Hyundai hat für die Zeit ab 2030 große Pläne mit der Brennstoffzelle angekündigt.
In Zeiten des Aufbruchs sollte man allem gegenüber offen eingestellt sein. Es gibt viele gute Argumente für batteriegespeiste Elektroautos, Plug-in-Hybride und die Brennstoffzelle. Und auch viele gute Argumente gegen die jeweilige Antriebstechnologie.
Wir stehen am Anfang des Endes von Verbrennungsmotoren (auch wenn einige nicht mehr vom Anfang sprechen wollen, es wird global betrachtet wohl noch einige Jahrzehnte Benzin und Diesel getankt).
Geben wir den Ingenieuren, Designern und Forschern Zeit. Um den Einsatz wertvoller Rohstoffe in der Batterieproduktion zu minimieren und um die Arbeitsbedingungen bei deren Abbau zu verbessern. Und auch, um die Brennstoffzelle durch weniger Platin billiger zu machen. Vor allem aber, um Wasserstoff weniger energieintensiv und auch sauberen Ressourcen wie Wind- und Sonnenenergie herzustellen.
Toyota setzt stark auf die Brennstoffzelle. Der aktuelle Mirai ist nur ein Anfang, die Japaner unterstützen die Vision einer „Wasserstoffgesellschaft 2050“. Auch der koreanische Hyundai-Konzern arbeitet weiter mit Hochdruck am Elektroantrieb mit Wasserstoff als Energieträger.
Im Jahr 2014 kam mit dem ix35 Fuel Cell ein nachträglich zum Brennstoffzellenauto umgebautes SUV auf den Markt. Nicht nur das sehr überschaubare Tankstellennetz, sondern auch der hohe Preis ließen keine weite Verbreitung zu. Ungefähr 200 Exemplare wurden in vier Jahren verkauft, inklusive der 50 Autos für das inzwischen eingestellte BeeZero-Charsharing in München.
Seit Spätsommer 2018 ist mit dem Hyundai Nexo der Nachfolger zu haben. Das SUV ist von vornherein als eigenständiges Brennstoffzellenauto konzipiert und wird industriell gefertigt, während die ix35 Fuel Cell noch per Hand um- und aufgebaut wurden.
In vier Monaten wurden vom Hyundai Nexo in Deutschland laut Importeur 350 Autos verkauft, also schon beinahe doppelt so viele wie vom ix35 Fuel Cell in vier Jahren. Darunter sind natürlich auch einige Vorführwagen der Händler, aber ein Wachstum zeichnet sich ab.
Das gilt, auf ähnlich kleinem Niveau, auch für das Tankstellennetz in Deutschland. Aktuell sind 60 Stationen offen, 2019 sollen es 100 sein. Für das Jahr 2023 planen die beteiligten Unternehmen ein Netz von 400 H2-Tankstellen in Deutschland.
Da dürfte dann auch die kleine Zahl von Mercedes GLC F-Cell tanken, die eine gute Antriebsidee bieten. Die Schwaben nutzen die Brennstoffzelle als Teil eines Plug-in-Hybriden, der eine größere Batterie als die Modelle von Toyota und Hyundai mitführt. Zu den 430 Kilometern Reichweite mit Wasserstoff gesellen sich 50 Kilometer aus der Batterie. Mazda stellt Ende 2019 ein Elektroauto mit der Brennstoffzelle als Range Extender vor.
Hyundai plant global schon weiter. Und größer. Vor kurzem hat die Konzerntochter Mobis, die für die Produktion der Brennstoffzellen verantwortlich ist, den Grundstein für ein zweites Werk gelegt. Das soll die Jahreskapazität von aktuell 3.000 Antriebseinheiten bis 2022 auf 40.000 steigern.
Aber das ist noch nicht alles, zumindest, wenn es nach Hyundais „FCEV Vision 2030“ geht. In diesem Jahr wollen die Koreaner die Kapazitäten für nicht weniger als 700.000 Brennstoffzellen im Jahr bereitstellen.
Davon sollen 500.000 Exemplare Autos und Nutzfahrzeuge antreiben, nicht nur die der eigenen Marken Hyundai und Kia. Im Sommer 2018 wurde eine Kooperation mit dem Volkswagen-Konzern auf dem Gebiet der Brennstoffzellen angekündigt. Gut möglich, dass man gemeinsam Antriebssysteme bauen wird. Die Studie eines mit einer Brennstoffzelle angetriebenen LKW hat Hyundai ebenfalls vorgestellt.
200.000 Brennstoffzellen pro Jahr will Hyundai an Unternehmen, die Drohnen, Gabelstapler und Schiffe bauen, zuliefern. Die Strategen gehen davon aus, dass der weltweite Markt für Brennstoffzellen im Jahr 2030 bei zwei Millionen Einheiten liegen wird. Hyundai will dann also 35 Prozent Marktanteil erreichen.
Euisun Chung, stellvertretender Vorsitzender der Hyundai Motor Group, sagt: „Hyundai macht einen mutigen Schritt, um die Verwirklichung einer Wasserstoffgesellschaft zu beschleunigen. Wir werden unsere Rolle über den Automolbereich hinaus ausbauen und eine Schlüsselrolle beim globalen Übergang zu sauberer Energie spielen, indem wir dazu beitragen, Wasserstoff zu einer wirtschaftlich rentablen Energiequelle zu machen.“
Trotz der hochtrabenden Pläne setzt Hyundai aber parallel auch auf das Elektroauto mit Batterie. Mit dem Kona Elektro und den 2019 auf den Markt kommenden Kia e-Niro und e-Soul zeigt der Konzern schon heute, dass das Elektroauto massentauglich ist.
Auch der Hyundai Ioniq Elektro ist weiterhin stark gefragt, die Lieferzeiten betragen noch immer ein knappes Jahr. Ihn gibt es daneben auch als Vollhybrid und Plug-in-Hybrid.
Hyundai tanzt also auf vielen Hochzeiten. Gut möglich, dass genau das die richtige Strategie ist.
Im Video: der Hyundai Kona Elektro