Der neue Seat Leon e-Hybrid mit 204 PS Systemleistung im ersten Alltagstest.
Die spanische Volkswagen-Tochter Seat gönnt sich bei der Komplettierung der neuen Leon-Palette keine Pause. Im Jahr 2020 wurde zuerst der neue Fünftürer gezeigt, kurze Zeit später der Leon Sportstourer genannte Kombi. Auch als Cupra Leon, künftig unter eigener Marke, ist der Kompakte bereits ins Rampenlicht gefahren.
Das Video zum Leon e-Hybrid
Der Cupra Leon startet als e-Hybrid mit 245 PS Systemleistung, entspricht damit dem VW Golf GTE und dem Skoda Octavia RS iV . Beide Konzernbrüder auf gleicher Basis gibt es, wie auch den Audi A3 Sportback, auch in einer zweiten Leistungsstufe des Plug-in Hybrid mit 204 System-PS.
Das ist auch beim Seat Leon der Fall. Wie bei den genannten Kollegen fährt der Leon e-Hybrid als Motorisierungsalternative im regulären Modellprogramm vor. Die Spanier bieten den elektrifizierten Leon in den beiden oberen Ausstattungslinien Xcellence und FR an.
Bekannter Konzern-Antrieb
Unter der Motorhaube steckt der seit Jahren bekannte 1.4 TSI-Benziner mit 110 kW / 150 PS. Seat spricht, anders als VW beim Golf, von 85 kW (115 PS) maximaler Leistung des Elektromotors, der mit dem Sechsgang-DSG verbandelt ist. Gut möglich, dass die Komponenten anders abgestimmt sind, am Output des Antriebsstrangs ändert sich aber nichts. Mit einer hinzuaddierten Nennleistung (was aufgrund unterschiedlicher Drehmomentverläufe nicht ganz korrekt ist) von 40 kW ergeben sich bei vollem Leistungsabruf eben jene 150 kW, umgerechnet 204 PS.
Zum Alltagstest kam der Seat Leon e-Hybrid im sportlichen FR-Kostüm. Mit bequemen Sportsitzen samt optionalen Bezügen, silbernen Dekoren innen und grauen Karosseriedetails am Exterieur tritt der Fünftürer selbstbewusst und stilsicher auf. Aufpreispflichtige 18-Zoll-Felgen unterstützen die dynamische Optik. Dank einer weiten Spreizung des ebenfalls optionalen DCC-Fahrwerks mit adaptiven Dämpfern mindern die größeren Felgen auch keineswegs den Fahrkomfort.
Die 13 kWh (12,8 kWh netto) große Lithium-Ionen-Batterie stellt stets genug elektrische Energie für einen Fahrtbeginn im E-Mode bereit. Hing der Spanier vorher am Ladekabel, dass über den Anschluss im linken Kotflügel bei 3,6 kW Leistung in knapp unter vier Stunden (mit 2,3 kW knapp sechs Stunden) Strom in die Batteriezellen presst, geht es laut Norm zwischen 61 und 66 Kilometern rein elektrisch voran.
Brauchbare Elektro-Reichweite
Im Alltag kamen wir auf 40 bis 45 Kilometer Reichweite, was ein guter und aktuell bei den meisten Plug-in Hybriden realisierbarer Wert ist. Auch bei voll durchgetretenem Fahrpedal bleibt der Leon im elektrischen Betrieb. Über das Infotainment, und damit über ein paar Klicks und Blicke zu viel, kann man vom E-Mode in den Hybrid-Modus wechseln. Dann steuert die Software den Antrieb.
Flexible Antriebssteuerung
Tritt man dann mit dem rechten Fuß gegen das Bodenblech, meldet sich der Vierzylinder-Benziner zu Wort. Bei höheren Drehzahlen wird er auch mal lauter, bleibt ansonsten aber einigermaßen diskret. Wer mag, kann über das Menü auf dem zehn Zoll großen Touchscreen auch den Befehl geben, dass der Batterieladestand (State of Charge) während der Fahrt erhöht wird. Dann sorgt der Verbrennungsmotor für Antrieb und Stromerzeugung. Das sorgt für einen erhöhten Verbrauch und ist natürlich aus Effizienzsicht Unsinn. Wenn das Ziel einer Fahrt aber in einem einfahrtbeschränkten Gebiet liegt, wo nur Zero-Emission-Fahrzeuge unterwegs sein dürfen, kann man damit zumindest den Akkuladezustand beibehalten.
Mit dem optionalen Travel Assist, Teil des Fahrassistenzpakets XL, kann man auf dem Weg dorthin dem Auto die Kontrolle von Tempolimits und Topographiedaten überlassen. Mal wieder zeigt sich, dass dieses System des teilautomatisierten Reisens hervorragend funktioniert. Bei aktivierter Routenführung behält die Software auch den Hybridantrieb im Kopf. Es wird also nicht erst auf „letzter-Funken-komm-raus“ der Akku leergenuckelt, sondern auch noch Energie für das Zielgebiet aufgehoben.
5,5 Liter Benzin und zusätzlich knapp sechs Kilowattstunden Strom je 100 Kilometer kamen so im gemischten Betrieb über den Testzeitraum zusammen. Wenn man als Pendler strikt im E-Mode fährt und regelmäßig zuhause und / oder am Arbeitsplatz laden kann, dann fährt man – wie nach Strecke – auch die ganze Woche über rein elektrisch.
Kaum sparsamer als der Mildhybrid
Mit den 250 Kilogramm Mehrgewicht, die der Seat Leon e-Hybrid im Vergleich zum Mildhybrid Leon 1.5 eTSI mit sich herumschleppt, werden Antrieb und Fahrwerk locker fertig. Vorab prüfen sollte man nur, ob einem der von 380 auf 270 Liter (470 statt 620 Liter beim Leon Sportstourer) geschrumpfte Kofferraum ausreicht.
Genannter Leon eTSI zeigte früher in diesem Jahr einen Testverbrauch von 6,7 Litern Benzin auf 100 Kilometer. Rein objektiv betrachtet ist er, im Vergleich zum Hybridmodus des e-Hybrid, also nicht weniger sparsam. Dafür kostet der eTSI laut Preisliste aber fast 6.000 Euro weniger, unter Berücksichtigung des hier optionalen Navigationssystems immer noch 5.300 Euro.
Sobald man aber den Umweltbonus für den PHEV in Höhe von 7.110 Euro eingestrichen hat, fährt man mit dem e-Hybrid günstiger vom Hof des Händlers. Wer den Seat als Firmenwagen nutzt, profitiert zudem vom halbierten Satz bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils.
Die Verlockung ist also groß, dass man den Plug-in Hybriden nimmt, um damit Geld zu sparen. Das sollte man aber, Hand ganz fest aufs Herz, nur tun, wenn man ihn auch regelmäßig extern lädt und oft elektrisch fährt.
Seat, Cupra oder Golf?
Leon oder Golf? Diese Frage stellt sich angesichts fehlenden Abstands bei der Materialgüte und vor allem aufgrund des größeren Radstands mit mehr Fond-Raum des Spaniers, immer öfter. Der VW Golf eHybrid kostet 5.600 Euro mehr als der entsprechend motorisierte Seat, bringt aber als Style den Travel Assist und Voll-LED-Scheinwerfer serienmäßig mit. Somit schrumpft der Preisabstand auf etwa 3.500 Euro.
Ähnlich weit über dem Seat Leon e-Hybrid liegt der Preis des Cupra Leon e-Hybrid. Beide gibt es als Fünftürer und Sportstourer. Der stärkere Cupra hat 400 statt 350 Newtonmeter maximales System-Drehmoment, geht 0,4 Sekunden schneller auf 100 km/h und fährt bis zu 225 statt 220 km/h in der Höchstgeschwindigkeit.
Rein objektiv fällt die Wahl auf den Seat Leon e-Hybrid als FR. Damit fährt man einen schicken, elektrifizierten Kompakten mit viel Platz im Innenraum und gut abgestimmtem Antrieb.
Fazit
Der Seat Leon überzeugt mit eigenständigem Design, hoher Ausstattungsvielfalt und viel Platz für die Passagiere. Der Plug-in Hybrid kommt zur rechten Zeit und dürfte vor allem als Sportstourer viele Firmenwagenkunden ansprechen. Unverständlich, warum VW den eigenen Golf Variant nicht als PHEV bringt.
Die Leistungsunterschiede im Vergleich zum Cupra Leon e-Hybrid fallen im Alltag kaum auf, weswegen dieser Mehrpreis gut überlegt sein sollte. Wer nicht regelmäßig Strom aus externen Quellen laden kann, sollte eigentlich besser zum Seat Leon 1.5 eTSI greifen. Umweltprämie und Steuervorteile dürften das gute Gewissen aber lauthals überstimmen.
Technische Daten
Seat Leon FR e-Hybrid |
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Hubraum | 1.395 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 110 kW / 150 PS bei 5.000 - 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 1.550 - 3.500 U/min |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 85 kW (115 PS) |
Elektromotor: Nennleistung KW | 40 kW (54 PS) |
Systemleistung: kW / PS | 150 kW / 204 PS, 350 Nm Drehmoment |
Batterie | 13 kWh Lithium-Ionen |
Tankinhalt | 40 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 220 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 15,4 - 15,7 kWh |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,2 - 1,3 Liter |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 6 kWh |
Verbrauch real auf 100km | 5,5 Liter |
Leergewicht | 1.614 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.500 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.368 / 1.800 / 1.456 mm |
Grundpreis | 34.195,63 Euro |
Testwagenpreis | 43.167 Euro |