MG ZS Hybrid+ 2024 Günstiger als ein Dacia Duster - und sonst so?

Der neue MG ZS Hybrid+ im Fahrbericht mit Video-Review.

Gutes Timing oder glücklicher Zufall? Während Autokäufer in Deutschland mit Elektroautos stärker hadern als bisher, erneuert MG seine SUV-Palette mit Verbrennern und Hybriden. Zwei Neuerscheinungen der chinesischen Marke, die Teil des SAIC-Konzerns (Shanghai Automotive Industry Corporation) ist, dürften die Position von MG auf dem deutschen Markt weiter festigen.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 wurden bei uns 16.734 MG erstmals zugelassen, der Marktanteil liegt bei 0,8 Prozent. Zur Einordnung: Das macht MG nicht nur zum stärksten chinesischen Anbieter auf dem deutschen Markt. Die Absatzzahlen nun der Anteil am Gesamtmarkt liegen vor etablierten Labels wie Honda oder Alfa Romeo. Rund zwei Drittel der MG-Verkäufe entfielen dieses Jahr auf den elektrischen MG4. Jetzt dürften vermehrt SUV mit Abgasanlage hinzukommen.

Der MG ZS im Video

Neben dem neuen MG HS als Benziner und als Plug-in Hybrid rollt in diesem Herbst auch die zweite Generation des kompakteren ZS an den Start. Mit dem Vorgänger feierte MG damals seinen Start in Deutschland, zuerst mit Elektroantrieb und später auch zusätzlich als Benziner zu Preisen auf Dacia-Niveau.

Der neue MG ZS ist eine komplette Neuentwicklung, er übernimmt nur die Modellbezeichnung vom Vorgänger. Die technische Basis teilt sich das SUV, das mit einer um elf Zentimeter auf 4,43 Meter gewachsenen Karosserie zwischen dem B-Segment um Dacia Duster, Ford Puma und Renault Captur sowie dem C-Segment mit Kompakt-SUV positioniert ist, mit dem Kleinwagen MG3 . Das gilt auch für den Antrieb, beide Chinesen gibt es zum Marktstart als „Hybrid+“-Modelle als Vollhybride, reine Benziner als Einstiegsvarianten folgen später.

Was kann der Hybrid?

Unter der, für ein SUV ungewöhnlich flachen, Motorhaube steckt neben dem 1,5 Liter großen Vierzylinder-Benziner mit 75 kW / 105 PS auch ein 100 kW (136 PS) starker Elektromotor. Er ist für einen Vollhybriden ungewöhnlich stark, auch der Akku zeigt mit einer Speicherkapazität von 1,83 kWh mehr als entsprechende Bauteile bei Mitbewerbern. Das Resultat sind eine hohe Systemleistung von 145 kW / 197 PS sowie, laut MG, die Möglichkeit, bis zu zehn Kilometer rein elektrisch zu fahren.

Wir starten zur Testfahrt im neuen ZS und nehmen zuerst Stadtverkehr unter die Räder und vor die LED-Scheinwerfer. Auf den kurzen Wegen zwischen Kreuzungen mit roten Ampeln sowie auf der Ringstraße sind wir tatsächlich meist elektrisch unterwegs, wie der Blick auf die Energieflussanzeige im farbigen Digital-Cockpit zeigt. Hier muss man auch hinsehen, um zu erkennen, wann der Benziner mit ins Spiel kommt. Die Aktivierung des Verbrenners ist nämlich im Innenraum nicht durch Rucke oder Vibrationen spürbar, zudem hört man ihn dank guter Dämmung kaum.

Der große blaue Wegweiser lädt uns ein, auf die Autobahn abzubiegen. Zuerst mit tempolimitierten 80 km/h, später rauf auf 120 und dann auch ohne Beschränkung. Der Hybrid beschleunigt zügig und wirkt auch hier keinesfalls angestrengt oder träge. Gleichwohl gilt immer: Trotz nominell fast 200 PS ist der MG ZS Hybrid+ kein Sportwagen, er belässt es beim Wert von 8,7 Sekunden für die Beschleunigung von null bis 100 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h. Mehr als genug für den SUV-Alltag. Die Dreigang-Wandlerautomatik arbeitet diskret im Hintergrund und hält den Vierzylinder meist im entspannten Drehzahlbereich.

Dritte Disziplin: Überlandverkehr, auch mit eher mittelmäßigen Nebenstrecken. Auch auf welligem Asphalt gefällt das Fahrwerk des ZS mit gutem Reisekomfort. Dazu passen die gut gepolsterten Sitze, die harte Kanten oder Querfugen auf Straßen und Brücken zusätzlich abmildern. Am Ende des Testtags zeigt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern je 100 Kilometer an. Der WLTP-Normwert liegt bei 5,1 Litern. Im Alltag sind also weniger als sechs Liter problemlos zu schaffen.

Steil stehende Seitenscheiben, schmale A-Säulen und die gut einsehbare Motohaube fördern die Rundumsicht beim Abbiegen und Rangieren. Dazu trägt auch die Platzierung des 12,3 Zoll großen Infotainment-Displays (Serie in den beiden höheren Ausstattungslinien, Basis mit 10,25 Zoll) bei. Der Touchscreen steht nicht auf dem Cockpit, sondern ist unterhalb der Lüftungsdüsen darin integriert.

Logisch aufgebautes Copckpit

MG ZS Hybrid+ 2024 Test Fahrbericht Video Preis Vergleich Dacia Duster

Aus anderen MG-Modellen sind Aufbau und Steuerung der Menüs bekannt, der Monitor reagiert meist flüssig auf Fingerdruck-Befehle. Eine solide Tastenleiste am unteren Rand des Displays erlaubt auch die Steuerung der Audio-Lautstärke über zwei Knöpfe. Deren Platzierung rechts macht Sinn, somit sind sie für den Beifahrer gut erreichbar. Der Fahrer kann die Beschallung über eine Wippe im Multifunktionslenkrad steuern. Dahinter zeigt sich ein weiteres, hochauflösendes 12,3-Zoll-Display für die Instrumente, dessen Inhalte man zum Teil konfigurieren kann.

Neben der Verarbeitung, auch auf schlechten Straßen knistert oder klappert nichts, gefällt auch die Materialauswahl. Zaubern können und wollen die Chinesen dabei gar nicht: Armaturenbrett und Türverkleidungen sind zum großen Teil mit harten Kunststoffen beplankt. Deren Oberfläche ziert aber eine dezente Narbung, dazu kommen scheinbare Nähte. Das sieht gut aus und ist gleichzeitig pflegeleicht.

Die Passagiere freuen sich über großzügige Platzverhältnisse, insbesondere in der zweiten Reihe. Hier kann man auch als großer Mensch locker mit Hochsteckfrisur oder Hut einsteigen, selbst dann reicht die Kopffreiheit aus. Die elektrische Verstellung der Vordersitze verzichtet für den Co-Piloten leider auf eine Höhenjustierung. Der Beifahrer sitzt somit etwas zu weit oben. Weiter hinten bietet der ZS einen 443 Liter großen Kofferraum, der sich nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen-Teile auf 1.457 Liter erweitern lässt. Eine ebene Fläche entsteht dann leider nicht. Außerdem fehlt eine Netztrennwand zum Schutz für sperriger und schwerer Ladung. Die passt auch nicht auf einen Anhänger – mit 500 Kilogramm reicht die Zuglast des Hybriden gerade mal für Grünzeug – wenn die Zubehör-Anhängerkupplung nicht nur für die Montage eines Fahrradträgers genutzt wird.

Preise ab 22.990 Euro

Den MG ZS gibt es in drei Ausstattungslinien mit den Bezeichnungen Standard, Comfort und Luxury. Das Standard-Modell mit Halogenscheinwerfern, Rückfahrkamera und 16-Zoll-Felgen kostet ab 22.990 Euro. Als Comfort für 24.990 Euro bringt der ZS dann zusätzlich u.a. 17-Zöller, das größere Infotainment-Display, LED-Scheinwerfer, Regensensor und schlüssellosen Zugang mit. Der ZS Luxury, hier als Testwagen zu sehen, kostet 26.990 Euro. Seine Ausstattung umfasst dann zusätzlich beispielsweise 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine 360-Grad-Kamerarundumsicht und Sitzheizung für die erste Reihe.

Im Vergleich zum Kleinwagen MG3 Hybrid+ ist der SUV-Bruder also 3.000 Euro teurer. Dafür bekommt man ein größeres, geräumigeres Auto und einer leicht besseren Ausstattung (z.B. geteilt umklappbare Rücksitzlehne). Spontan könnten Schnäppchenjäger die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und rufen: „Den alten ZS Benziner gab es ab 17.990 Euro!“ Stimmt, das ist ein Sprung von 5.000 Euro. Im Gegensatz zum arg gemütlichen Sauger des Vorgängers, der auch in Sachen Materialanmutung und Komfort eine Liga weiter unten spielte, gibt es jetzt den Hybrid-Antrieb. Er lässt (siehe oben) noch Platz für einen künftigen Basis-Benziner. Wir vermuten dann einen ZS-Basispreis von knapp unter 20.000 Euro.

Preis-Vergleich mit Dacia, Opel und Co.

MG ZS Hybrid+ 2024 Test Fahrbericht Video Preis Vergleich Dacia Duster

Zur Einordnung der ZS-Preise stellen wir den hier gezeigten Testwagen für 26.490 Euro – die schicke Lackierung in Emerald Green ist gratis – virtuell neben zwei Mitbewerber. Der eine ist der Dacia Duster Hybrid mit 140 PS Systemleistung in der gehobenen Ausstattungslinie Journey. Er kostet, mit zusätzlichen Optionen für eine annähernd gleiche Ausstattungsfülle, 28.450 Euro und ist damit im Vergleich zum MG ZS Luxury um fast 2.000 Euro teurer.

Segment-Platzhirsch ist der VW T-Roc. Der Bestseller ist deutlich teurer, als Life mit 150 PS starkem 1.5 TSI-Benziner und DSG kostet der Wolfsburger 35.120 Euro (alle Preise Stand Oktober 2024) und liegt damit deutlich über Dacia und MG. Auf einem ähnlichen Niveau wie der VW bewegt sich der Konzernbruder Skoda Karoq. Opel bietet den neuen Frontera als 136 PS starken Mildhybrid-Benziner mit Doppelkupplungstriebe an. In der Ausstattungslinie Edition mit zwei Extra-Paketen kommt der Neuling auf einen Listenpreis von 27.700 Euro – und fährt dann klassisch auf Stahlrädern (was im hektischen Großstadtverkehr mit Bordsteinkontakten keine schlechte Wahl ist).

Wo bleibt der elektrische ZS?

MG ZS Hybrid+ 2024 Test Fahrbericht Video Preis Vergleich Dacia Duster

Einen vollelektrischen ZS wird es, im Gegensatz zum Vorgänger, bei der aktuellen Generation nicht mehr geben. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Marke vom Elektroauto im SUV-Klein abwendet. Vielmehr wird in Zukunft zweigleisig gefahren. Anstelle einer umgebauten Verbrenner-Plattform mit den entsprechenden Kompromissen beim Packaging nutzt das kommende Modell eine eigene E-Plattform. In China ist der MG ES5 bereits vorgestellt worden, 2025 dürfte er (unter diesem Namen oder als MG5 Electric, auch als Nachfolger des Kombis?) dann nach Europa kommen.

Fazit

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Der MG ZS hat mit dem Vorgänger, außer der Modellbezeichnung, nichts gemeinsam. Der neue Chinese zeigt große Fortschritte bei Design, Platzangebot, Verarbeitung und Technik. Der Hybridantrieb wirkt ausgewogen und komfortabel, lässt sich dabei auch sparsam bewegen.

Auch bei der chinesischen Marke steigen die Preise, im Vergleich mit der Konkurrenz (auch der von Dacia) ist und bleibt der MG ZS ein echtes Schnäppchen. Wir sind gespannt darauf, wie sich das SUV in einem längeren Alltagstest schlagen wird.

Technische Daten

MG ZS Hybrid+

Antriebsart Hybrid
Antrieb Frontantrieb
Abgasnorm Euro 6e
Hubraum 1.498 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 75 kW / 102 PS
Max. Drehmoment 128 Nm bei 4.500 U/min
Getriebe Dreigang-Automatik
Elektromotor: Maximale Leistung kW 100 kW (136 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 250 Nm
Systemleistung: kW / PS 145 kW / 197 PS
Batterie 1,83 kWh
Batterie: Typ NMC (Nickel-Mangan-Kobalt)
Tankinhalt 41 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 8,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 168 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,1 Liter
Kofferraumvolumen 443 Liter
Länge / Breite / Höhe 4.430 / 1.818 / 1-635 mm
Basispreis Baureihe 22.990 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad