Erste Fahrt im neuen Porsche Macan S mit 354 PS.
Die Expansion der Modellpalette von oben nach unten hat bei Porsche Geschichte. Man mag sich da an das Experiment des VW-Porsche erinnern, die Einführung des zuerst ungeliebten 924/944 oder den ersten Boxster in den 1990er Jahren.
Auch bei den SUV ging der einstige Sportwagenhersteller diesen Weg, auf den etablierten Cayenne folgte 2014 der kleinere Macan, ein Mittelklasse-SUV auf Basis des Audi Q5. Und auch hier begann eine Erfolgsgeschichte.
Über 350.000 Autos konnte Porsche vom Macan bisher auf der ganzen Welt verkaufen, 100.000 davon allein in China. Grund genug, das Facelift für die Baureihe im Frühjahr 2018 zuerst dort vorzustellen.
Jetzt kommt der überarbeitete Porsche Macan auch in Europa auf den Markt und stellt sich direkt zur ersten Ausfahrt vor. Als „Sportwagen unter den SUV“ bewirbt Porsche das Modell. Nun gut, dann darf es bei der Wahl des Testwagens auch gerne die Eskalationsstufe sein.
Es handelt sich um den Porsche Macan S, der zeitgleicht mit dem schlicht Macan genannten Vierzylinder-Basismodell zum Händler kommt. Der Zusatzbuchstabe am Heck bedeutet den aus Panamera und Cayenne bekannten 3.0 V6-Turbomotor.
260 kW / 354 PS sorgen im Macan für einen durchaus knackigen Antritt. In 5,1 Sekunden spurtet der fast 1,9 Tonnen schwere Macan S aus dem Stand auf Tempo 100. 254 km/h sind laut Datenblatt maximal drin.
Die stellt der jungfräuliche Testwagen beim ersten Kennenlernen noch nicht unter Beweis. Viel schöner, spaßiger und wichtiger als schnelles Geradeausfahren ist aber eh die Kurvenräuberei.
Auf verwinkelten Landstraßen zeigt der Porsche, das in ihm tatsächlich eine große Portion Sportwagen steckt. Hinter dem steil stehenden Lenkrad sitzt der Pilot im Sportsitz mit gehörigem Seitenhalt. Mit der direkten Lenkung lässt sich der Macan hervorragend in die Kurve werfen. Die optionale Keramikbremsanlage ist auch für den Laien punktgenau dosierbar.
Einzig das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verdirbt den Spaß etwas. Zu lange hält es beim Herausbeschleunigen den niedrigen Gang. So lange, dass selbst das V6-Motorgräusch mit hohen Drehzahlen irgendwann nervt. Hier dürfte bis zur Auslieferung der ersten Kundenautos gerne noch Hand angelegt werden.
Während er also munter nach oben dreht, bleibt der V6 zumindest in Position. Eine neue Motorlagerung minimiert Wanken und Bewegungen bei Lastwechseln, das Auto wird damit agiler und bleibt stabiler in der Spur.
Die Überarbeitung des Fahrwerks ist den Porsche-Ingenieuren gut gelungen. Aluminium-Federgabeln ersetzen die bisherigen Bauteile aus Stahl, was das Gewicht der ungefederten Massen um 1,5 Kilogramm senkt. Das soll auch beim Basisfahrwerk für mehr Komfort sorgen, der sich mit der optionalen Luftfederung natürlich weiter steigern lässt.
Bei aller Leistungsfreude stachelt der Macan S aber nie unnütz zum Gasgeben an. Auch wenn man den Fahrmodusschalter am Lenkrad, der Teil des optionalen Sport-Chrono-Pakets ist, auf den Normalmodus stellt, sorgt der Porsche weiter für Fahrspaß.
Der Pilot blickt währenddessen wie gewohnt auf drei Rundinstrumente mit dem Drehzahlmesser in der Mitte. Links davon befindet sich der analoge Tacho, rechts ein digitales Multifunktionsdisplay für Bordcomputer und Infotainment.
Auch darüber wird im „Sportwagen unter den SUV“ in der Neuzeit natürlich gesprochen. Die Lüftungsdüsen wichen beim Facelift nach unten, um Platz für das 10,9 Zoll messende Display des serienmäßigen Porsche Communication Management-Moduls zu schaffen.
Ein Navigationssystem mit Onlinedaten, Anbindung an die Cloud für Wetter und weitere Dienste sowie DAB-Radio sind ab Werk an Bord. Ebenso Apple CarPlay, aber auch weiterhin verschließt sich Porsche der Integration von Android Auto.
Weil der Macan vor allem von Kunden in städtischen Regionen gekauft wird dürfte der neue Stauassistent auf großes Interesse stoßen. Die Weiterentwicklung der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage bremst das Auto bis zum Stillstand ab. Wird innerhalb von drei Sekunden wider angefahren, folgt das System ohne Zutun dem Vordermann, nach einem längeren Stillstand reicht ein Antippen des Gaspedals oder ein Tastendruck am Lenkstockhebel.
Praktisch sein kann er also auch, der Macan. Hinter dem neuen Heck mit durchlaufendem Band zwischen den Rückleuchten, das jetzt ein großer Porsche-Schriftzug ziert, warten 500 Liter Gepäckraum auf die neuesten Shoppingergebnisse. Auf der Rücksitzbank wird es etwas kuscheliger, vor allem der Knieraum ist nicht gerade üppig. Hier scheint der (alte) Audi Q5 als Basis durch.
Fazit zum Porsche Macan S
Das alles ist zu einem Gesamtpaket geschnürt, das durchaus Spaß macht. Auf Tour lässt dich der Macan mit der tiefen Sitzposition und seiner Dynamik schnell vergessen, dass du in einem SUV sitzt, er fühlt sich eher an wie ein sportlicher Kompakter.
Der V6-Motor im Macan S sorgt für den richtigen Soundtrack, schaut dabei mit einem vom Bordcomputer abgelesenen Durchschnittsverbrauch von 12,8 Litern Super Plus (98 Oktan) aber zu tief ins Glas.
Das Facelift hat den Porsch Macan außen hübscher gemacht, multimedial modernisiert und technisch an den richtigen Stellen aufgewertet. Dem weiteren Erfolg in der zweiten Lebenshälfte dürfte also nichts entgegenstehen. Wie man die Kunden kennt, nicht mal der saftige Grundpreis von 64.356 Euro.
Technische Daten
Porsche Macan S |
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Hubraum | 2.995 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V6 |
Maximale Leistung kW / PS | 260 kW / 354 PS bei 5.400 - 6.400 U/min |
Max. Drehmoment | 480 Nm bei 1.360 - 4.800 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 254 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,9 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 12,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Pirelli P Zero 265/35 R21 vorne, 295/35 R21 hinten |
Leergewicht | 1.865 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.696 / 1.923/ 1.624 mm |
Grundpreis | 64.356 Euro |