Der neue Renault Scenic E-Tech Electric im ersten Check mit Sitzprobe, auch als Video-Review.
Zeiten ändern sich, ein Name bleibt. Der neue Renault Scenic E-Tech Electric feiert auf der IAA Mobility in München seine Weltpremiere, 2024 kommt die neue Generation auf den Markt. Während der anfangs noch als Mégane Scénic (mit „Accents“) im Jahr 1996 als Pionier das neue Segment der Kompaktvans formte, startet das neue Modell fast 28 Jahre später als kompakter mit Raumplus.
Der neue Scenic im Video
„Crossover“ könnte man das nennen, vom Konzept einem Nissan Qashqai nicht unähnlich. In der Realität dürfte der neue Renault Scenic Menschen mit Elektroauto-Bedarf ansprechen, denen der Megane E-Tech zu kompakt ausfällt.
4,47 Meter lang ist der neue Renault Scenic, immerhin 27 Zentimeter länger als der Megane und nur deren vier kürzer als der SUV-Verbrenner-Bruder Austral . Außerdem ist der Neuling 1,86 Meter breit und 1,57 Meter hoch. Der Radstand legte im Vergleich zum Megane um zehn Zentimeter auf 2,79 Meter zu. Beide teilen sich die CMF-EV-Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, die auch dem Nissan Ariya als Unterzeugs dient.
Kantiger Typ
Das Design des neuen Scenic folgt er jüngst mit Clio-Facelift und Rafale gestarteten neuen Formensprache der Marke Renault. Einige Details wie die vertikalen Tagfahrlicht-LED und die Rückleuchten erinnern dabei entfernt an den französischen Konkurrenten Peugeot. Die Elemente passen aber gut zur insgesamt recht kantigen Linie des Scenic, die durch eine silberne Einlage an der -Säule aufgelockert wird. Aerodynamisch günstig sind die bündig eingelassenen Türgriffe, die beim Entriegeln des Autos nach außen klappen.
Das Karosseriekonzept des Scenic erlaubt einen bequemen Ein- und Ausstieg. Variabilitätswunder vollbringt der Kompakte aber nicht, es bleibt beim Fünfsitzer mit fester Rücksitzbank. Sie ist nicht einmal verschiebbar. Beim Umklappen der geteilten Lehne entsteht im Laderaum eine hohe Stufe. Das liegt auch daran, dass ein doppelter Boden fehlt. Gepäck oder Getränkekisten müssen also über eine hohe Kante in den tiefen Kofferraum gehievt werden. Dessen Volumen liegt bei üppigen 545 Litern und damit auf dem Niveau viel größerer Autos.
Lederfreies Interieur
Weiter vorne macht sich der gewachsene Radstand durch üppigen Knieraum im Fond bemerkbar. Auch die Kopffreiheit unter dem verdunkelbaren Panorama-Glasdach (ohne Öffnungsfunktion) passt für große Menschen. Leider bekommt man aber die Füße nicht sehr gut unter den Vordersitz, zudem ist – wie in vielen Autos – die Bank recht nah über dem Innenboden montiert.
Auf Leder wird im Interieur komplett verzichtet, bis 2025 will Renault bei allen Modellen ohne Tierhaut auskommen. Das helle Wohnambiente im Film- und Fotofahrzeug wirkt einladend, Kunstleder und Stoff wechseln sich ab. Die Bezüge wirken, ebenso wie die verwendeten Kunststoffe, griffsympathisch, die Verarbeitung hochwertig.
Software von Google
Das Cockpit ist in weiten Zügen aus anderen aktuellen Renault-Modellen bekannt. Zwei große Displays bestimmen das Armaturenbrett, der 12 Zoll große Touchscreen in der Mittelkonsole ist hochkant angeordnet. Für die Begrüßungsmelodie beim Einstieg hat Renault den bekannten Elektro-Musiker Jean-Michel Jarre verpflichtet.
Erneut nutzt Renault Google´s Android Automotive – Software als Betriebssystem. Die Sprachsteuerung übernimmt der Google Assistant, die Routenführung das Maps-Programm. Ladestopps auf der Reise werden in der Navigation berücksichtigt, die dann auch eine Vorkonditionierung des Akkus zur optimalen Temperatur steuert.
Bis zu 620 km Reichweite
Zwei Versionen des von LG zugelieferten NMC-Akkus (Nickel-Mangan-Cobalt) stehen zur Wahl. Das Basismodell bietet 60 kWh Speicherkapazität für eine Reichweite von 420 Kilometern. Damit wird ein 125 kW (170 PS) starker Frontmotor mit 280 Newtonmeter Drehmoment bestromt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h, in 9,3 Sekunden soll der Scenic mit 125 kW aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen.
Wechselstrom kann dreiphasig mit bis zu 22 kW geladen werden. Ein deutlicher Wettbewerbsvorteil der aktuellen Elektro-Renault, viele Konkurrenten bieten für Wallbox oder öffentliche Ladesäule nach wie vor nur 11 kW. Durchschnittlich ist dagegen die maximal mögliche Leistung am Schnelllader. 130 kW können hier realisiert werden.
Mit dem größere 87-kWh-Akku sind nicht nur bis zu 620 Kilometer Reichweite drin, sondern auch eine mit 150 kW leicht höhere Ladeleistung über den CCS-Anschluss (DC mit 22 kW). Die permanenterregte Synchronmaschine, die in beiden Versionen ohne Seltene Erden auskommt, leistet hier 160 kW (218 PS) und produziert ein leicht höheres Drehmoment von 300 Newtonmetern. In 8,4 Sekunden beschleunigt der Renault Scenic E-Tech Electric mit 160 kW auf 100 km/h, darf maximal 170 km/h schnell werden.
Preise ab 41.400 Euro
Im Frühjahr 2024 wird der in Frankreich gebaute Scenic auf den Markt kommen. Das auf diesen Fotos und im Video gezeigte Auto zeigt das höchste Ausstattungspaket Iconic mit 20-Zoll-Felgen. Außerdem wird es, analog zum Megane, die Linien Equilibre, Techno und Esprit Alpine geben.
Die Preise beginnen bei 41.400 Euro für den Scenic Evolution Comfort Range mit 125 kW starkem E-Motor und 60-kWh-Akku. Ein verhältnismäßig günstiger Preis, der Megane kostet mit gleicher Batterie-Speicherkapazität, 96 kW Motorleisung und Evolution-Ausstattungspaket ab 40.500 Euro.
Mit großem Akku und 160 kW gibt es den neuen Scenic ab der gehobenen Ausstattungslinie Techno ab 48.900 Euro. Der teuerste Scenic ist der Iconic mit dieser Antriebskonfiguration für 52.100 Euro.
Fazit
Der neue Renault Megane E-Tech Electric ist ein geräumiger Kompakter mit großem Kofferraum und leicht erhöhter Sitzposition. Die Google-Software im modernen Cockpit dürfte ähnlich zuverlässig funktionieren wie in anderen Renault-Modellen.
Leider fehlen Ideen zur Variabilität, der Frontmotor erlaubt nicht mal einen „Frunk“ (vorderes Staufach) unter der Haube. Im Alltag bietet die DC-Ladeleistung von 22 kW viele Vorteile, die Leistung der beiden Antriebsalternativen erscheint mehr als ausreichend.