Der Porsche Cayenne bekommt ein umfangreiches Facelift. Erster Check mit Sitzprobe, auch als Video-Review.
Seit sechs Jahren ist der Porsche Cayenne in seiner aktuellen, dritten Generation auf dem Markt. 2019 kam die Coupé-Version mit ins Programm. Jetzt wird der SUV-Bestseller überarbeitet.
Der neue Cayenne im Video
Porsche spricht davon, dass es sich um weit mehr als ein Facelift handelt. Die tiefen Eingriffe haben einen Grund: Bis Ende des Jahrzehnts soll der letzte Verbrenner-Cayenne noch durchhalten. Er dürfte einige Zeit parallel zu einem elektrischen Nachfolger angeboten werden, wie ab 2024 der kleinere Bruder Macan.
Neues Blech zeigt der Cayenne an der Front. Sie wurde umgestaltet, wirkt jetzt breiter als zuvor. Kotflügel und Motorhaube sind neu, ebenso der Stoßfänger mit den Lufteinlässen. Serienmäßig strahlen Matrix-LED-Scheinwerfer mit dem markentypischen Vier-Punkte-Lichtdesign in die Dunkelheit.
32.000 Pixel im Scheinwerfer
Als Option werden HD-Matrix-Scheinwerfer angeboten. Sie arbeiten mit jeweils 32.000 Pixeln. Die Helligkeit kann in 1.000 Stufen angepasst werden. Bis zu 600 Meter weit soll das Fernlicht reichen. Ein Wert, für den andere Marken auf nochmals kompliziertere Laser-Scheinwerfer setzen müssen.
Die bisherigen 19-Zoll-Felgen werden nicht mehr angeboten, über den 20 Zoll großen Basisrädern finden sich im Konfigurator künftig auch Designs mit 21 und 22 Zoll Durchmesser. Für das Facelift wird die Farbpalette um drei neue Töne erweitert.
Am Heck wandert das Kennzeichen auch bei den Steilheck-Versionen in den Stoßfänger. Der Markenschriftzug im neuen Leuchtenband ist jetzt dreidimensional herausgearbeitet.
Neues Cockpit
„Porsche Driver Experience“ nennt die Marke ihre neue Architektur, die aber auch den Beifahrer mit integriert. Im Vergleich zum aktuellen Cayenne wird das Armaturenbrett komplett neugestaltet.
Während das Lenkrad aus der Sportwagenikone 911 stammt, zitiert der Cayenne mit den neuen Displays den elektrischen Taycan. Die digitalen Instrumente präsentierten sich auf einem gebogenen 12,6-Zoll-Display ohne Abdeckung. Bis zu sieben verschiedene Ansichten können konfiguriert werden. Ein Classic-Modus soll das klassische Tuben-Design neu interpretieren. Auf der linken Seite gibt es einen Motor-Startknopf anstelle des Drehknubbels. Rechts vom Curved Display ragt ein kleiner Knubbel für die Wahl der Fahrstufe aus der Verkleidung.
Damit wird Platz auf der Mittelkonsole geschaffen, wo der Wählhebel entfällt. Neben Ablagefächern machen sich hier das Klimabedienteil mit den gewohnten Kippschaltern und ein Drehregler für die Audio-Lautstärke breit.
Display vor dem Beifahrer
Das Display des PCM (Porsche Communication Management) misst 12,3 Zoll. Ein Navigationssystem mit Online-Anbindung zählt zur Serienausstattung. Optional gibt es, erstmals im Cayenne, ein weiteres Display mit 10,9 Zoll messender Bildschirmdiagonale vor dem Beifahrer. Der Passagier kann hier beispielsweise das Navigationsziel eingeben, das Musikprogramm steuern oder sich Fahrdaten ansehen. Auch Video-Streaming ist möglich, Porsche kooperiert hierfür mit dem Anbieter „Screenhits TV“. Dank einer speziellen Folierung wird verhindert, dass der Fahrer etwas sieht und dadurch abgelenkt werden könnte.
Erster Check mit Sitzprobe
Die erste Sitzprobe im neuen Porsche Cayenne zeigt: Von der Position hinter dem Lenkrad sieht man auf dem Beifahrer-Display in der Tat kaum etwas. Wie sich das bei Tageslicht außerhalb des Film- und Fotostudios gestaltet, muss ein späterer Test klären. Schon jetzt gefällt die schnelle Reaktion des Touchscreens auf Berührungen mit der Fingerkuppe, auch auf dem zentralen PCM-Display. Neu ist eine Kühlfunktion für die induktive Ladeaschale.
Das Smartphone kann dadurch mit bis zu 15 Watt Leistung kabellos geladen werden. Neben Apple CarPlay kann auch Android Auto genutzt werden. Neben dem Cockpit wurden auch die Türverkleidungen umgeformt.
Mehr Leistung, V8 im Cayenne S
Die Modellpalette des überarbeiteten Cayenne besteht zum Marktstart aus drei Varianten. Mehr Leistung gibt es stets dazu. Der Porsche Cayenne mit drei Liter großem Sechszylinder-Benziner erstarkt um 13 Pferdestärken auf 260 kW / 353 PS, das Drehmoment legt um 50 auf 500 Newtonmeter zu.
Im Cayenne S arbeitet künftig ein V8-Motor. Dabei handelt es sich um das bekannte Aggregat mit doppelter Aufladung und vier Litern Hubraum, das bisher auch im Cayenne GTS zum Einsatz kam. Die Leistung im neuen S-Modell steigt auf 349 kW / 474 PS (alter S mit V6: 440 PS, alter GTS: 460 PS). Das maximale Drehmoment liegt bei 600 Newtonmetern.
In 4,7 Sekunden soll es mit dem Achtzylinder aus dem Stand auf Landstraßentempo gehen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 273 km/h.
Mehr Strom-Power bekommt der Cayenne e-Hybrid in Form eines künftig 130 kW (177 PS) starken Elektromotors (zuvor 100 kW). Weiterhin arbeitet er im Team mit einem Sechszylinder-Benziner. Die Systemleistung steigt leicht auf 246 kW / 470 PS.
Wichtiger im täglichen Umgang mit dem Plug-in Hybriden: Eine jetzt 25,9 statt bisher 17,9 kWh große Lithium-Ionen-Batterie sorgt für mehr Reichweite. Nach WLTP-Norm soll der Cayenne e-Hybrid im Idealfall bis zu 90 Kilometer weit elektrisch fahren können. Um mit dem größeren Akku nicht länger an Wallbox oder Ladesäule parken zu müssen, lädt der e-Hybrid schneller. Ein 11-kW-Onboard-Charger ist serienmäßig.
Aktives Fahrwerk serienmäßig
In die neuen Cayenne-Modelle wird ab Werk das PASM-Fahrwerk (Porsche Active Suspension Management) eingebaut. Neue Stoßdämpfer mit zwei Ventilen, eines für die Zug- und eines für die Druckstufe, sollen Komfort und Feedback von der Straße verbessern.
Die optional erhältliche Zweikammer-Luftfederung wurde überarbeitet, sie soll jetzt eine größere Spreizung der einzelnen Stufen bringen. Hand angelegt wurde auch bei den Fahrassistenten.
Die Preise
Konfigurator und Preisliste für den überarbeiteten Porsche Cayenne starten bei 89.097 Euro, das Coupé kostet ab 93.143 Euro. Auf den ersten Blick liegen die Tarife bis zu knapp 6.200 Euro über denen des Vorgängers.
Hätte man den bisher angebotenen Cayenne jedoch mit Matrix-LED-Scheinwerfern, PASM-Fahrwerk, 20-Zoll-Rädern und weiteren jetzt serienmäßigen Ex-Optionen wie Park-Assistent, Rückfahrkamera und induktiver Ladeschale für das Smartphone ausgestattet, käme man auf fast die gleichen Preise wie für das neue Modell.
Der Cayenne S kostet nach dem V8-Upgrade ab 107.542 Euro, als Coupé ab 112.778 Euro. Damit liegt er unter dem bisherigen GTS (120.037 Euro), freilich ohne dessen fahrdynamisches Tuning zu bieten.
Und der Turbo GT?
103.344 Euro werden für den Cayenne e-Hybrid mit „Vollheck“ fällig, 106.352 Euro für das Coupé. Auch der Cayenne Turbo GT mit 640 PS wird weiterhin angeboten. Aufgrund der Zulassungsbestimmungen der Europäischen Union aber nur noch in Exportmärkten. Ab sofort kann man den neuen Cayenne bestellen, im Juli sollen die erste Exemplare an Händler und Kunden ausgeliefert werden.