Der neue Kia Sportage im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Ganz nah beim Kunden war der Kia Sportage auch schon am Anfang seiner Karriere. Als Mitte der 1990er-Jahre die erste Generation des SUV präsentiert wurde, rollten die Autos einige Zeit lang „made in Germany“ bei Karmann in Osnabrück von den Bändern.
Der Auftragsfertiger ist mittlerweile Geschichte und wird vom koreanischen Autohersteller aber auch nicht mehr benötigt. Längst unterhält die Marke im slowakischen Zilina eine eigene Fabrik, wo neben dem kompakten Ceed auch der Sportage gefertigt wird. Vor kurzem begann dort die Montage der neuen SUV-Generation.
Der Kia Sportage im Video
Sportage der Fünfte, will uns wieder ganz nah sein. Erstmals leistet sich Kia bei seinem globalen Besteller den Luxus, unterschiedliche Varianten anzubieten. Während in Asien und Nordamerika eine 4,66 lange Sportage-Version mit längerem Radstand und drittem Seitenfenster angeboten wird, bekommen wir einen typischen Vertreter der populären Kompakt-SUV-Klasse. Mit 4,52 Metern Länge ist der neue Kia Sportage nur knapp länger als der erfolgreiche Vorgänger (4,49 Meter), hält außerdem den hierarchischen Respektabstand zum Kia Sorento (4,81 Meter).
GT-Line mit eigener Tigernase
Als erstes Verbrenner-Modell der Marke nutzt der fünfte Kia Sportage die neue Designsprache „Opposites United“, die mit dem Elektro-Crossover EV6 eingeführt wurde. Dominante LED-Lichtleisten an der Front, weit außen liegende Scheinwerfer und eine flache Interpretation der „Tigernase“ im oberen Lufteinlass sorgen für den Auftritt des Sportage. In der Ausstattungslinie GT-Line, in der einer der Testwagen vorfuhr, unterscheidet sich das Näschen mit einer eigenständig geformten Spange in Wagenfarbe von den anderen Ausstattungslinien. Den Kontrast zur zerklüfteten Front bietet die Heckpartie. Breite LED-Scheinwerfer und klare Flächen bieten dem großen Markenlogo im neuen Design seine Bühne.
Moderne Zeiten sind auch innen angebrochen. In allen Ausstattungslinien außerdem dem Basismodell Edition 7 fährt ein 12,3 Zoll großes Infotainmentdisplay mit, in den Varianten Spirit und GT-Line auch digitale Instrumente in der gleichen Größe. Beide Anzeigen gruppieren sich unter einer gemeinsamen, gebogenen Abdeckung (curved Display).
7 Jahre Navi-Updates
Der Online-Zugang des Kia-Connect-Systems ermöglicht die Nutzung von Echtzeit-Verkehrsdaten. Über einen Zeitraum von sieben Jahren, der auch der Fahrzeuggarantie entspricht, kann das Kartenmaterial der Routenführung mit Updates versorgt werden. Die Tastenleiste unter dem Bildschirm ist künftig als „Multi Mode Touch-Display“ ausgeführt. In zwei Menüebnen werden entweder Klimaeinstellungen oder Menütasten angezeigt, die Drehregler dienen dann der Temperatur- oder der Lautstärkesteuerung.
Die hohe Mittelkonsole und Teile des Armaturenbretts überziehen Dekore in schwarzer Hochglanzoptik. Das wirkt optisch schick, zieht aber Staub, Fingerabdrücke und auf Dauer auch Kratzer magisch an. Links vom Lenkrad wirkt die Taste zur Steuerung der elektrischen Heckklappe zudem weniger hochwertig ausgeführt.
Das Platzangebot ist in beiden Sitzreihen sehr ordentlich. Mit dem optionalen Panorama-Schiebedach wird die Kopffreiheit im Fond für Sitzriesen aber leicht eingeschränkt. Vordersitze und Fondbank sind sehr bequem. Ein praktisches Detail ist der in die Vordersitze integrierte Jackenhalter.
Der Fahreindruck des Mild-Hybriden
Nach dem Druck auf den Startknopf legt man die Fahrstufe „D“ über einen Drehregler auf der Mittelkonsole ein. Der 1,6 Liter große T-GDI-Vierzylinder-Benziner im Kia Sportage ist bekannte Konzernware. Hier im neuen Kompakt-SUV leistet er 132 kW / 180 PS. Als Mild-Hybrid wird er elektrisch unterstützt. Beim Bremsen oder Schubbetrieb wird Energie rekuperiert und in einer kleinen Batterie unter dem Kofferraum gespeichert. Beim Anfahren und Beschleunigung boostet die E-Maschine dann und lässt den Sportage angenehm spritzig wirken.
Im Eco-Fahrmodus schaltet der Mildhybrid zudem den Motor im Schubbetrieb ab, man „segelt“ dann kurze Strecken lokal emissionsfrei. Einen großen akustischen Unterschied macht das nicht, denn die Ingenieure haben den Benziner gut abgekapselt. Lediglich beim Ausdrehen in hohe Drehzahlregionen nimmt man seinen teils rauen Lauf akustisch wahr.
Elektronische Dämpfer bei GT-Line
Nur in der Topversion GT-Line bringt der Kia Sportage ein Fahrwerk mit elektronischer Dämpferkontrolle mit. Je nach Fahrmodus (Eco, Comfort, Sport) werden dann nicht nur das Ansprechverhalten des Antriebs und die Lenkung, sondern auch das Fahrwerk angepasst. Die Spreizung fällt, zumindest während der ersten Testfahrten, gering aus. Auch im Sportmodus bleibt der Sportage selbst mit 19-Zoll-Felgen also ein komfortables Auto.
Als Durschnittsverbrauch gibt der Bordcomputer nach dem Testtag einen Wert von 8,6 Litern je 100 Kilometer an. Damit liegt der Kia Sportage Mild-Hybrid als Allradmodell mit DCT 1,4 Liter über dem WLTP-Normwert von 7,2 Litern. Einen genauen Alltagsverbrauch kann erst ein späterer Test klären.
Wer lieber selbst schaltet, bekommt den Kia Sportage als Mild-Hybrid mit 150 PS übrigens auch mit dem iMT genannten Schaltgetriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung. Diese Leistungsstufe ist aber auch ohne Elektrifizierung mit herkömmlicher Handschaltung zu haben. Für Vielfahrer und Anhänger-Freunde gibt es den Kia Sportage auch als 1.6 CRDI-Diesel mit 136 PS. Zeitversetzt startet 2022 als Topmodell der Plug-in Hybrid mit einer Systemleistung von 265 PS.
Und was ist mit dem Hybrid?
Die Modellpalette in anderen Märkten hält außerdem noch ein Vollhybrid-Modell bereit. In Deutschland wird der „HEV“ (Hybrid Electric Vehicle) nicht angeboten. Die Erklärung liegt in der hohen Förderung für Plug-in Hybride, wie der Blick zu den Schwestermodellen zeigt.
Beim größeren Kia Sorento, aber auch beim technisch verwandten Hyundai Tucson ist der PHEV ein paar Tausender teurer als der Vollhybrid, wird nach Abzug der Umweltprämie aber günstiger. Da verwundert es kaum, dass die Nachfrage nach dem Hybrid gering ist.
Wandlerautomatik für 350 Nm
Weil wir bei AUTONOTIZEN aber gerne über den Tellerrang hinausblicken, haben wir uns den Kia Sportage Hybrid für Testfahrten geschnappt. Der gleiche 180-PS-Benziner arbeitet hier im Team mit einem 44 kW (60 PS) starken Elektromotor, die Systemleistung liegt bei 230 PS. Im Gegensatz zum doppelkuppelnden Mildhybrid wird die Kraftverteilung im HEV-Modell von einer Sechsgang-Wandlerautomatik gesteuert.
Die knapp 1,5 kWh große Batterie erlaubt ein paar hundert Meter elektrisches Fahren. Genug, um durch das Wohngebiet zu stromern. Wie beim milden Bruder gelingt der Wechsel vom elektrischen Fahren zum Einsatz des Benziners harmonisch und ohne starke Geräuschentwicklung.
Mit 350 Newtonmetern ist der Hybrid-Sportage bei Bedarf kräftiger als der Mildhybrid mit 265 Newtonmetern. Der Charakter des stärker elektrifizierten Modells erzieht den Fahrer aber mehr zum entspannten Fahren auf der Jagd nach niedrigen Verbrauchswerten.
Der Testwagen des Sportage Hybrid verzichtete auf das GT-Line-Lametta. Eine gute Gelegenheit, den Fahrkomfort in Verbindung mit 18-Zoll-Felgen und ohne elektronische Dämpfersteuerung auszuprobieren. Auch mit diesem Setup gefällt der Kia Sportage selbst auf Straßen minderer Qualität.
Im größeren Kia Sorento hat der Hybridantrieb im Alltagstest Verbrauchswerte von 7,3 Litern Super je 100 Kilometer ermöglicht. Je nach Fahrweise und Einsatzgebiet dürften beim Sportage 6,5 bis sieben Liter möglich sein.
Das kostet der Kia Sportage
Das Basismodell der neuen Modellpalette ist der Kia Sportage Edition 7 mit 110 kW / 150 PS starkem Benziner und Sechsgang-Schaltgetriebe für 27.790 Euro. Dieser Preis zeigt die Entwicklung der Marke, denn der Vorgänger startete zuletzt bei 22.890 Euro, war also 4.900 Euro günstiger.
Mit dem Modellwechsel flog jedoch der 132 PS starke Saugbenziner aus dem Programm. Zur Mehrleistung gesellt sich zudem eine leicht verbesserte Serienausstattung, beispielsweise erweitert um 17 (statt 16) Zoll große Leichtmetallfelgen, LED-Scheinwerfer und digitale Instrumente.
Über Edition 7 rangieren die Ausstattungslinien Vision, Spirit und GT-Line. Erst in den beiden höheren Versionen sind adaptive LED-Scheinwerfer, die größeren Digitalinstrumente, induktive Ladeschale für das Smartphone und elektrisch einstellbare Vordersitze enthalten.
Beim GT-Line kommen, wie erwähnt, 19-Zoll-Felgen und das Fahrwerk mit elektronischer Dämpferkontrolle hinzu. Außerdem ventilierte Vordersitze und die eigenständige Optik an der Front. Es verwundert kaum, dass der Kia Sportage damit die Preisregionen der Einstiegsvariante verlässt
Als 1.6 T-GDI Mildhybrid mit Allradantrieb und 7-Gang-DCT kostet der Kia Sportage GT-Line dann schon üppige 45.490 Euro. Unser Testwagen mit DriveWise-Park-Paket-Plus, zu dem auch der tolle Totwinkelassistent mit Anzeige im Kombiinstrument gehört, Panoramadach, Soundsystem und Zweifarb-Metalliclackierung kommt dann auf stolze 49.380 Euro.
Die Dieselmodelle liegen preislich ein paar hundert Euro über dem stärkeren Benziner. Auch beim Selbstzünder ist der Allradantrieb stets an Varianten mit DCT-Doppelkupplungsgetriebe (im 1.6 CRDI Vision ab 38.940 Euro) gekoppelt.
Fazit
Kein Widerspruch in sich: Der neue Kia Sportage ist ein ganz Großer, ohne gewachsen zu sein. Um die Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben, leistet sich Kia den Luxus von unterschiedlichen Karosserievarianten für Europa und Asien bzw. Nordamerika. Damit folgt der Kia Sportage bei uns nicht dem allgemeinen Trend zum Größenwachstum. Nicht nur Normgaragen- und Stellplatzparker werden das dankend notieren.
Trotz des weitestgehend digitalisierten Cockpits klappt die Bedienung weitestgehend problemlos. Das Platzangebot für Fahrer und Passagiere ist für die meisten Menschen mehr als ausreichend. Das dürfte auch für die Leistung des starken Mildhybrid-Benziners gelten, der mit dem Doppelkupplungsgetriebe ein harmonisches Team darstellt.
Auch der Vollhybrid gefällt mit seiner gelungenen Antriebsabstimmung. Die aktuelle Förderung für den Plug-in Hybrid steht einem möglichen Erfolg in Deutschland aber im Weg, weswegen der 230-PS-Sportage hier erst gar nicht angeboten wird. Während Benziner und Diesel des neuen SUV ab Januar 2022 beim Händler stehen, folgt das elektrifizierte Topmodell mit 265 PS Systemleistung im Frühjahr.
Technische Daten
Kia Sportage 1.6 T-GDI MHEV AWD GT-Line |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.598 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 132 kW / 180 PS bei 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 265 Nm bei 1.500 - 4.500 U/min |
Getriebe | Siebengang-Doppelkupplung |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 201 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,2 Liter (WLTP) |
Verbrauch real auf 100km | 8,5 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental Winter Contact TS850, 235/50 R19 |
Leergewicht | 1.648 - 1.797 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.650 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.515 / 1.865 / 1.650 mm |
Grundpreis | 45.490 Euro |
Testwagenpreis | 49.380 Euro |