Borgward BX5 Bald wieder "made in Germany".

Borgward will Plug-in Hybride und Elektroautos in Deutschland verkaufen.

Borgward

Vor genau einem Jahr feierte die neue alte Marke Borgward ihr Messedebut in Genf. Auf dem Stan war außer dem Logo und einem Oldtimer (Na? Was wohl? Klar, eine Isabella) nichts zu sehen. Im September auf der IAA dann der Aufschlag mit dem BX7. Ein Mittelklasse-SUV, vor allem für asiatische Geschmäcker gestrickt und aller Beteuerungen zum Trotz, dass es sich um eine Neuentwicklung handelt, auf der Basis chinesischer Fahrzeuge vom Mutterkonzern BAIC (Bericht hier).

Der Messeauftritt in Frankfurt wurde von vielen nicht richtig ernst genommen. Die ausgestellten Studien waren natürlich noch nicht aus den Vollen geschnitzt, zudem irritierte der entspannte Anspruch der Marke manchen Autofan. Statt hypermoderner Konzepte parkte da halt ein Auto, das gerade alle irgendwie wollen. Nicht weniger. Aber auch nicht mehr – und deswegen am Rande zur Belanglosigkeit.

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Wieder Genf, diesmal in 2016. Borgward ist abermals dabei und hat ein weiteres SUV dabei. Der kleinere BX5 entspricht mit 4,48 Metern Länge dem Beuteschema der VW Tiguan Kunden. Das Design wirkt moderner und geglückter als beim BX7, der eben mit den Grundproportionen bereits entwickelter Fahrzeuge auskommen muss.

Da ja alles irgendwie beschrieben werden muss, sage ich provokativ: Der BX5 sieht aus wie das Resultat einer heftigen Nummer von Maserati Levante und SsangYong Tivoli. Was? Wie kann ich das nur sagen? Kann ich weil: Der SsangYong Tivoli ist ein wirklich angenehm gestalteter kleiner Crossover, der Maserati Levante ein ziemlich uninspirierter Stilmix aus den Maserai-Limousinen und einem Porsche Cayenne. Wohin soll das führen?

Zu einem Mainstream-Kompakt SUV, der durchaus gefällt ohne mir jetzt vor Nervosität die Nägel aus den Zehen zu ziehen. Und genau das will Borgward ja auch. Der Markenanspruch vom „Accessible Premium“ , dem erreichbaren Premium bezieht sich nicht nur auf den Preis und die Technik, sondern eben auch auf den Massengeschmack.

Beim BX5 gibt Borgward auch offen zu, dass der Prototyp auf (chinesischer) Großserientechnik basiert. Angeblich steckt ein Plug-in Hybrid – Antrieb unter der Karosserie. Diesen teilt sich der BX5 mit dem angekündigten BX7 Plug-in Hybrid: Ein 1,4 Liter großer Vierzylinder-Benziner, der turbogeladene 105 kW / 143 PS leistet und ein Elektromotor mit 85 kW / 115 PS treiben die Modelle an. Die elektrische Reichweite soll laut Norm bei 55 Kilometern liegen.

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Die Kraft der zwei Herzen sorgt auch beim zweiten Premierengast für Vortrieb. Das Projekt BX6TS (heißt nicht mein Wäschetrockner so ähnlich?) zeigt die Vision einer SUV-Sportlimousine (ui, eine neue Nische, da gibt’s bisher nur was von Volvo) . Auf Basis des kleinen Bruders trägt er natürlich die Zahl 6 im Namen, um so die Lücke zwischen beiden zukünftigen Baureihen zu schließen. Im sportlicheren Hochsitz steckt ein Zweiliter-Vierzylinder mit 200 kW / 272 PS, zusätzlich ein Elektromotor mit 110 kW / 150 PS. Angaben zur Kapazität der Lithium-Ionen Batterie macht Borgward nicht.

Die ersten BX7 Modelle laufen angeblich in einer chinesischen Fabrik schon von den Bändern, dort soll im Frühjahr die Markteinführung mit einem eigenen Händlernetz starten.

Ende 2017 soll der BX7 auch in Deutschland angeboten werden, erst später folgen die hier gezeigten neuen Modelle. Sicherlich ein guter Weg, um sich vom Wettbewerb abzugrenzen: In Europa wird Borgward ausschließlich die Plug-in Hybride und voll elektrische Varianten seiner Fahrzeuge mit „mehr als 250 Kilometern Reichweite“ anbieten. Mittelfristig sollen die Autos sogar wieder in Deutschland vom Band rollen. Aktuell prüft das Unternehmen verschiedene Standorte und will noch in diesem Jahr die neue Heimat bekanntgeben.

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Ein klassisches Werkstattnetz soll es nicht geben. Denkbar ist der Vertrieb der Autos über Markenshops in städtischen Lagen, den Service soll z.B. eine der großen freien Werkstattketten übernehmen. Zudem wird jeder Borgward mit einem Internetzugang ausgestattet sein, der natürlich auch die Kommunikation von Auto und dem Hersteller ermöglicht. Klingt nach Überwachung? Zumindest kommuniziert Borgward dies offen und macht dies nicht ohne Wissen des Kunden, wie z.B. BMW (die Zeitschrift auto motor und sport berichtete).

Fassen wir also zusammen: Noch ist kein Medienvertreter, geschweige denn Kunden, einen Borgward gefahren. Bisher sind alles nur Ankündigungen und Pläne. In einem halben Jahr sollten wir wissen, ob das was wird. Ich zumindest drücke dem neuen Player auf dem Automarkt die Daumen. Und damit ich ordentlich drücken kann, höre ich nun auf zu tippen…

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller