr Reichweite und einem anderen Benzinmotor ausstatten. Der betagte 1.4 TSI darf endlich in Rente gehen. An seine Stelle rutscht der bereits als Benziner und Mildhybrid eingesetzte 1.5 TSI mit ebenfalls 110 kW / 150 PS. Die Zylinderabschaltung, die beim 1.5 TSI meist serienmäßig ist, entfällt bei der neuen Generation von Plug-in Hybriden. Mit dem Elektromotor wird diese Technik nicht benötigt. Der steckt, weitgehend unverändert, weiterhin im Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Vorwärtsgängen. Der „fehlende“ Gang im Vergleich zum 7-Gang-DSG wird durch das Drehmoment des Elektromotors ausgebügelt.
Außerdem ist eine Verdoppelung der Batteriekapazität angekündigt. Durch die weiter voranschreitende Zelltechnologie können Akkus im gleichen Gehäuse, salopp gesagt, enger gepackt werden. Die Lithium-Ionen-Akkus behalten also das bekannte Außenmaß, könnten aber wohl um 25 kWh Strom speichern.
100 Kilometer Reichweite?
Das soll die Reichweite der Hybride entsprechend erhöhen. Ein VW Golf GTE, der nach WLTP-Norm aktuell 65 Kilometer elektrisch vorankommt, könnte dann also um 100 Kilometer Reichweite bieten. Die Prognose vom lokal emissionsfreien Alltagsverkehr mit dem Hybriden, bei dem der Benziner nur noch auf längeren Strecken eingesetzt wird, kann also Realität werden. Das gilt mutmaßlich auch für die realen Reichweiten, die dann von aktuell um 40 auf rund 80 Kilometer wachsen dürften.
Zu guter Letzt nimmt sich VW dem Thema Ladegeschwindigkeit an. Wechselstrom wird zwar auch in Zukunft nur mit überschaubaren 3,6 kW ins Auto gespeist. Der größere Akku lässt sich aber auch über einen CCS-Anschluss mit Gleichstrom laden. Ein Volkswagen-Sprecher stellt „30 Minuten Laden für 80 Kilometer Reichweite“ in Aussicht.
Die neuen Antriebsstränge der Plug-in Hybride dürften ab 2023 in den Nachfolgern von VW Passat GTE und VW Tiguan eHybrid zum Einsatz kommen. In den VW Golf, den es als eHybrid mit GTE gibt, werden 1.5 TSI und die größere Batterie im Rahmen eines Facelifts wohl zur gleichen Zeit einziehen.