Der neue Ford Mustang Mach-E im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Auch in einem Weltkonzern gilt es, Familientraditionen zu wahren. Als sie bei Ford mit der Entwicklung ihres ersten globalen Elektroautos, damals noch als Projekt „Edison“ bekannt, irgendwann feststellten, dass so ein E-Antrieb für ordentliche Dynamik sorgen kann, hatte man die Mustang-Idee. Und mit der wurde bei der Familie Ford vorgesprochen. Ob man denn die ruhmreiche Ponycar-Marke für das neue E-SUV verwenden dürfte? Man durfte.
Der Mach-E im Video
Für den Aufschrei sorgten dann die Fans traditioneller Mustang-Werte. Denn mit dem Mustang Mach-E wurde keineswegs ein brachiales und kompromissloses Performancefahrzeug geschaffen. Vielmehr beginnt die Reise der Marke ins Elektroland mit einem Konzept in der, - ja nennen wir die jetzt mal so? – Model-Y-Klasse. Als 4,71 Meter langes SUV mit fünf Türen will und wird der Ford Mustang Mach-E auch viele Familien ansprechen. Bei denen als Zweitwagen vielleicht ein Mustang GT in der Doppelgarage parkt.
Geräumiges Mittelklasse-SUV
Der Aufbau des neuen Amerikaners, der in Mexiko gebaut wird, wirkt flacher, als er ist. Der Kniff liegt im Lack. Das in schwarzer Kontrastfarbe lackierte Dach verschleiert seine Höhe über der zweiten Sitzreihe, die im Falle des Testwagens Weißmetallic lackierte Seitenpartie fällt sanft ab.
Das ausgewachsene Format des Mach-E zeigt sich in einem großzügigen Platzangebot für Fahrer und Passagieren. Im Fond steht auch für große Mitfahrer ausreichend Raum für Knie und Kopf zur Verfügung. In der ersten Reihe sind die Sitze etwas kompakt geraten. Materialauswahl und Verarbeitung wissen zu gefallen und Details wie die an Soundbars unter dem heimischen Fernseher erinnernde Stoffbespannung im Cockpit sorgen für Gemütlichkeit.
Das Antlitz des Armaturenbretts wird von einem 15,5 Zoll großen Hochkant-Monitor dominiert. Mit ihm kommt die vierte Generation des Sync-Infotainmentsystems, das in Zukunft von Google-Diensten mit Android Automotive abgelöst werden soll. Der große Monitor wird für deutlich ablesbare Anzeigen genutzt. Die einzelnen Kacheln lassen sich vom Fahrer je nach Wunsch verschieben und konfigurieren. Praktisch: Ein großer, ins Display eingelassene Drehregler sorgt für ablenkungsfreie Bedienung des Audiosystems.
Hinter dem Dreispeichenlenkrad blickt der Fahrer auf ein überraschend kleines Display. Schnell wird aber klar, dass weniger mehr ist. Alle wichtigen Informationen werden klar dargestellt und sind hinter dem Lenkradkranz schnell und deutlich ablesbar.
So fährt der Mustang Mach-E
Womit wir zum Fahrerlebnis im neuen Ford Mustang Mach-E kommen. Vier verschiedene Modelle bietet Ford zum Marktstart an: Zwei Akkugrößen, jeweils mit Heckantrieb und zweitem Elektromotor für Allradantrieb. Für die Testfahrten stand der Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD zur Verfügung.
Das heißt: 98,7 kWh (davon 88 kWh nutzbar) Speicherkapazität in der Lithium-Ionen-Batterie, Allrad und eine Spitzenleistung von 258 kW (346 PS). Wichtiger und erfahrbarer: Die Drehmoment-Wucht von 580 Newtonmetern.
Nicht nur in dieser Konfiguration wuchtet sich das 2,2-Tonnen-SUV schnurstracks auf Landstraßentempo. 5,1 Sekunden sollen für die Beschleunigung auf 100 km/h genügen. Das liegt nur knapp unter dem Mustang GT mit fünf Liter großem V8-Motor. Wesentlich leiser ist der Mach-E zudem unterwegs. Der per Fingerkuppenbefehl aktivierbare Sportsound für den Innenraum wirkt mal wieder äußerst deplatziert.
Das Fahrwerk zeigt eine straffe Grundhaltung, ohne aber wild über Querfugen und Frostaufbrüche zu rumpeln. Hier wurde mit viel Fingerspitzengefühl an der Abstimmung gearbeitet. Das merkt man auch an der rückmeldungsfreudigen, aber nie nervösen Lenkung. Adaptive Dämpfer kommen erst Ende 2021 mit dem sportlichen Topmodell GT, werden aber keinen Moment vermisst.
Mühelos erreicht der Mustang Mach-E auf der Autobahn seine elektronisch begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h (laut Digitaltacho 187 km/h). Auch dann bleiben Windgeräusche und Abrollgeräusche im Rahmen.
Schnellladen mit 150 kW
23,0 kWh Stromverbrauch je 100 Kilometer zeigt das Display des Bordcomputers des Testtages an. Nachladen war aus Zeitgründen („Leerfahren“ und Laden) leider nicht möglich. Mit der größeren Batterie soll der Ford am Schnelllader Gleichstrom mit bis zu 150 kW ziehen können. Für Vielfahrer, die oft die Ladesäulen von Ionity ansteuern, spendiert Ford im ersten Jahr die Grundgebühr für den entsprechenden Tarif, bei dem die Kilowattstunde dann verträgliche 31 Cent kostet. Von zehn auf 80% State-of-Charge der Batterie dauert der Ladevorgang, den Herstellerangaben zufolge, 45 Minuten.
Wechselstrom wird dreiphasig mit maximal 11 kW geladen, dann soll das SUV für eine Erhöhung des Ladezustands von zehn auf 80% knapp über sieben Stunden parken.
Das kostet der Mustang Mach-E
Mustang-Traditionen finden sich in der Preisliste. Denn auch der Mach-E bietet viel Auto fürs Geld und ist im Wettbewerbsumfeld mehr als fair kalkuliert. Die Basisversion startet bei 46.900 Euro. Der Allrad-Mach-E mit großem Akku kostet 62.900 Euro. Damit liegt er etwas über dem mit 300 kW (408 PS) nochmals stärkeren Volvo XC40 Recharge P8 AWD , bietet aber etwas mehr Platz.
Fazit
Nach den ersten Testfahrten weckt der Ford Mustang Mach-E große Sympathien. Er ist ein ausgereiftes Auto mit viel Platz und tollem Fahrwerk. Die Preise sind, im Vergleich mit der Konkurrenz, fair. Das gilt auch für den Namensbruder im Sportwagensegment.
Somit dürfte er also, wie auch die anfängliche Namenswahl, zur Familiensache werden.
Technische Daten
Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD |
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Systemleistung: kW / PS | 258 kW (346 PS), 580 Nm |
Batterie | 98,7 kWh (88 kWh netto) Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 180km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 18,7 kWh |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 23,0 kWh (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | 2.218 kg |
Anhängelast (gebremst) | 750 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.713 / 1.881 / 1.625 mm |
Grundpreis | 62.900 Euro |
Testwagenpreis | 66.900 Euro |