Kurzer Kasten als Familienfreund - der Ford Tourneo Courer im ersten Fahrbericht.
Ford schließt die Erneuerung seines Van- und Transporter-Programms mit dem neuen Transit / Tourneo Courier ab. Der kleine Kastenwagen bzw. Hochdachkombi teilt sich weite Teile von Plattform und Technik mit dem B-SUV Puma und wird wie dieser in Rumänien gebaut.
Der Tourneo Courier im Video
Kenner der Materie merken jetzt auf: Wie, kein VW-Ford-Kooperationsprodukt? Während der VW Amarok auf dem Ranger basiert und der neue Transit / Tourneo Custom die Grundlage für den neuen VW Transporter / Caravelle T7 stellt nutzt Ford den VW Caddy als Basis für den Tourneo Connect (ein Transit Connect folgt in Kürze). Ihn gibt es in zwei Karosserievarianten mit 4,50 und 4,85 Metern und – im Falle der PKW-Version Tourneo Connect – mit bis zu sieben Sitzen. Knapp darunter greift der neue Ford Tourneo Courier mit einer Länge von 4,34 Metern von unten an. Etwas kompakter als Renault Kangoo, Citroën Berlingo und Co. will er viel Platz für Hobbies und Familie mit kompakten Ausmaßen verbinden.
2 Schiebetüren sind Serie
Das zeigt sich schon optisch. Der rechte Winkel war der beste Freund der Designer. Diese strenge Geometrie steht dem kleinen Ford gut zu Gesicht. Mit der steilen Front und der hohen Motorhaube holt er auch Kunden ab, die eigentlich lieber SUV fahren würden. Est recht in der leicht rustikal auftretenden Ausstattungslinie Active, mit unser Testwagen vorfährt. Steile Flanken und das senkrechte Heck sind Zeugen maximaler Raumausnutzung.
Zwei serienmäßige Schiebetüren, die eine jeweils 53,4 Zentimeter breite und 1,07 Meter hohe Öffnung auftun, bieten einen bequemen Zustieg in den Fond. Hier freut man sich über gute Platzverhältnisse, die knapp über denen im Renault Kangoo (bzw. Mercedes-Benz T-Klasse, Nissan Townstar) liegen. Dass die Kopffreiheit unter dem 1,82 Meter hohen Dach scheinbar unendlich erscheint, muss nicht extra erwähnt werden (und wurde es nun doch).
Die manuelle Heckklappe öffnet nach oben. Dann bietet sie nicht nur Zugang in einen 570 (Fünfsitzer) bis maximal 2.162 (dachhoch bis zu den Vordersitzen) Liter großen Kofferraum, sondern bietet auch einen geräumigeren Unterstand als jede gewöhnliche Bushaltestelle. Trotz der Größer der Klappe kann man sie, nach Zug an einer Schlaufe, ohne allzu großen Kraftaufwand schließen. Rückwärts-Einparker sollten nur einen ausreichend großen Abstand zur Tiefgaragenwand einhalten.
Gute Bedienstruktur im Cockpit
Vorne sitzt man angenehm hoch im Auto, das Mobiliar für Fahrer und Beifahrer muss jedoch Kritik einstecken. Seitenhalt in Kurven ist so gut wie nicht vorhanden, außerdem drückt eine Kante in der Polsterung auf Höhe der Schulterblätter in den Rücken. Die Stoffsitzbezüge der Active-Version mit eingesticktem „A“-Symbol sind griffsympathisch und wirken gut verarbeitet. Das gilt auch für den Rest des Innenraums, trotz Hartplastikanteils.
Das in Höhe und Weite verstellbare Dreispeichenlenkrad hat die markentypischen Multifunktionstasten. Alles ist gut sortiert. Das gilt auch für die Anzeigen im digitalen Kombiinstrument.
Das zweite Display ist ein Touchscreen für die Infotainmentfunktionen. Das Ford-eigene SYNC4-System ist aus anderen Modellen der Marke bekannt. Die Kopplung eines Smartphones gelingt in wenigen Sekunden. Apple CarPlay und Android Auto lassen sich kabellos nutzen. Die optionale Induktiv-Ladeschale war im (Vorserien-)Testwagen jedoch funktionslos, weswegen das iPhone dann doch über die USB-C-Busche an die Stromversorgung angeschlossen wurde.
Nicht nur in den Kofferraum-Seitenwänden, auch im Cockpit gibt es viele gut nutzbare Ablagefächer. Auch die Türtaschen sind groß genug. Darüber freut sich nicht nur die Handwerker im Transit Courier, sondern auch die Familie im Alltagsverkehr zwischen Schule, Sportverein und Großeltern-Besuch.
Kleiner Hubraum, hoher Verbrauch
Egal, wohin die Reise geht: Zum Markstart sorgt immer ein EcoBoost-Dreizylinder-Benziner mit einem Liter Hubraum für den Vortrieb. Ein elektrischer Ford Transit / Tourneo Courier mit 100 kW Leistung ist für einen späteren Zeitpunkt angekündigt. Der Verbrenner leistet 92 kW / 125 PS. Zu wenig für den über 1,5 Tonnen schweren Kompakt-Kasten? Auf den ersten Testfahrten nahe Barcelona erledigt der Dreiender einen guten Job. Im Überlandverkehr ist er ausreichend kräftig, auch bergauf. Tempo 120 sind auf der Autobahn zügig erreicht. Wie es danach in Sachen Längsdynamik weitergeht, konnte auf den limitierten spanischen Autobahnen nicht ausprobiert werden.
Wind- und Motorgeräusche bleiben stets im Hintergrund. Aber: Beim Spritverbrauch zeigt sich, dass der kleine Motor zu rackern hat. Trotz entspannter Fahrweise war die Anzeige des Bordcomputers nach zwei Tagen nicht unter den Verbrauchswert von 8,3 Litern auf 100 Kilometer zu bringen. Der WLTP-Normwert liegt bei 7,3 Litern. Ein Mildhybrid-Modul ist nicht verfügbar.
Das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen kostet heftige 2.400 Euro Aufpreis. Es bietet den Automatik-Komfort, versüßt den hohen Betrag aber nicht mit Arbeitsfreude. Die Gänge werden meist träge und mit Bedacht gewechselt. Das fällt sogar im ganz und gar nicht sportlichen Tourneo Courier auf.
Fords neuer Bestseller?
Die neue Baureihe der Nutzfahrzeug-Division Ford Pro könnte sich auch zum Kern-Modell der PKW-Abteilung mausern. Mit einem Basispreis von 25.450 Euro für die Basisversion Trend ist der Ford Tourneo Courier der günstigste Ford nach dem Entfall des Kleinwagens Fiesta. Auch in der gehobeneren Titanium-Ausstattung bleibt er mit 27.350 Euro knapp unter dem Plattformspender Puma, den es ab 27.400 Euro gibt. Der Ford Focus startet erst bei 32.100 Euro (Titanium, alle Preise Stand Januar 2024).
Es werde (weniger) Licht
Der Tourneo Courier Active bringt ab 28.950 Euro neben seinem optischen Zierrat u.a. auch Klimaautomatik, die (mutmaßliche, siehe oben) induktive Ladeschale, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Parksensoren auch vorne und elektrische Fensterheber in den hinten Türen mit. Unverständlich ist, dass ein neues Auto im Jahr 2024 in allen Ausstattungslinien mit Halogen-Hauptscheinwerfern die Nacht – mehr oder weniger – erhellt. LED-Technologie gibt es nur für das Tagfahrlicht als Extraausstattung.
Der hier gezeigte Testwagen trägt die Lackierung „Bursting Green Metallic“ und ein weißes Dach. Dazu kommen als Optionen das Doppelkupplungsgetriebe, Winterpaket und das erwähnte LED-Tagfahrlicht. Der Listenpreis summiert sich damit auf 33.373 Euro.
Fazit
Der Ford Tourneo Courier ist nicht nur ein Nutzfahrzeug mit mehr Fensterfläche. Als kompakter Hochdachkombi bietet er viel Platz für Familie und Hobbies, tritt dabei – zumindest als Active-Modell – selbstsicher auf. Der kleine Dreizylinder-Benziner reicht für den Alltag aus, verbraucht aber zu viel Sprit. Sparen kann man sich das Doppelkupplungsgetriebe mit wenig Elan.
Dank günstiger Preise dürfte der kleine Ford-Kasten künftig auch Interessenten ansprechen, die sich eigentlich für einen Focus interessieren – auch schon vor dessen Ende im Jahr 2025.
Technische Daten
Ford Tourneo Courier Active |
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Antriebsart | Benziner |
Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 998 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 92 kW / 125 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 170 Nm bei 1.400 - 4.500 U/min |
Getriebe | Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 45 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 11,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,3 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,3 Liter (lt. Bordcomputer) |
Kofferraumvolumen | 570 - 2.162 Liter |
Leergewicht | 1.545 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.337 / 1.791 / 1.817 mm |
Basispreis Baureihe | 25.450 Euro |
Basispreis Modellvariante | 31.350 Euro |
Testwagenpreis | 33.373 Euro |