Der kultige Mazda 121 der zweiten Generation wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Probefahrt zum Jubiläum!
„Eine reine Form-Sache“ titelte die Verkaufsbroschüre über den Mazda 121 im Jahre 1991. Dieser Satz ist tiefsinnig, denn nicht nur im Nachhinein betrachtet muss der rundliche Kleinwagen für seine reine, schlichte Form gefeiert werden.
Erste Exemplare des Mazda 121 mit Erstzulassung im Jahr 1991 können in diesem Jahr ein H-Kennzeichen bekommen. Nur dürfte leider kaum ein 121 so lange im guten Zustand überlebt haben. In den üblichen Online-Gebrauchtwagenbörsen sind nur vereinzelt Exemplare zu finden, die einen halbwegs brauchbaren Zustand vorweisen.
Der Mazda 121 im Video
1988 kam die erste Modellgeneration des Mazda 121 zu uns. Der damals noch dreitürige Kleinwagen brachte das „Canvas Top“ genannte Faltschiebedach mit. Auf Knopfdruck wurde er um Halb-Cabrio. Je nach Markt gab es den Kleinwagen auch als Kia Pride oder Ford Festiva.
1991 dann der Modellwechsel. Was die in Japan aktive Mazda-Handelsmarke Autozam zuhause als Revue auf den Markt brachte, war bei uns der neue Eins-Zwo-Eins. 3,81 Meter lang und knapp 1,50 Meter hoch verzichtete der Kleinwagen auf gerade Linien im Design. Ein asiatischer, legitimer Nachfahre der Ente (Citroen 2CV) oder des Renault 4? Das zeitlose Design und der reduzierte Innenraum hätten zumindest eine längere Bauzeit als fünf Jahre verdient.
Mit Faltdach für 18.950 Mark
18.950 Mark (9.689 Euro) kostete der Mazda 121 GLX „Canvas Top“, der die Faltdach-Idee des Vorgängers mitbrachte. Dafür bekam man einen 1,3 Liter-Benziner mit 53 kW / 72 PS, der den Mazda immerhin in 11,4 Sekunden auf 100 km/h und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h beschleunigte.
Fast vergessen: Zusätzlich gab es den Mazda 121 auch als einfacheren LX für 16.950 Mark (8.666 Euro). Er hatte den prinzipiell gleichen Motor, der hier aber mit 39 kW / 53 PS weniger Leistung brachte (13,7 Sekunden für Nullhundert, 150 km/h Höchstgeschwindigkeit).
Die Ausstattung des Mazda 121 LX verzichtete nicht nur auf das kultige Faltdach, sondern auch auf Zentralverriegelung, Drehzahlmesser und Wagenfarbe auf Stoßfängern und Außenspiegeln.
Probefahrt im Mazda 121 Ginza
1994 stand bei den Mazda-Händlern das Sondermodell 121 Ginza in den Verkaufsräumen. Auf Basis des GLX bot es das Faltdach, darunter hellgraue Ledersitze mit blauer Kontrastnaht und Sitzheizung für den Fahrersitz.
Auch der Augsburger Händler Auto Frey bot die Sonderserie feil. Und hat noch ein Exemplar als Teil einer umfänglichen Sammlung mit hauseigenen Mazda-Museum in Augsburg. Dort stellte man uns den Mazda 121 Ginza freundlicherweise für ausgiebige Probefahrten zur Verfügung. Um der Zeitreise gerecht zu werden, reisten wir im aktuellen Mazda CX-3 ein. Er basiert auf dem Kleinwagen Mazda2 und mischt in der Klasse der kleinen SUV mit. Zeitgeist eben, so wie es der 121 damals mit seinem Stufenheck vorlebte.
Der 290 Liter große Kofferraum ist trotz der kleinen Klappe gut erreichbar und zu beladen, die Lehne der Rücksitze lässt sich mit einer 50:50-Teilung umklappen. Bei aufgestellter Fondlehne findet man, sofern man nicht das 1,92-Meter-Maß des Autors erreicht, ausreichende Platzverhältnisse in der zweiten Reihe vor. Vor allem die Kopffreiheit beeindruckt. Auch vorne sitzt man, für damalige Verhältnisse, ungedrängt.
Der Blick schweift über ein ungewohntes Nichts. Das Zweispeichenlenkrad mit Kunststoffkranz und kleinem, weil airbaglosen, Pralltopf, wirkt ebenso dezent wie der Armaturenträger. Die Beschäftigung mit dem Infotainment ging damals vor dem Autokauf los und der Frage, welches Radio man sich für den DIN-Schacht aussucht.
Mit dem Dreh am dürren Zündschlüssel erwacht der 72 PS starke Motor ohne Murren. Los geht die Fahrt. Komfortabel gefedert wirkt der 121 auch 27 Jahre nach seiner Erstzulassung noch. Dieses Exemplar fährt mit 175/60 R14 vor, die wie die Leichtmetallfelgen nicht dem originalen Auslieferungszustand entsprechen. Der 121 Ginza hatte, wie der GLX, Radvollblenden.
Der Sauger hängt artig am Gas und bringt den nur knapp 840 Kilogramm schweren Kleinwagen anständig auf Landstraßentempo. Die Windgeräusche halten sich in Grenzen, auch bei geöffnetem Verdeck. Dessen Mechanismus funktioniert noch immer einwandfrei. Man kann das Dach von vorne nach hinten oder auch von hinten nach vorne öffnen.
Das Ende der Eigenständigkeit
„Eine der schönsten Formen, in Fahrt zu kommen“ war ein weiterer Textbeitrag der Marketingleute für den viertürigen Stufenheck-Kleinwagen. Dessen Nachfolger wurde arg gesichtslos. Ab 1996 war der Mazda 121 ein Ford Fiesta mit lieblos geänderter Kühlermaske.
Wiederholt sich die Geschichte? Auch der aktuelle Kleinwagen der Japaner, der Mazda 2, läuft in absehbarer Zukunft aus. Wie damals der 121 bekommt er keinen eigenständigen Nachfolger. In Kooperation mit Toyota soll der nächste Mazda 2 für Europa auf Basis des aktuellen Toyota Yaris Hybrid entstehen.