Porsche komplettiert die Macan-Reihe mit dem 380 PS starken GTS. Eine erste Ausfahrt mit dem Power-SUV.
…und dann waren sie wieder zu viert. Nach dem Facelift Ende 2018 hat Porsche die Macan-Baureihe schrittweise komplettiert. Auf das Basismodell mit dem konzernweit eingesetzten Zweiliter-Vierzylinder, der weltweit die am meistverkauften Motorvariante für den Macan darstellt, und den S folgte der Macan Turbo mit doppelt aufgeladenem 2,9 Liter-V6 Motor und 440 PS.
Vom Topmodell abgeleitet folgt nun mit dem Macan GTS das Bindeglied in Sachen Leistung und Preis, das gleichzeitig der agilste Sportler unter den Vieren sein will. Auch er trägt den V6-Biturbo unter der Motorhaube, bei dem die beiden Lader für ein schnelles Ansprechverhalten innerhalb des „V“ der Zylinderbänke liegen. 280 kW / 380 PS maximale Leistung gönnen die Ingenieure und Programmierer dem GTS – was für sämtliche alltäglichen und weniger alltäglichen Situationen mehr als Genug sein dürfte.
Der Macan GTS im Video-Review
520 Nm maximales Drehmoment liegen bereits ab 1.750 U/min und in einem Plateau bis zu 5.200 Umdrehungen an. Also eigentlich immer. Verwaltet wird die Kraftentfaltung von einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Auf bis zu 261 km/h soll sich der Porsche Macan GTS laut Werksangaben maximal beschleunigen lassen.
Auf den ersten Probefahrten mit dem neuen Modell in Portugal stand das Highspeed-Bolzen aber nicht auf dem Programm. Es wäre auch deutlich eintöniger geworden als das Gezirkel über Landstraßen, die sich von der Atlantikküste hinauf in eine mit wenigen kleinen Ortschaften gespickte Berglandschaft schlängeln. Hier zeigt sich der Porsche Macan GTS in seinem Element. Der Fahrer wird vom Sportsitz (Alcantara ist Serie, Leder eine vielen Optionen) perfekt unterstützt und die Lenkung gibt viel Rückmeldung. Relativ hohe Rückstellkräfte machen die Artistik am steil stehen Multifunktionslenkrad zur kontrollierten Übung. In wenigen Autos wird man so schnell eine Einheit mit dem Bewegungsdrang der Maschine. Und das mit einem SUV, wohlgemerkt.
Der Innenraum als Maßanzug
Das adaptive Luftfahrwerk lässt eine große Spreizung der Dämpferabstimmung zu und hält nebenbei auch noch einen Offroad-Modus (für die Einfahrt zum neuen Einfamilienhaus, bevor der Asphalt kommt?) bereit. Unkomfortabel wird es aber selbst im härteten Set-up nur in den Augen und Gesäßen jener Mitfahrer, die lieber alte amerikanische Autos fahren. Man darf zusammenfassen, dass ich der Porsche Macan wie ein zwar großer, aber gutsitzender Turnschuh anfühlt.
Das sollte man aber nicht mit einem verschwenderischen Platzangebot gleichsetzen. Vorne schränkt die breite Mittelkonsole mit allerlei Tasten den Beinraum seitlich ein, im Fond wird es zumindest für groß gewachsene Passagiere vor den Knien etwas knapp.
Wichtiger für die potenziellen GTS-Kunden dürften neben den 15 Millimeter Tieferlegung der Karosserie geschickt eingesetzte schwarze Dekore an der Karosserie und rote Bremssättel als Erkennungszeichen der aller Gran-Turismo-Sport-Modelle von Porsche sein. Wie jetzt? Auf den Fotos schimmert doch deutlich die Farbe Gelb durch die 21-Zöller? Gut erkannt, die gelben Sättel sind das Erkennungszeichen der optionalen, mit über 8.000 Euro sündhaft teuren, Keramik-Bremsanlage (PCCB, Porsche Ceramic Composite Brake). Die dürfte im SUV-Alltag nicht nötig sein, zudem kann auch bei den Felgen Entwarnung für die Leasingrate gegeben werden. Die am mambagrünen Testwagen angeschraubten 21-Zoll-Felgen müssen auch nicht unbedingt sein. Passend zu den Dekoren stehen die serienmäßigen RS-Spyder-Räder in Schwatz dem Macan GTS auch sehr gut.
Übrigens: Wer doch unbedingt in die Sache mit den Bremsen investieren will, hat auch die Wahl der mit Wolframcarbid beschichteten PSCB-Bremsanlage (Porsche Surface Coated Brake). Deren Merkmal sind weiße Bremssättel.
Für Kurzweil im täglichen Umgang mit dem stets hellwachen Porsche Macan GTS sorgt das akustische Vergnügen, mit dem der V6-Biturbo auch 2020 noch ein Leckerbissen für audiophile Menschen sein darf. Die Sportabgasanlage lässt sich auf Knopfdruck zur Klappenarbeit aktivieren. Dann posaunt der Macan GTS sein dynamisches Wesen in das direkte Umfeld des Autos hinaus. Wer jetzt aber an vorlautes Geplärre oder gerunzelte Stirnfalten bei den Menschen am Straßenrand denkt, liegt falsch. Alles geschieht ernsthaft und wohlportioniert. Auch hier zeigt der Macan sein Wesen aus einem Guss, denn auch der Innenraum bietet ja so viel Platz, wie man braucht – aber eben auch nicht mehr.
Das kostet der Macan GTS
Mit einem Grundpreis von 77.880 Euro sortiert sich der neue Porsche Macan GTS nicht nur bei der Leistung, sondern auch preislich ziemlich genau zwischen dem S-Modell (354 PS, 65.385 Euro) und dem Macan Turbo (440 PS, 91.922 Euro) ein. Wie gewohnt lässt der Porsche-Konfigurator aber noch allerlei Spieltrieb zu, so dass kaum ein Auto zum Grundtarif zum Kunden rollten dürfte. Es muss aber nicht gleich das volle Lametta wie beim Testwagen sein, der es auf einen Listenpreis von immerhin 111.301,15 Euro bringt.
Man kann das auch deswegen so sehr ausufern lassen, weil bei Porsche sogar an Selbstverständlichkeiten wie digitaler Radioempfang (416,50 Euro) oder eine induktive Ladefunktion für das Smartphone (583,10 Euro) heftige Preisschilder klebt.
Fazit zum Porsche Macan GTS
Der hat ja gerade noch gefehlt? Fans der Marke, die sich von der stets wachsenden Modellvielfalt in den einzelnen Baureihen gerne zum Händler – Entschuldigung zum Porsche Zentrum – locken lassen, dürften den Macan GTS mit Freude vernehmen. Aber auch für Kunden ohne Insiderwissen bietet das vierte und finale Modell der aktuellen Generation eine richtige Prise mehr Leistung und Sportlichkeit. Ohne gleich nach oben abzudriften wie der Macan Turbo. Das gilt, auf hohem Niveau, auch für den Preis.
Auch, wenn der Porsche Macan GTS die Baureihe komplettiert: mit den gesalzenen Preisen für dieses und jenes ist er nur dann ein Komplettangebot, wenn Geld keine große Rolle spielt.
Technische Daten
Porsche Macan GTS |
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Hubraum | 2.894 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V6 |
Maximale Leistung kW / PS | 280 kW / 380 PS bei 5.200 - 6.700 U/min |
Max. Drehmoment | 520 Nm bei 1.750 - 5.000 U/min |
Getriebe | Siebengang-Doppelkupplung |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,7 Sekunden (mit Sport-Chrono-Paket) |
Höchstgeschwindigkeit | 261 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 9,6 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Latitude Sport 3 265/40 R21 (v) / 295/35 R21 (h) |
Leergewicht | 1.910 kg |
Anhängelast (gebremst) | 2.400 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.686 / 1.926 / 1.609 mm |
Grundpreis | 77.880 Euro |
Testwagenpreis | 111.301,15 Euro |