Audi TT gegen Skoda Octavia (K)ein Vergleich

Da steht sie nun vor dem Haus, die kleine Autonotizen.de-Testflotte, bestehend aus Skoda Octavia RS und Audi TT.

Da steht sie nun vor dem Haus, die kleine Autonotizen.de-Testflotte, bestehend aus Skoda Octavia RS und Audi TT. Und was Männer halt so machen – sie stehen davor und glotzen. Fachsimpeln. Sitzen zur Probe, drücken Knöpfchen und machen den Plastikfühltest im Innenraum.

Audi TT gegen Skoda Octavia

Schnell kommt der Punkt auf, dass sich beide Autos gar nicht mal so unähnlich sind. Beide sind Babys des Modularen Querbaukastens von Mama VW, früher durften wir Golf-Plattform sagen, das stimmt heute nicht mehr. Beide haben den gleichen Motor unter der Haube, den 2,0 Liter Benziner, der im Skoda 220 PS in den Fahrzeugschein diktiert, beim Audi 230 – kein großer nominaler Unterschied. Die Vorderachse versucht bei beiden stets die Kraft in Vortrieb umzuwandeln und die elektronische Querdifferentialsperre haben sie auch.

Das alkoholfreie Bier ist schnell wieder in den Kühlschrank geräumt, die Idee liegt auf der Hand. Mal sehen, wie sie sich im direkten Vergleich anfühlen, der RS und der TT. Einzeln sind sie ja beide schon ausführlich getestet worden, aber nur in der direkten Gegenüberstellung kann man die Unterschiede und Gemeinsamkeiten erfahren. Zündschlüssel geschnappt und los geht es zu einem klar subjektiven Vergleich ohne wissenschaftliches Testschema. Dass der Audi kein Familienauto ist und der Skoda kein Sportcoupé, ahnen wir bereits.

Das Programm besteht aus Landstraße, Kreisverkehr, Autobahn. Findet sich alles in der Umgebung und die Straßen sind frei.

Schon beim Starten – bei beiden ganz modern auf Knopfdruck - fällt auf, wie klar die Rollen verteilt sind. Der Audi bollert, wie es von einem ordinären Vierzylinder gar nicht zu erwarten ist. Ein solches Sounddesign ist heutzutage nichts Besonderes mehr – wird auch damit klar, als Nachbars A6 3.0 TDI vorbeirollt und dabei durch die Lautsprecher in der Abgasanlage klingt wie ein Achtzylinder. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Der Skoda verzichtet als Pragmatiker auf den lauten Auftritt, er klingt so wie er halt klingt, und das ist weniger dramatisch als es der RS-Auftritt vermuten lässt.

Ortsausgang. Den überschaubaren Rahmen 50 – 100 Stundenkilometer schnupfen beide annähernd gleich schnell weg. Durch den Kreisverkehr kommt der Skoda auch bei Vollgas wunderbar durch, schiebt aber merklich seinen Bug nach außen. Ganz anders der TT. Wie auf der Stelle dreht er sich in die Kurve ein, klebt am Boden und lässt sich auch im fünften Versuch kein Untersteuern herauskitzeln. Durch den vollen Grip hat der Audi auch eine viel höhere Geschwindigkeit am Kurvenausgang und donnert mit offener Auspuffklappe auf die Gerade. Das erinnert ein bisschen an das Go-Kart mit Straßenzulassung, den Mini Cooper S.

Das sportliche Kurvengefühl vermittelt der TT dem Fahrer natürlich auch durch eine flachere Sitzposition in kräftiger zupackenden Sportsitzen. Kaum zu glauben, dass der TT mit 1,35 Metern nur zehn Zentimeter niedriger ist als der Octavia RS. Dafür passen die Skoda-Sitze oben herum besser, die integrierte Kopfstütze im Audi endet bei mir (1,92 m) im Nacken – das kann und darf nicht sein.

Auf der Autobahn geben sich beide Autos erst einmal nichts. Freie Fahrt, kein Tempolimit und ausnahmsweise kein anderes Auto in Sicht. Bei Tempo 80 fallen die Gasfüße aufs Bodenblech und los geht’s. Ab ca. 150 km/h kann sich der handgeschaltete TT vom Octavia mit DSG absetzen, dann aber recht deutlich. Wie im Alltagstest zum Octavia RS TSI geschrieben kämpft er wich wacker, aber dennoch nicht extrem stürmisch in Richtung Topspeed, während der TT müheloser auf über 220 Stundenkilometer beschleunigt. Die Mauer aus Wind und Fahrwiderständen steht bei 265 km/h auf der Cockpitanzeige vor dem Audi auf der linken Spur. 250 km/h verspricht die Werksangabe, nur 8 mehr als beim Octavia Combi RS mit DSG. Es bleibt anzumerken, dass der TT schon fünfstellig eingefahren war, während unser Test-Skoda frische 2.500 km auf der Uhr stehen hatte.

Audi TT gegen Skoda Octavia

Wie gesagt kann und soll das hier kein Vergleich nach Punkten sein. Das verhindert nicht zuletzt das Budget. Preislich trennen beide, ganz dem jeweiligen Markenanspruch folgend, Welten. Während sich der Audi TT 2.0 TFSI im Grundpreis mit 35.000 Euro noch einigermaßen in Schlagdistanz zum Skoda mit 31.150 Euro befindet, geht bei den Optionen die Schere weit auf. Beispiel gefällig? Skoda möchte für das DSG 1.800 Euro haben, bei Audi kostet die gleiche Getriebeoption 2.150 Euro. 18 Zoll Alus bringt der RS von Haus aus mit, bei Audi kostet das Räderupgrade mindestens 980 Euro. Klimaautomatik: 550 Euro zusätzlich nach Ingolstadt überweisen, Serienausstattung beim Tschechen. Und so weiter. Der Test-TT ist, ähnlich ausgestattet wie der RS, dann auch direkt 16.000 Euro teurer.

Klar, Audi als Premiummarke des Konzerns offeriert natürlich auch viel mehr nette Features. Virtuelles Cockpit, Totwinkelwarner, LED-Scheinwerfer, adaptives Fahrwerk. Alles für den mainstreamorientierten Octavia nicht zu haben, beim Audi teils Serie, teils optional.

Hören wir also auf, in den Preislisten zu blättern düsen wir lieber noch ein bisschen in der Gegend herum. öffentlichkeitswirksamer und adrenalinfördernd in der Spaßmaschine TT, etwas weniger dynamisch aber dabei deutlich entspannter im Octavia.

Genau das ist die Erkenntnis aus diesem ungleichen Duell. Trotz Baukastensystem schaffen es die Konzernmarken Audi und Skoda, derart unterschiedliche Autos für verschiedene Zielgruppen und Ansprüche auf die vier Räder zu stellen. Oder betrachten wir es so: Wer gerne den TT hätte (oder hatte), jetzt aber Sportgerät (verlangt die Autowerbung von uns), Kinderwagen oder die Schwiegereltern (verlangen die Umstände von uns) verladen muss, hat mit dem Tschechenexpress eine interessante Alternative zur Auswahl.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad