Skoda Octavia 2020 Premiere Danke, Herr Minister!

Was haben der Seat Toledo und ein ehemaliger Politiker mit dem Skoda Octavia zu tun?

Manchmal sitzt erst der zweite Versuch, dann aber richtig. So geschehen mit der Wiedergeburt der Marke Skoda als Teil des Volkswagen-Konzerns. Der italienische Designer Giorgio Giugiaro hatte Anfang der 1990er-Jahre den ersten Octavia der Neuzeit entworfen. Das Auto war fertig, die Produktionswerkzeuge bestellt. Dann grätschte die tschechische Regierung, damals noch Mehrheitseigentümer von Skoda, dazwischen.

Premierminister Vaclav Klaus empfand das Auto als „zu italienisch“ für die Marke. Ferdinand Piech, damals Konzernchef in Wolfsburg, gab ihm Recht (so beschreibt er es in seinem Buch „Auto. Biographie), das fertige Auto bekam eine neue Frontpartie und kam als Seat Toledo (1998) auf den Markt. „…wir machten ganz schnell ein neues Exterieur für den Octavia“, erzählte der Auto-Patriarch in seinem Buch.

Octavia als Erfolgsgeschichte

Skoda Octavia 2020 RS Scout Combi iV Hybrid Fotos Motoren

Der Rest ist bekannt. Als 1996 der erste Skoda Octavia der Neuzeit erschien, begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. Über drei Generationen hinweg wandelt der Octavia zwischen Kompakt- und Mittelklasse, ist das erfolgreichste Importauto in Deutschland, der meistverkaufte Kombi Europas und vom sparsamen TDI bis zum sportlichen RS Combi (bei Skoda stets mit „C“) der Traum von Familien und Firmenwagenfahrern. Über 6,5 Millionen Octavia wurden bislang gebaut.

Als wichtigstes Modell der Marke ist der Octavia für Skoda fast noch wichtiger als der Golf für Mutter VW. Kurz nach der Premiere des VW Golf 8 darf sich jetzt auch die neue Generation des Skoda Octavia offiziell zeigen.

Noch mehr Platz im Fond

Skoda Octavia 2020 RS Scout Combi iV Hybrid Fotos Motoren

Die Abmessungen sind mit dem Modellwechsel nur leicht gewachsen, wofür jede Normgarage dankt. Der neue Skoda Octavia ist genau 4.689 Millimeter lang (+22 Millimeter), mit 1.829 um 15 Millimeter breiter geworden und wurde 3 Millimeter flacher als der Vorgänger. Die Höhe beträgt jetzt 1.468 Millimeter. Keine Veränderung gab es beim Radstand des weiterhin auf dem MQB basierenden neuen Modells: 2.686 Millimeter. Trotzdem soll durch ein verbessertes Package die bislang schon fast verschwenderische Bewegungsfreiheit im Fond um einen halben Zentimeter mehr Knieraum zugelegt haben. Auch beim Kofferraumvolumen packt der neue Octavia mehr drauf: 640 Liter sind es künftig beim Combi (+30 Liter), 600 Liter (+10) bei der Limousine. Wichtig für Hobbyspediteure: Das maximale Ladevolumen des Octavia Combi sinkt von 1.740 auf 1.700 Liter bei umgelegter Rücksitzlehne.

Skoda Octavia 2020 RS Scout Combi iV Hybrid Fotos Motoren

Das Karosseriedesign des neuen Skoda Octavia ist ein großer Schritt im Vergleich zum Vorgänger, reiht sich aber gleichzeitig geschickt in die aktuelle Linie der Marke ein. Je nach Blickwinkel lassen sich Stilelemente der anderen Skoda-Modelle erkennen. Die Schweinwerfer, wieder ohne Vieraugengesicht, erinnern mit dem Kühlergrill an den Scala, die umgreifende Motorhabe mit der Fuge in Höhe der Karosseriefalz an den großen Superb.

Lichtkanten an der Gürtellinie und über den Seitenschwellern laufen auf das Heck zu, das mit geteilten und breiten Rückleuchten deutlich hochwertiger aussieht als beim Vorgänger. Der Combi wirkt kompakter als bisher, die Limousine mit großer Heckklappe sportlicher und mindestens so schick wie das Steilheckpendant. Trotzdem dürfte der Skoda Octavia Combi bei uns auch weiterhin den Löwenanteil der Verkäufe ausmachen.

Große Displays im Cockpit

Skoda Octavia 2020 RS Scout Combi iV Hybrid Fotos Motoren

Das Cockpit ist, wie beim Vorbild VW Golf 8, digital. Das Kombiinstrument zeigt beim Skoda aber in der Basisversion noch analoge Instrumente. In höheren Ausstattungslinien hat aber auch er digitale Anzeigen hinter dem Lenkrad und das bis zu zehn Zoll große Infotainmentdisplay mit dem darunter liegenden Touch-Slider. Ab der Ausstattungslinie Style gibt es ein optionales Head-up-Display, das die Informationen direkt in die Windschutzscheibe spiegelt.

Das neue Zweispeichenlenkrad fällt auf uns dürfte bei manchen Fans und Kunden für Diskussionen sorgen. Damit trägt der Octavia seinen Freak-Faktor nach innen, denn mit den (zu) großen Scheinwerfern des Octavia II Facelift und dem Vieraugengesicht des Vorgängers gab es beim Liebling der Massen stets bewusst gestreute Disharmonien. Abhilfe schafft die Aufpreisliste mit einem optionalen Dreispeichenlenkrad, beide Varianten sind optional beheizbar. Bei Varianten mit DSG hat auch der Octavia jetzt nur noch einen kleinen Knubbel zur Wahl der Fahrstufe, ein langer Wählhebel mit manueller Gasse entfällt.

Bildergalerie zum neuen Octavia

Wer sich mit dem neuen VW Golf beschäftigt hat, für den ist die Motorenpalette des Skoda Octavia keine große Überraschung. Wie gewohnt ist der Octavia unter der Haube aber ein Stück weit höher positioniert.

Basis ist ein 1.0 TSI-Dreizylinder mit 110 PS, darüber rangiert der 1.5 TSI-Vierzylinder mit ACT (Zylinderabschaltung) und 150 PS. Beide können in Verbindung mit dem optionalen Siebengang-DSG als „eTEC“-Versionen bestellt werden. Dann arbeitet ein Mildhybridsystem mit 48V-Netz an der Verbrauchsreduzierung. Als Benziner-Topmodell vor der Premiere des neuen Skoda Octavia RS fungiert ein 2.0 TSI mit 190 PS, stets an das Siebengang-DSG und Allradantrieb gekoppelt.

Den Zweiliter-TDI mit Twindosing, einer zweifachen Abgasnachbehandlung, wird es in drei Leistungsstufen mit 115, 150 und 200 PS geben. Die höchste Leistungsstufe überrascht. Kommt der neue RS nur noch als Benziner und / oder Plug-in-Hybrid? Auch der Erdgasantrieb lebt weiter, und zwar in Form des 130 PS starken Octavia G-Tec mit dem bekannten 1,5 Liter-Motor. Er kann als Alternative zum manuellen Getriebe auch als DSG-Version bestellt werden.

Neuer Plug-in-Hybrid

Skoda Octavia 2020 RS Scout Combi iV Hybrid Fotos Motoren

Neu für den Skoda Octavia ist ein Plug-in-Hybrid, der als Limousine und Combi lieferbar sein wird. Der Octavia iV setzt auf die bekannte Kombination aus 1.4 TSI-Benziner und 75 kW (102)-Elektromotor. Die Systemleistung liegt bei 204 PS und hält damit den nötigen Respektabstand zum ebenfalls neuen Superb iV, dessen Plug-in-Hybrid-System 218 PS zur Verfügung stellt. Die 13 kWh große Lithium-Ionen-Batterie soll für eine rein elektrische Reichweite von 55 Kilometern (nach WLTP-Norm) genügen.

Kein neuer Skoda ohne Hinweise auf praktische Alltagshelferlein: Der Deckel des Wischwasserbehälters im Motorraum lässt sich als Einfüllstutzen umfunktionieren, erspart so ein Kleckern mit Wasser und teurem Reiniger. Auch im Octavia gibt es Regenschirmfächer in den Türen (jetzt auch mit optionalem Schneebesen) und den Eiskratzer auf der Innenseite des Tankdeckels. Mit einem weiteren Einfüllstutzen soll das Nachfüllen von AdBlue beim TDI an Lkw-Säulen möglich sein.

Neben zwei USB-C-Anschlüssen in der Mittelkonsole findet sich ein entsprechender Anschluss auf am Dachhimmel. Hier kann eine Dashcam mit Strom versorgt werden. Nutzer von Smartphones mit herkömmlichem USB-Kabel benötigen auch im neuen Skoda einen Adapter.

LED-Scheinwerfer sind immer serienmäßig, als höchste Ausbaustufe gibt es erstmals im Octavia Matrix-LED-Scheinwerfer mit Dauerfernlicht, die andere Verkehrsteilnehmer und Schilder im Lichtkegel maskieren. Die Assistenzsysteme werden mit dem Modellwechsel um Hilfen beim Ausweichen und Abbiegen sowie einen Ausstiegswarner bei Objekten im toten Winkel ergänzt.

Octavia RS und Scout folgen

Skoda Octavia 2020 RS Scout Combi iV Hybrid Fotos Motoren

Preise für den neuen Octavia nennt Skoda noch nicht. Zuerst kommt die neue Generation als Combi auf den Markt, die Limousine folgt zeitversetzt. Der aktuelle Skoda Octavia Combi kostet ab 23.680 Euro, nachdem die Basisvariante Active mit dem Auslaufen der Baureihe aus dem Programm gestrichen wurde.

Im Laufe des Jahres 2020 wird Skoda auch den neuen Octavia RS sowie den Combi als Scout mit höherem Fahrwerk und Offroad-Look zeigen. Egal in welcher Version, als Regierungsfahrzeug für den amtierenden tschechischen Premierminister Andrej Babis wird der neue Skoda Octavia nicht in Frage kommen. Den Repräsentationsjob übernimmt sein großer Bruder Superb.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller