MG ZS EV 2021 Neues Elektro-SUV aus China

So fährt sich der elektrische MG ZS EV: Alltagstest mit Video-Review.

„Äm Dschi als SUV, denen ist ja nichts heilig“ sagt der Spaziergänger, der uns beim Filmen und Fotografieren einige Momente lang über die Schulter schaut. Aufklärung ist angesagt. Denn es ist mitnichten so, dass „die Chinesen“ einfach eine herumliegende Marke aufgeschnappt haben und damit jetzt versuchen, Autos zu verkaufen.

Blicken wir zurück ins Jahr 2005. Mal wieder stand der britische MG Rover-Konzern vor dem Aus. Der chinesische Autohersteller Nanjing Automobile Corporation übernahm Werk und Marken, baute weiterhin Autos im Stammwerk in Longbridge bei Birmingham.

Der MG ZS EV im Video

Die Nanjing Automobile Corporation wurde dann Ende 2007 vom Staatskonzern SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) geschluckt. In China verkaufe man Rover-Modelle unter dem abgewandelten Namen Roewe. Im ehemaligen Heimatmarkt Großbritannien gab und gibt es weiterhin MG. Dort ist eine ganze Modellpalette vom Kleinwagen über einen kompakten Kombi (auch mit Elektroantrieb) bis hin zu SUV erhältlich.

Der Wandel von der verklärten Erinnerung an MG-Sportwagen früherer Jahrzehnte hin zu modernen Mainstream-Autos ist also nur aus deutscher Sicht ein plötzlicher. Global betrachtet hat die Marke eine Entwicklung vollzogen, wie sie viele andere Labels auch durchgemacht haben.

Elektro-SUV ab 31.990 Euro

MG ZS EV China Elektro SUV Test Fahrbericht Video Review 2021

Jetzt startet SAIC mit der Marke MG auch den Verkauf in europäischen Märkten außerhalb Großbritanniens. Womit wir also endlich zum Thema kommen. Bei uns beschränkt sich das Modellangebot ausschließlich auf elektrifizierte Modelle, der MG ZS EV macht den Anfang.

Das 4,31 Meter lange SUV-Modell wurde ursprünglich bereits 2016 vorgestellt. Auf die Benziner folgte die EV-Version, die jetzt ihre Deutschland-Premiere feiert. Vorbereitet wurde der Marktstart mit Bedacht. Die Euro-NCAP-Organisation fuhr den ZS EV gegen die Wand und gab ihm im Crashtest fünf von fünf Sternen. Parallel wurde der Vertrieb vorbereitet. Erste Autohäuser in Deutschland beginnen jetzt mit dem Verkauf der Marke.

31.990 Euro kostet der MG ZS EV in der Basisausstattung mit dem Namen Comfort. Hier sind u.a. ein 8-Zoll-Infotainmentdisplay mit Apple CarPlay und Android Auto, adaptive Geschwindigkeitsregelanlage und Spurthalteassistent an Bord. Darüber rangiert der MG ZS EV Luxury für 33.990 Euro, der dann zusätzlich Panoramadach, Kunstlederbezüge, elektrisch einstellbaren Fahrersitz, Totwinkel- und Querverkehrswarner und Rückfahrkamera mitbringt.

9.570 Euro Umweltprämie für Elektroautos kann man von diesen Preisen abziehen, womit das Basismodell am Ende für 22.420 Euro zum Kunden rollen kann. Damit wird der MG ZS EV durchaus zum Elektro-Schnäppchen.

Preis-Vergleich zu Aiways, Kia und Co.

Wie schlägt er sich denn so im Preis-Vergleich mit der Konkurrenz? Auch aus China kommt der etwas größere Seres 3 von DFSK. Er kostet ab 33.340 Euro (Luxury ab 36.910 Euro), ist dabei etwas besser ausgestattet. Der nochmals deutlich größere und moderner wirkende Aiways U5 hat einen Listenpreis von mindestens 38.970 Euro. Seres 3 und Aiways U5 dürfen aber gerne noch beim Infotainment und der beim MG serienmäßigen Smartphone-Einbindung nachlegen.

Hier sind die Koreaner vorn dabei. Ein vergleichbar ausgestattetet Kia e-Niro Vision mit 100 kW-Motor kostet aber auch schon 38.290 Euro, der Hyundai Kona Elektro ist auf ähnlichem Niveau.

Was bekommt man beim MG-Händler für sein Geld? Ein ordentlich verarbeitetes Auto, das auch auf den zweiten Blick nicht billig wirkt. Im Unterflurfach des 448 Liter großen Kofferraums liegen die Ladekabel, eines für Wallbox oder DC-Säule, eines für die Haushaltssteckdose, ordentlich aufgeräumt bereit.

Weiter vorne bietet der MG ZS EV auf der Rücksitzbank brauchbare, aber nicht wirklich üppige Platzverhältnisse. Kommoder sitzen große Menschen vorne. Einzig das nur in der Höhe verstellbare Lenkrad, dessen Kranz sich zudem ein wenig plastikhaft anfühlt, schmälert den Sitzkomfort.

So fährt sich der MG

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Die analogen Rundinstrumente sind gut ablesbar. Eine dauerhaft präsente Reichweitenanzeige fehlt leider, dabei wäre sie durchaus angebracht. Aber dazu gleich mehr. Genießen wir erst noch das ordentliche Lautsprechersystem und drücken ein bisschen im Cockpit herum. Alles ist ordentlich zusammengesteckt, auch auf schlechten Straßen knistert oder klappert nichts.

Los geht’s auf Testfahrt. Leicht feuchter Asphalt zeigt, wie arg so ein Elektromotor mit sofort bereitstehenden 353 Nm Drehmoment an den Vorderrädern zerrt. Der Traktionskontrolle wird im MG gewiss nicht langweilig.

105 kW (143 PS) leistet der E-Motor maximal. Damit kommt der MG flott voran. Über einen Kippschalter lassen sich drei Fahrmodi einstellen. Normal, Sport und Eco. Im Eco-Modus geht es mit leicht gedämpftem Temperament voran, was sie Reichweite mit dem Strom aus der 44,5 kWh großen Batterie erhöhen soll.

263 Kilometer soll sie laut WLTP-Norm betragen. Davon ist das China-SUV zumindest bei winterlichen Temperaturen weit entfernt. Auch bei randvollem Akku sind nur knapp unter 200 Kilometer drin. Da gilt es also, je nach Fahrprofil die Ladestopps zu bedenken.

Mit CCS am Schnelllader

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Unter der Frontmaske steckt, wegen des nach oben aufschwingenden Markenlogos eher schlecht erreichbar, der Ladeanschluss. Am Schnelllader über CCS sollen laut Hersteller bis zu 85 kW Ladeleistung möglich sein. Die recht ungenaue Ladezustandsanzeige führte im Test dazu, dass wir mit 38 anstatt geglaubter 20 Prozent SoC (State of Charge) am Schnelllader ankamen – dann waren nicht mehr als 30 kW Ladeleistung zu schaffen. Stempeln wir das aber mal unter "Anwenderfehler" ab.

Wechselstrom lädt der MG ZS EV nur einphasig. Auch an einer 22 kW-Ladesäule sind also maximal 7,2 kW Ladeleistung möglich, was die Standzeiten entsprechend erhöht. Reichweite und Ladezeiten empfehlen den Chinesen also vornehmlich als Zweitwagen und als typisches City-SUV. Schlimm? Gar nicht – denn das urbane Streckenprofil dürfte bei fast jedem Auto dieses Formats der Alltag sein.

Hier erfreut der MG mit seinem KERS-System. Ja, kleiner hatten sie es nicht. Der Begriff ist aus der Formel 1 bekannt, aber auch hier nicht fehl am Platz. Das „Kinetic Energy Recuperation System“ erlaubt über einen Kippschalter in der Mittelkonsole drei Stufen. Im höchsten Niveau lässt sich der ZS EV beinahe im Ein-Pedal-Modus fahren. Erst ab knapp über 10 km/h muss man vor der Haltelinie die Bremse betätigen.

Trotz dem fleißigen Einsatz der Rekuperation überzeugt der Stromverbrauch noch nicht so richtig. 16,9 kWh je 100 Kilometer sind der Normwert. Im Testalltag pendelte er sich bei um 21 kWh/100 km ein. Womit sich auch die o.g. Reichweitenangabe erklären lässt.

Auf der Autobahn beschleunigt der MG zügig voran, bis hin bei 140 km/h (laut Tacho 155 km/h) die Elektronik einbremst. Damit kann man aber gut im Verkehr mitschwimmen. Kritik gilt dem Spurhalteassistenten, der oft unvermittelt mit einer hektischen Lenkbewegung eingreift, die unbedarfte Fahrer zum erschrockenen Gegenlenken verleiten könnte.

Fazit zum MG ZS EV

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Das kann funktionieren! MG startet bei uns mit einem ansprechend gestalteten Elektroauto im zeitgemäßen City-SUV-Format. Verarbeitung und Technik genügen den Ansprüchen der meisten Kunden, die Ausstattung ist ordentlich. Das alles gibt es zum günstigen Preis, der deutlich unter der Konkurrenz liegt. Sieben Jahre Garantie bis 150.000 Kilometer sollen Zweifler zusätzlich überzeugen.

Gut möglich, dass man bald mit einem Oldtimer angesprochen wird: „Äm Dschi – machen die nicht eigentlich SUV?“

Technische Daten

MG ZS EV

Maximale Leistung kW / PS 105 kW (143 PS)
Max. Drehmoment 353 Nm
Getriebe Eingang-Reduktionsgetriebe
Batterie 44,5 kWh Lithium-Ionen
Beschleuningung 0-100 km/h 8,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 140 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 16,9 kWh
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km 21 kWh
Leergewicht 1.518 kg
Anhängelast (gebremst) n/a, Stützlast 75 kg
Grundpreis 31.990 Euro (Comfort)
Testwagenpreis 33.990 Euro (Luxury)
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad