Lamborghini lässt mit dem Urus ein 305 km/h-SUV vom Stapel.
Lamborghini hat das Tuch vom Urus gezogen. Die Gestaltung des ersten SUV der Marke ist nach unzähligen Teaserbildern, Journalistenfahrten mit nur leicht getarnten Prototypen und Youtube-Videos keine Überraschung mehr.
Aber dennoch ist der Moment, in dem der Lamborghini-SUV (ja, das ist ungewohnt!) offiziell ist, irgendwie komisch. Schal. Überraschend? Vielleicht. Überwältigend? Nicht unbedingt. Obwohl es nicht der erste Geländegänger mit Stier im Logo ist, der LM002 war seiner Zeit damals halt so ungefähr 30 Jahre voraus.
Um den Kundenansprüchen in den zahlungskräftigen Märkten des nahen und fernen Ostens sowie an der US-Westküste gerecht zu werden, muss eben auch eine reine Sportwagenmarke, die bisher noch nicht mal so etwas wie ein halbwegs irdisches Einstiegsmodell gewagt hat, einen Hochsitz bringen.
Dass es der Lamborghini faustdick unter der zwar hohen, aber wenig SUVigen Hülle hat, ist selbstredend. Der Vierliter-V8-Biturbomotor – der erste aufgeladene Lamborghini – leistet heftige 650 PS. In 3,8 Sekunden stürmt der Urus auf Tempo 100, mit maximal 305 km/h holt er sich in einem engen Rennen die Krone des schnellsten SUV der Welt. Der Konzernkollege und Plattformbruder Bentley Bentayga ist mit 301 km/h knapp langsamer.
Eine Achtgangautomatik bringt die Kraft über bis zu 23 Zoll große Räder auf die Straße. Deren Mittelpunkte an den beiden Achsen sitzen knapp über drei Meter auseinander, was für viel Platz im Innenraum sorgen dürfte – zumindest für das Gebein. Ungewohnt ist auch die Angabe des Kofferraumvolumens in einem Text über einen neuen Lamborghini: 616 Liter fasst das Ladeabteil mindestens, mit umgeklappten Rücksitzen sind es maximal 1.596 Liter.
Allrad? Hat er natürlich. Die Kraftverteilung erfolgt hecklastig, 60% hinten und 40% vorne. Das Drehmoment wird aber je nach Bedarf variabel verteilt, bis zu 70% können an die Vorderachse geschickt werden.
204.000 Euro kostet der Urus, wenn er im Frühjahr auf den Markt kommt. Bei allen Brüchen mit der gefühlten Lamborghini-Tradition bleibt er sich beim Namen treu. Wie alle Modelle der Marke ist er nach einem Stier benannt. Urus ist der Auerochse, ein Vorfahr heutiger Nutzrinder. Und wer davon ein paar auf einer Weide hat, braucht durchaus mal einen SUV, oder?
Einer wird bestimmt auch in Modena gekauft, um ihn FCA und Ferrari – Chef Sergio Marchionne vorzuführen. Denn nach Lamborghini wird Ferrari die nächste Sportwagenmarke sein, die nach lauten Überlegungen einen SUV Wirklichkeit werden lässt.