Ford S-Max und Galaxy: Wie man ein Segment erhält.
Es ist nicht alles schlecht, vor allem nicht, wenn man es richtig macht. Während die Autowelt langsam das Segment der großen Vans gegen die Wand fährt, präsentiert Ford frohen Mutes und voller Motivation die zweite Generation des S-Max. Und dies mit Fug und Recht. Die 2006 als dynamisch-selbstbewusste Alternative zum Galaxy eingeführte Modellreihe erfreut sich international großer Beliebtheit. Für Ford bringt der S-Max viele neue Kunden zur Marke, räubert sogar verstärkt unter den Premiummarken, die kein vergleichbares Angebot bereithalten.
Wie der Mondeo und der Galaxy basiert der S-Max auf der neuen großen Ford-Plattform und läuft nach dem Umzug der Produktion in Spanien vom Band. Der Verarbeitungsqualität schadet eine mögliche mediterrane Arbeitseinstellung keineswegs, soviel sei verraten. Zudem gefallen mit die Alcantara-Leder-Polster der gefahrenen Titanium-Version. Analog zum Mondeo kommt für den S-Max 2016 auch eine noble Vignale-Version ( Fahrbericht Mondeo Vignale hier ).
Beim Fahren beweist der S-Max seine sportliche Ausprägung. Straff federnd liegt er auf der Straße, gibt grobe Unebenheiten manchmal recht ungefiltert an die Insassen weiter, nervt aber nicht dauerhaft mit zu harter Abstimmung. Der zum Vergleich bewegte Galaxy beweist hier einen ganz anderen Ansatz, er ist der komfortablere Gleiter, der sowohl durch das weichere Fahrwerk aber auch durch den höheren Schwerpunkt mehr Seitenneigung in Kurven aufbaut und empfindliche Mägen manchmal stärker auf die Folter spannt. Dazu passen auch die Sitze im großen Van, die weniger Seitenhalt bieten als das Sportgestühl im S-Max.
Beide Autos habe ich zur besseren Vergleichbarkeit mit dem gleichen Motor gewählt, es ist der 180 PS starke 2,0 TDCI in Verbindung mit Frontantrieb (Allrad optional) und Doppelkupplungsgetriebe. Das Aggregat reicht im Alltag voll und ganz aus. Ich persönlich würde jedoch in der Zwickmühle stecken. Wie ein Großteil der Kunden schlägt mein Pendel in Richtung S-Max, Allradantrieb sollte sein – oder doch der stärkere 210 PS- Bi-Turbodiesel für nur 1.500 Euro Aufpreis?
Vor allem der agile S-Max animiert oftmals zu sportlicher Fahrweise, was den gefahrenen Selbstzünder manchmal ans Ende seiner Kräfte bringt (ja, ich weiß: Jammern auf sehr hohem Niveau). 50 Nm mehr Drehmoment (400 zu 450) sind durchaus spürbar, während die nackten Unterscheide bei Höchstgeschwindigkeit (208 zu 218 km/h) und Null-Hunder (9,5 zu 8,8 Sekunden –alle Werte am Beispiel des S-Max) reine Datenblattkosmetik sind.
Modellpolitisch macht Ford es mit dem großen Van-Duo genau richtig. Wo sich andere Hersteller den Van nicht mehr leisten wollen und können, lebt der Galaxy im Entwicklungs- und Produktionsverbund mit dem erfolgreichen S-Max weiter. Der flache Bruder hat sich über die Jahre sein eigenes Segment definiert, als erster Mitbewerber traut sich zaghaft Renault mit dem neuen Espace in die Fahrrinne des S-Max. Der übrigens auch sämtliche Nörgler Lügen straft, die beklagen, dass Ford nach dem Scorpio ( Klassikerfahrbericht hier ) kein großes Auto mehr baut – der S-Max ist in meinen Augen trotz des unterschiedlichen Karosseriekonzeptes der legitime Nachfolger der Granada-Scorpio –Ahnengalerie. Und passend für die mitwachsende (und mitalternde) Zielgruppe kommt die höhere Sitzposition gerade richtig.