BMW Hybrid-Invasion Buchstabensalat mit Kabelanschluss

Mit „Efficient Dynamics“ fing in den Nuller-Jahren alles an.



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Mit „Efficient Dynamics“ fing in den Nuller-Jahren alles an. Anfangs schüttelten nicht nur Markenfans den Kopf. Die dynamische „Wegda“-Marke BMW, Sinnbild für etwas zu enge, sportliche Autos, machte plötzlich auf grüne Weste statt auf dicke Hose. Unter dem sperrigen Marketingbegriff wurden sämtliche Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung zusammengefasst. Und diese Klaviatur wurde und wird gut gespielt, mittlerweile ist der Begriff mit BMW verbunden wie der weiß-blaue Propeller im Emblem, eine „Efficient Dynamics“ Anzeige findet sich auch in allen BMW unter dem Drehzahlmesser. Auch guckt niemand mehr verwirrt, wenn sogar ein kräftiger M4 an der Ampel brav seinen Motor abstellt.

Damit haben die Münchner gut vorgelegt, und als die anderen mehr oder weniger zaghaft mit Blue Motion (mit oder ohne „Technologies, das ist ein eigenes Kapitel), Bluetec oder Ultra nachzogen, setzte BMW auf volles Risiko: Mit BMW i wurde eine eigene Abteilung für elektrisch angetriebene Fahrzeuge ins Leben gerufen, nebst Marketing- und Vertriebskonzept für den i3 und den i8.

Jetzt kommt noch ein Buchstabe hinzu, und zwar das kleine „e“. In den 1980er Jahren gab es schon mal 325e und 525e, die mit überschaubarem Erfolg Benzin sparen wollten. Großer Hubraum und wenig Leistung – da griffen europäische Kunden dann doch lieber zu den jeweiligen i-Modellen. Benzin war ja wieder günstig.

Aufschlag für das „e“, diesmal wird der Ball ins Feld gehen. BMW macht das Versprechen aus 2013, in jeder Baureihe Plug-In-Hybride anzubieten, nach und nach wahr. Auf der IAA wird nicht nur der BMW 740e stehen, sondern auch der teilstromernde 3er in Form des 330e. Wie der 7er mit Zweiliter-Vierzylinder, die Systemleistung beim 3er beträgt 252 PS, der Normverbrauch soll 2,1 Liter auf 100 km nicht überschreiten. Dazu gibt es auch noch den großen X5 als xDrive40e.

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Das interessanteste, weil für eine breite Zielgruppe interessante Konzept stellt die dritte Premiere mit Kabelanschluss dar: Den BMW 225xe.

Was steckt hinter dieser Formel? Der 2er-Active Tourer, angetrieben an der Vorderachse vom bekannten 218er 1,5 Liter Dreizylinder-Benziner mit 136 PS. Der hält Händchen mit einem 88 PS starken Elektromotor an der Hinterachse, womit der Van Allradantrieb hat und sich daher das „x“ verdient. Interessant dabei ist, dass BMW nicht 225e xDrive aufs Auto klebt, sondern an alte Nomenklatur (525xi) anknüpft. Die kombinierte Systemleistung liegt mit 224 PS (385 Nm maximales Drehmoment) knapp unter dem ebenfalls allradgetriebenen 225i xDrive (231 PS).

Der grüne Vanbruder soll in 6,7 Sekunden aus dem Stand die 100 km/h Marke schnupfen, knapp langsamer als der 225i xDrive mit 6,9 Sekunden. Der zieht dann auch oben raus davon bis 237 km/h, während der schwerere (1.735 kg statt 1.585 kg Leergewicht) Hybridbruder es bei 202 statt 237 Sachen gut sein lässt. Rein elektrisch angetrieben geht der 225xe maximal 125 km/h. Mit der Kraft aus der Braunkohle, Sonne oder dem Wind kommt der Familienstromer maximal 41 Kilometer weit. Angeblich sollen die unterschiedlichen Fahrmodi Sport, Comfort und EcoPro noch ausgeprägter sein als bisher. In EcoPro ist ein normaler 3er schon recht, sagen wir gemütlich, der 225xe wird also dem Markenimage damit weit davon- bzw. hinterherfahren. Dem bisher gelernten Image zumindest, zum Rasen kauft aber eh niemand den „e“.

Apropos kaufen, hier wird es interessant. Der Plug-In-2er soll ab 37.800 Euro zu haben sein. Klingt erstmal viel, ist aber 2.200 Euro günstiger als der erwähnte Benziner (ab 40.000 Euro) und liegt sogar 850 Euro unter dem 220d xDrive (38.650 Euro, Fahrbericht des Gran Tourer hier).

In die Köpfe geht das ganze Wirrwarr sicherlich auch irgendwann rein: Der i8 ist ja eigentlich auch ein Plug-In Hybrid, gehört aber zur i-Familie. Die „e“s laufen unter der Muttermarke, weil sie Teil des normalen Modellprogramms sind bzw. Versionen bestehender Modelle darstellen.

Ich erlaube mir, ohne bisher die Chance gehabt zu haben, den 225xe fahren zu dürfen, BMW zu diesem Schritt zu gratulieren. Anfang der 80er kamen mit 324d und 524d die ersten Diesel, undenkbar in einem BMW. Heute ist ein Ölbrenner der meistgebaute BMW Motor, fast jeder 3er auf den Dienstwagenrouten da draußen ist ein 320d, nicht wahr? Wagen wir einen Blick 10 Jahre in die Zukunft. Sind wir dann alle auf „e“? Auf jeden Fall effizient-dynamisch.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller