MG HS (2024) Größer als ein Tiguan, günstiger als ein Dacia

Den neuen MG HS gibt es als Benziner ab 27.990 Euro. Alltags-Test mit Video-Review.

Über 16.000 Autos der einst britischen Marke MG, seit einiger Zeit Teil des chinesischen SAIC-Konzerns, wurden von Januar bis September 2024 in Deutschland zugelassen. Der Großteil davon, genauer mehr als 11.000 Exemplare, entfällt auf den elektrischen MG4. Das untermauert das Image von MG als Elektromarke. Noch.

Der MG HS im Video

Die Verbrenner, die nach dem Marktstart in Deutschland als Plug-in Hybrid beim EHS (und später ohne Elektro-Anteil als HS) sowie dem Preisbrecher MG ZS ins Programm kamen, dürften bald eine größere Rolle spielen. Erst diesen Sommer kam der Kleinwagen MG Hybrid+ auf den Markt, dem ein reiner Benziner folgen soll. Außerdem erneuern die Chinesen ihre SUV-Palette. Den Anfang macht der MG HS, der jetzt als Benziner an den Start rollt, dicht gefolgt vom neuen Plug-in Hybriden.

Das Design des MG HS legt klassische Stilmittel wie den steilen Grill ab, folgt mit der spitz zulaufenden Front dem aktuellen Markengesicht. Schmale Leuchten an beiden Enden der Karosserie und eine flachstehende Heckklappe entsprechend dem aktuellen SUV-Zeitgeist.

Im Format ist der HS mit dem Modellwechsel um 4,5 Zentimeter auf jetzt 4,66 in der Länge gewachsen, verlässt damit beinahe das Segment der kompakten SUV. Zum Vergleich: den aktuellen VW Tiguan überragt der HS um 12 Zentimeter.

Viel Platz für die Familie

Auch beim Radstand hat der MG zugelegt, die Achsen stehen jetzt 2,77 Meter auseinander. Das ist im Innenraum spürbar: Vor dem 507 Liter großen Kofferraum, bei dem auch die Seitenwände mit Filzteppich ausgeschlagen sind, freuen sich die Fondpassagiere über generöse Platzverhältnisse. Vor den Knien und über dem Kopf gibt es viel Luft, zudem sorgt die angenehm hoch über dem Innenboden montierte Bank für einen bequemen Beinwinkel. Zudem kann man sich über Haltegriffe mit kleinen Jacken-Haken und Leselampen für die Außenplätze freuen. Auch an einstellbare Lüftungsdüsen für den Fond wurde gedacht.

Die Stromversorgung für mobile Endgeräte ist leider nur über klassische USB-A-Stecker möglich, auch im Cockpit. Hier helfen Adapter, um moderne Smartphones anzuschließen.

In der ersten Reihe nehmen Fahrer und Copilot auf großzügig geschnittenen Sesseln mit hohen Kopfstützen Platz. Arg viel Seitenhalt bieten sie nicht – in einem SUV für den Alltag verzichtbar. Zwei jeweils 12,3 Zoll große Displays unter einer gemeinsamen Abdeckung prägen die Cockpit-Landschaft. Das Instrumentarium hinter dem Lenkrad kann man in verschiedenen Layouts konfigurieren. Dafür muss man aber das entsprechende Menü auf dem zentralen Touchscreen bemühen. Er reagiert manchmal etwas träge auf Berührungen, was mit hektischem Nochmal-Fingerkuppendruck zu Fehlbedienungen führen kann.

Smartphone-Inhalte lassen sich über Android Auto und Apple CarPlay per Kabel-Verbindung anzeigen. Zumindest theoretisch. Im Testwagen ließ sich, gestestet mit drei verschiedenen iPhones und diversen Kabeln (USB-A auf Lightning, USB-C auf Lightning und USB-C auf USB-C mit einem Adapter im Cockpit) stets nur eine Fehlermeldung herstellen.

Die Assistenzausstattung umfasst alle gängigen Funktionen mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage und Spurhalteassistent samt nervigem Dauergebimmel von Tempohinweisen und Fahreraufmerksamkeits-Assistent. Ihm reicht ein kann zwei Sekunden langer Blick auf das Instrumenten-Display, dann schlägt er Alarm.

Was kann der Benziner?

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Unser Testwagen ist mit dem optionalen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis 2.000 Euro) ausgestattet. Ein Extra, das gewiss ein Großteil der SUV-Kundschaft wählen dürfte. Nach dem Motorstart gilt es, eine kleine Anfahrschwäche der Motor-Getriebe-Kombination hinzunehmen, ohne zu fest auf das Gaspedal zu latschen. Sonst stürmt der HS nach eben jener Gedenksekunde hastig nach vorne. Das wirkt unrund.

125 kW / 170 PS leistet der 1,5 Liter große Vierzylinder-Turbomotor, der ein maximales Drehmoment von 275 Newtonmetern entwickelt. Damit hängt das knapp unter 1,7 Tonnen schwere SUV gut am Gas und lässt sich ausreichend flott bewegen. Neben den teils trägen Gangwechseln des Getriebes fällt auf, dass das Fahrwerk mit Querfugen und schnell aufeinanderfolgenden Bodenwellen teilweise überfordert ist. Das Auto bleibt auf entsprechenden Strecken ständig in Bewegung. Bei glatterem Untergrund, beispielsweise auf der Autobahn, wogt der HS dafür komfortabel in Richtung Horizont.

Vorher muss man gewiss mal rechts raus zum Boxenstopp. Eine Start-Stopp-Automatik ist zwar vorhanden, weitere Effizienzmaßnahmen gibt es jedoch nicht. Der Testverbrauch von 7,6 Litern Super je 100 Kilometer ist nicht sonderlich niedrig. Immerhin liegt das MG HS damit exakt auf dem WLTP-Normwert, der sich also auch nicht wirklich im unteren Bereich der Klasse bewegt. Kurz- und Mittelstreckenfahrer mit Lademöglichkeit können zum HS Plug-in-Hybrid greifen, der jedoch 12.000 Euro über dem reinen Benziner liegt.

Billiger als ein Dacia?

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Damit kommen wir, neben dem Platzangebot und der guten Verarbeitung, zum weiteren großen Pluspunkt des HS. Das ausgewachsene SUV kostet in der „Comfort“ genannten Basisausstattung ab 27.990 Euro. LED-Scheinwerfer mit einfach gestricktem Fernlichtassistenten (Auf- und Abblenden, aber keine adaptiven Funktionen), 19-Zoll-Felgen, Parkesensoren für das Heck und Rückfahrkamera, ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz sowie das „MG Pilot“ genannte Assistenzpaket mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage und Spurhalter sind serienmäßig.

Also bekommt man ein SUV im (Mehr-als-)Tiguan-Format zum Preis eines Polo. Der Kleinwagen kommt mit DSG und einigen Optionen schnell auf Preise um 30.000 Euro, mit 115 PS starkem 1.0 TSI wohlgemerkt. Oder anders ausgedrückt: Der Basis-HS kostet mit der genannten Ausstattung nicht mehr als ein Dacia. Für den neuen Dacia Bigster , der mit 4,57 Meter langem SUV-Körper im gleichen Segment unterwegs sein wird, hat die Renault-Tochter einen Basispreis von unter 25.000 Euro in Aussicht gestellt. Mit ein paar Optionen dürfte der Bigster also den HS-Preis erreichen oder sogar übertreffen.

MG hält, alternativ zum Comfort-Modell, auch den HS Luxury bereit. Ab 29.990 Euro bringt er zusätzlich Lederbezüge, eine elektrische Verstellung auch für den Beifahrersitz (aber leider ohne Höhenjustierung), Sitzheizung vorne, die induktive Smartphone-Ladeschale in der Mittelkonsole, Zweizonen-Klimaautomatik, eine Online-Anbindung für das Navigationssystem, Parksensoren auch vorne und ein 360-Grad-Rundumsichtsystem mit. Weitere 2.000 Euro Aufpreis kostet in beiden Ausstattungslinien das Doppelkupplungsgetriebe.

Eine weiße Lackierung ist gratis, alle anderen Farben kosten 650 Euro Aufpreis. Unser in „Pebble Black“ getauchter Testwagen als MG HS Luxury mit Automatik stellt somit einen Listenpreis von 32.640 Euro dar. Viel Geld, aber im Vergleich zur versammelten SUV-Konkurrenz geht der Chinese damit als echtes Schnäppchen durch. Dazu kommt eine Neuwagengarantie für den Zeitraum von sieben Jahren ab Erstzulassung, bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern.

Fazit

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Der MG HS wurde mit dem Modellwechsel deutlich modernisiert. Nach seinem Wachstum ragt er fast in die SUV-Mittelklasse hinein, unterbietet dabei viele kompakte Mitbewerber (mutmaßlich bis hin zum Dacia Bigster) beim Preis.

Schwachstellen wie die nervige Bimmelei im Innenraum, die Dämüferabstimmung und den hohen Verbrauch muss man hinnehmen – bis MG bei einem Modellwechsel daran arbeitet. Auf der Habenseite des HS stehen neben der guten Verarbeitung vor allem das sehr gute Platzangebot für Passagiere und Gepäck.

Technische Daten

MG HS

Antriebsart Benziner
Antrieb Frontantrieb
Hubraum 1,5 Liter
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 125 kW / 170 PS
Max. Drehmoment 275 Nm
Getriebe Siebengang-Doppelkupplung
Beschleuningung 0-100 km/h 9,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 195 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 7,6 Liter
Verbrauch real auf 100km 7,6 Liter
Kofferraumvolumen 507 - 1.484 Liter
Leergewicht 1.675 kg
Anhängelast (gebremst) 1.500 kg
Länge / Breite / Höhe 4.655 / 1.890 / 1.664 mm
Basispreis Baureihe 27.990 Euro
Testwagenpreis 32.640 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad