Die chinesische Premium-Marke Hongqi startet ihre Europa-Offensive.
Falsche Bescheidenheit kann man bei der chinesischen Marke Hongqi nicht finden, trotz des bedächtigen Starts in Europa. Nach den ersten Gehversuchen, beginnend mit dem großen EHS9 in Skandinavien, soll das Premium-Label jetzt international verankert werden. Im Rahmen der Messe IAA Mobility haben die Chinesen 15 neue Modelle als Elektroautos und Plug-in Hybride bis 2028 angekündigt, die über ein Netzwerk von 200 Händlerbetrieben in Europa vermarktet werden sollen.
Premiere für den EHS5
Zum Auftakt der Offensive feiert mit dem Hongqi EHS5 ein Elektro-SUV seine Premiere, das in der Mittelklasse angesiedelt ist. Vom Ursprung der Marke sind Format und Design weit entfernt. Hongqi (Rote Flagge) ist ein Tochterunternehmen des Staatskonzerns FAW (First Automotive Works). 1958 begann die Produktion großer Limousinen, die im Regierungsdienst eingesetzt wurden. Viele Jahrzehnte später hat sich das Designteam um Giles Taylor, der zuvor die Gestaltungshoheit bei Rolls-Royce und Jaguar innehatte, vom einst markenprägenden steilen Kühlergrill verabschiedet. Zentrales Element des Hongqi-Gesichts ist eine rote Finne in Frontmaske und Motorhaube, die auf den Markennamen hinweist.
Die Linienführung des Hongqi EHS5 wurde vornehmlich von Aerodynamik bestimmt. Das zeigen neben der glatten Front auch die versenkbaren Türgriffe und ein seitlich eingezogenes Heck. Das „Aha-Erlebnis“ bei der ersten Sitzprobe kommt erst im Innenraum auf. Wenngleich der, ebenfalls ausgestellte, EHS7 deutlich nobler eingerichtet ist, erkennt man auch im EHS5 die Sorgfalt bei Materialauswahl und Verarbeitung. Knöpfe findet man nur auf dem Zweispeichenlenkrad, zentrales Bedienelement ist ein 15,6 Zoll großer Touchscreen-Monitor. Die weltweit erstmals eingesetzten Halbleiter mit 7-Nanometer-Technologie sorgen für eine hohe Rechenleistung mit flüssiger Darstellung. Wir sind auf einen ersten Test gespannt! Alle fahrrelevanten Informationen sollen in einem Head-up-Display dargestellt werden, das eine virtuelle Ansicht mit 65 Zoll Bildschirmdiagonale darstellt. Apple CarPlay und Android Auto sollen serienmäßig sein, ebenso eine Vierzonen-Sprachsteuerung. Sie kann von Fahrer, Beifahrer und den Passagieren auf den äußeren Plätzen im Fond genutzt werden. Dynaudio liefert das Lautsprechersystem mit 14 Boxen.
Das Platzangebot ist in beiden Reihen üppig, wie wir bereits ausprobieren konnten. Auf einen Druckbefehl lassen sich die elektrisch verstellbaren Vordersitze in eine Ruheposition fahren. Für Reisekomfort im Fond sorgt eine um sechs Grad in der Neigung variierbare Rückenlehne.
Bei Angaben zu den technischen Daten bleibt Hongqi noch schmallippig. In Europa soll der EHS5 in einer 2WD-Variante mit 85 kWh großem LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) an den Start rollen. Bei einem Normverbrauch von 16,2 kWh/100 km sollen nach WLTP-Messverfahren 550 Kilometer Reichweite zu realisieren sein. In 20 Minuten kann man den Stromspeicher über den CCS-Anschluss von zehn auf 80 Prozent seiner Speicherkapazität laden. Das lässt auf ein 800-Volt-Bordnetz schließen. Zur Motorleistung gibt es keine Angaben.
Wann und in welchen Ländern der Hongqi EHS5 auf den Markt kommt und wo erste Vertriebsstandorte in Deutschland eröffnen sollen, war noch nicht zu erfahren. Auch zum Preis des neuen Modells gibt es keine Informationen. Wir rechnen mit knapp unter 50.000 Euro. Das würde, trotz der kompletten Serienausstattung, um Selbstbewusstsein der Premium-Marke passen, gleichzeitig aber eine Herausforderung bei der Kundenansprache als noch unbekannte Marke darstellen.
Fazit

Die chinesische Premiummarke Hongqi, Teil des Staatskonzerns FAW, hat auf der Messe IAA Mobility das Elektro-SUV EHS5 vorgestellt. Die Modellreihe soll zentrales Element eines Roll-Outs in Europa werden, weitere E-Autos und Plug-in Hybride folgen. Wann Hongqi in Deutschland startet und wie der Vertrieb organisiert wird, wurde noch nicht verraten. Bisher hat der Skandinavien-Importeur Hedin eine deutsche Hongqi-Seite im Netz, die jedoch nicht mehr auf aktuellem Stand ist.
Premium aus China im Video: Fahrbericht Zeekr 7X