Alltagstest des französichen Plug-in-Hybriden mit Premiumanspruch und 300 PS Systemleistung.
Eine Katze läuft meinen Rücken hoch und runter. Ein künstliches Auge erhellt die Nacht. Und mein fliegender Teppich gleitet durch die Dunkelheit. Und jetzt? Nein, kein Aufwachen aus einem Traum, sondern die Zusammenfassung des eben von Ihnen, werter Leser und werte Leserin, vernommenen: Willkommen im DS7 Crossback E-Tense 4x4.
So ein langer Name bedeutet immer, dass die ziemlich viel zusammenkam. Meist Bauteile aus einem Konzernregal. Bei PSA wollten sie gerne eine Premiummarke haben, also wurde DS kurzerhand von Citroen emanzipiert und neu positioniert. Nach dem Start in China kam mit dem DS7 Crossback der erste „eigene DS“ 2018 in Europa auf den Markt.
Der DS7 Crossback im Video
Der teilt sich die EMP2 genannte Plattform mit vielen Modellen der Gruppe, unter anderem dem Citroen C5 Aircross und dem Peugeot 508, sowie mit weiteren SUV-Brüdern. Dieser Baukasten ist, neben reinen Verbrennern als Benziner und Diesel, auch fit für die Elektrifizierung in Form eines Plug-in-Hybrid. Der läuft, wie der vollelektrische DS3 Crossback, unter dem Namen E-Tense. Der Zusatz 4x4 verrät die maximale Ausbaustufe, die auch schon in den Modellen Opel Grandland X Hybrid4 und Peugeot 3008 Hybrid4 zu gefallen wusste.
Hybrid mit 300 PS Systemleistung
Drei Motoren sorgen für das Vorankommen, auch im DS7 Crossback E-Tense 4x4. Wenn die 13,2 kWh (brutto) große Lithium-Ionen-Batterie nicht ganz leer ist, beginnt die Reise mit angetriebenen Hinterrädern. Für den E-Motor an der Hinterachse nennt DS eine maximale Leistung von 81 kW (110 PS). Das verwundert, da Opel und Peugeot für die oben genannten Zwillinge leicht höhere Werte angeben.
Wird mehr Leistung benötigt, kommt der zweite Elektromotor hinzu. Der sitzt im Gehäuse der Achtgang-Wandlerautomatik und leistet ebenfalls bis zu 81 kW (110 PS). Seine 320 Nm Drehmoment (hinten: 166 Nm) bringt er an die Vorderräder. So lässt sich der DS7 rein elektrisch auch mal flott fortbewegen. Wenn es sein muss bis 135 km/h schnell. Dann sinkt natürlich die Reichweite von 54 Kilometern nach Norm rapide. Im gemischten Fahrbetrieb durch Vororte, in der Stadt und über Landstraßen wurde im Alltagstest eine Strecke von immerhin 46 Kilometern erreicht, bis die Elektronen ausgingen.
Dann, oder bei vollem Leistungsabruf, kommt der 1,6 Liter-Benziner hinzu, der 200 PS mitbringt. Die Systemleistung liegt bei 221 kW / 300 PS. Einen vollen Akku vorausgesetzt, lässt sich der immerhin zwei Tonnen schwere DS7 Crossback E-Tense 4x4 in 5,9 Sekunden auf 100 km/h schnalzen, bis zu 240 km/h Höchstgeschwindigkeit sind machbar.
Auf der Autobahn fühlt man sich aber schnell bei 130 bis 150 km/h wohl. Im Menü der Sitzmassage wird die Funktion „Cat Pow“ (Katzenpfote) ausgewählt, die Fahrassistenten helfen beim Halten von Spur, Geschwindigkeit und Abstand. Die Verkehrszeichenerkennung meldet ihre Informationen an die Geschwindigkeitsregelanlage („Tempomat“ war und ist übrigens ein von Daimler geschützter Begriff), per Tastendruck kann man das neue Limit übernehmen.
Toller Federungskomfort
Und was war da noch mit dem fliegenden Teppich? Nicht nur edle Materialien, die akkurat über die bekannte Konzernware gespannt werden, sollen den Premiumanspruch von DS Automobiles verkörpern. Sondern auch der Fahrkomfort, zumindest im DS7. Der scannt die Fahrbahn vor dem Auto. Die Informationen der Kamera werden an die „DS Active Suspension“ gemeldet, die Dämpfer entsprechend eingestellt. So bügelt das schwere SUV Unebenheiten bei fast jedem Tempo gediegen aus. Dazu passen die bequemen Sitze vorne und im Fond.
Wer es auf Härte anlegt, wählt den „Sport“-Fahrmodus. Dann meldet sich umgehend der Benziner zum Dienst im Team mit dem E-Antrieb, das Fahrwerk wird straffer. Aber selbst dann muss man nicht von den großen, schicken, 20-Zoll-Felgen abraten. Mit dem Fokus auf Komfort fährt DS als französisch Marke auf der richtigen Schiene.
Die digitalen Instrumente hinter dem Lenkrad und das große zentrale Infotainment-Dispay in der Mittelkonsole kennt man aus anderen PSA-Modellen. Dazu gehört auch eine teils verwirrende Bedienung, die man aber nach einigen Tagen blind beherrscht. Dass aber zur Aktivierung von Sitzheizung, Sitzlüftung oder anderer Funktionen immer mindestens ein Touchscreen-Druck zu viel ausgeführt werden muss, nervt auf Dauer.
Was war das dann noch mit dem Auge in der Nacht? Auch für den DS7 Crossback wird optional das Night-Vision-System angeboten. Die Anzeige wird in das Kombiinstrument eingeblendet und zeigt ein Bild des Geschehens vor dem Auto. Fußgänger, Radfahrer und große Tiere – also alles, was Wärme abstrahlt – werden gelb markiert. Das funktioniert auch gut, wenn das Display nicht wie im Peugeot 508 direkt unter der Windschutzscheibe klebt. 1.800 Euro Aufpreis muss dem Kunden das System aber wert sein.
Das kostet der DS7 Crossback E-Tense
Schnäppchenjäger dürften aber eher selten in einem der wenigen DS-Autohäuser, pardon „DS Salons“, anzutreffen sein. Das besondere Design und den Anspruch der Marke lassen sich die Franzosen mit ein paar Extra-Euros bezahlen. Im Vergleich zu Peugeot und Opel ist der DS7 je nach Motor und Ausstattung 4.000 bis 5.000 Euro teurer, bringt dabei das adaptive Fahrwerk mit.
60.790 Euro kostet der Testwagen DS7 Crossback E-Tense 4x4 in der sportlich auftretenden Performance Line mit einigen Extras wie Panoramadach, belüfteten Ledersitzen, Night Vision und weiteren Optionen. 3.500 Euro Umweltprämie (zuzüglich Mehrwertsteuer für den Herstelleranteil) für Plug-in-Hybride über 40.000 Euro netto können Kunden abziehen.
Die meisten Fahrer eines elektrifizierten DS7 Crossback dürften zudem vom halbierten Satz bei der Versteuerung eines Firmenwagens profitieren. Das gefällt einem am Monatsende, wenn der Gehaltszettel. Der Fahrkomfort gefällt jeden Tag. Beim E-Tense ebenso wie beim DS7 Crossback Diesel .
Der Hybrid-Spaß gelingt aber nur mit regelmäßig geladenem Akku. Sieben Stunden dauert die Ladung an der Haushaltssteckdose, an der Wallbox sind es mit 7,4 kW Ladeleistung im besten Fall 105 Minuten.
Fazit zum DS7 Crossback E-Tense 4x4
Braucht die Welt eine Marke wie DS oder ein Auto wie den DS7 Crossback? Natürlich nicht, ebenso wenig wie guten Wein zum Käsedessert oder indirekte Beleuchtung an der Schieferwand im Wohnzimmer. Wer aber auf die Besonderheiten des Lebens steht und sich diese leisten kann (und will), der bekommt mit dem französischen Designer-SUV einen stilvollen fliegenden Teppich.
Technische Daten
DS7 Crossback E-Tense 4x4 |
|
---|---|
Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.598 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 147 kW / 200 PS bei 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 300 Nm bei 3.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW | 81 kW (110 PS) |
Elektromotor vorn: Maximales Drehmoment | 320 Nm |
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW | 81 kW (110 PS) |
Elektromotor hinten: Maximales Drehmoment | 166 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 221 kW / 300 PS, 520 Nm |
Batterie | 13,2 kWh (brutto) Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,9 |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 135 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 17,4 kWh |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,6 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 4,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Goodyear Eagle F1 235/45 R20 |
Leergewicht | 2.061 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.200 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.573 / 1.906 / 1.625 mm |
Grundpreis | 52.790 Euro |
Testwagenpreis | 60.790 Euro |