Ein Gespräch mit dem Chef der London Electric Vehicle Company.
"Bisher war unser Geschäft auf ein Produkt in einer Stadt beschränkt, das soll anders werden." Im Rahmen der New Mobility World – Ausstellung der IAA ist auch das elektrische London Taxi in Frankfurt vertreten. Ich sprach mit Chris Gubbey, dem Chef der jüngst in LEVC (London Electric Vehicle Cokpany) umgetauften Firma, über das neue Modell und die Pläne des Unternehmens.
Der Nachfolger des traditionellen London Taxis, das zuletzt als TX4 in (ja, richtig!) vierter Generation vom Band lief, heißt fortan schlicht TX und bekommt ein frisches Design, ohne die praktischen Vorzüge und die Wurzeln der Vorgänger zu vernachlässigen.
„Der Schritt, den wir mit dem neuen Modell gehen, ist wesentlich größer als der von 4 zu 5. Deswegen haben wir uns entschlossen, die Zahl ganz wegzulassen“, erklärt Chris Gubbey. Und unter der moderneren Karosserie des großen Autos ist in der Tat kein Stein auf dem anderen geblieben. Statt eines angestrengten Dieselmotors wird das neue TX-Modell elektrisch angetrieben.
130 Kilometer soll die elektrische Reichweite betragen, weitere 490 Kilometer besorgt ein Range Extender. Der 110 kW / 150 PS starke Benziner kommt vom Mutterkonzern Geely.
„Viele Taxifahrer in London und anderen großen Städten wohnen außerhalb. Sie können mit dem Benziner in Richtung Innenstadt pendeln und dort dann voll elektrisch ihre Schicht fahren“, erläutert Chris zur Entscheidung, den TX mit Range Extender zu entwickeln.
„Je nach Ladeinfrastruktur können wir zukünftige Modelle aber auch ohne Range Extender abbilden“, fügt er hinzu. Die Zukunft der Firma und des TX sieht er nicht nur im Taxigewerbe, man entwickelt aktuell auch eine Lieferwagen-Version mit geschlossenen Heckfenstern und Türen am Heck. 2019 dürfte diese Version startklar sein.
Ende 2017 startet der Verkauf des neuen TX in England, kurz darauf will man auch den Export des Autos starten. Ein Taxiunternehmen im holländischen Amsterdam hat bereits 225 Autos bestellt, als nächste Marktziele sind Oslo, Berlin, Paris und Barcelona ausgemacht.
„Wir konzentrieren uns auf Metropolregionen und Städte mit Einfahrbeschränkungen, da hier das Marktpotenzial für das lokal emissionsfreie Taxi am größten ist. Für eine typische Auto-Vertriebsstruktur mit Importeuren und Händlernetzen sind die potenziellen Stückzahlen auch nicht hoch genug“, sagt der Firmenlenker.
Der genaue Preis des Autos hängt stark von jeweiligen nationalen Förderprogrammen für Elektroautos ab, im englischen Heimatmarkt liegt er bei ca. 55.000 Pfund (aktuell ca. 62.550 Euro). Chris Gubbey rechnet aber die tatsächlichen Betriebskosten im Vergleich zum TX4 vor: „Der typische Taxifahrer im Großraum London spart beim TX mit Range Extender im Vergleich zum TX4 alleine 100 Pfund an Spritkosten – pro Woche!“
Für den TX wurde ein neues Werk gebaut. Die bisherige Stückzahl von 1.200 London Taxis pro Jahr soll nämlich massiv erhöht werden. „Bis 2020 planen wir eine Kapazität von 10.000 Autos im Jahr, langfristig sind 20.000 Fahrzeuge im Jahr angepeilt“.
Im typisch-deutschen Taxi-Elfenbein machte der TX auf der IAA zumindest eine gute Figur. Die Sitzproben zeigten auch: die sechs Plätze im Fond sind bequemer und luftiger geworden. Auch auf dem Fahrersitz komme selbst ich mit 1,92 Meter Größe ordentlich unter. Wer weiß, vielleicht sehen wir ja bald in mehr deutschen Städten das ehemalige London Taxi im Straßenbild.