Schon wieder: Der Skoda Octavia überschminkt sich.
Es muss an den Genen liegen. Wieder versucht sich der Octavia in der Mitte seines Lebenszyklus als Rebell. Midlifecrisis sozusagen. Schon der Vorgänger ließ sich zum Facelift, das war im Herbst 2008, die Front gehörig aufspritzen. Statt gerader Linien und betonter Ecken pötzlich riesige, runde Scheinwerfer.
Der Octavia der dritten Generation bleibt zu seiner Auffrischung zwar der Kante hörig, flippt aber auch ein wenig aus. Die Besonnenheit des Skoda-Designteams muss wohl einige Zeit verloren gegangen sein.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich gut streiten, aber nur schlecht berichten. Ich versuche es trotzdem, nehme das neue Gesicht des Skoda Octavia ganz unjournalistisch nicht einfach hin.
Natürlich musste sich Skodas wichtigstes Modell eine gewisse Biederkeit in der Blechgestaltung vorwerfen lassen. Was aber auch zu langlebigem Design und internationalem Erfolg führt. Wer sich heute einmal den Vorgänger als Vor-Faceliftmodell und geliftetes Glubschi-Auto ansieht, weiß, was ich meine.
Jetzt also vier Augen. Ja, ich muss nun natürlich auch die alte Mercedes E-Klasse (dort aber das Modell vor dem Facelift) erwähnen. Übergehe das aber schnell und merke an, dass die gelungene LED-Sichtsignatur nun etwas unbeholfen aussehen könnte. Konjunktiv – denn mehr als die Fotos habe ich vom Auto auch noch nicht gesehen.
Auf jeden Fall wirkt der Octavia an der Front nun schmaler als zuvor. Die Motorhaube trägt nun mehr Falze und ist das einzige neue Blechteil. Trotz der umfangreichen Modifikationen hat es Skoda wohl geschafft, die bisherige Form der Kotflügel behalten zu können.
Am Heck ändert sich außer dem Innenleben der Leuchten nichts. Deren C-Lichtsignatur ist nun runder als zuvor, was vor allem den Combi am Heck den vergangenen Superb Combi zitieren lässt.
Unabhängig vom optischen Eindruck möchte der Octavia natürlich moderner sein. Zum Beispiel mit Voll-LED-Scheinwerfern, die optional erhältlich sein werden. Damit haben sowohl Octavia wie auch Kodiaq dem Markenflaggschiff Superb etwas voraus.
So auch im Innenraum. Denn auch der Octavia erhält ein neues Infotainmentangebot. Alle Radio- und Navigationssysteme haben nun Touchscreendisplays im Glasdesign. Der Effekt für den Nutzer: Schon eine leichte Berührung genügt, es ist kein fester Druck mehr erforderlich.
Der Bildschirm beim Navigationssystem Columbus, jetzt mit nur noch einer Knopfleiste links, wächst von acht auf 9,2 Zoll Diagonale. WLAN-Hotspot und ein optionales SIM-Karten-Modul für LTE schließen den Octavia an den modernen Cyberspace an.
Auch weitere Konzerntechnik wandert in den Octavia, vom Anhängerassistent, der das Rangieren des Gespanns abnimmt, über den Fußgängerschutz bis zum Querverkehrswarner beim Rückwärtsausparken. Endlich wird das Verstellfahrwerk DCC, bislang in Deutschland für den Octavia nur inoffiziell bestellbar, seinen Weg in die reguläre (Auf-)Preisliste finden.
Während das neu erhältliche beheizbare Lenkrad nur dem Fahrer zugutekommt, gibt sich der Skoda mit optionalen Klapptischen an den Rückseiten der Vordersitze als noch besserer Familienversteher. Noblesse sollen die Ambientelichtleisten aus dem Superb in den kleineren Bruder bringen.
Bei der Motorenfamilie ändert sich dagegen gar nichts. TSI-Benziner von 85 PS (1,0 Dreizylinder) bis 180 PS (weiterhin aus dem 1,8 Liter Vierzylinder) und die bekannten 1,6 Liter und 2,0 Liter TDI (110 oder 115 bis 184 PS) bleiben unter der Haube ebenso das Erdgasmodell mit 110 PS.
Ab Ende 2016 soll der überarbeitete Octavia bestellbar sein, die Auslieferung erfolgt ab Anfang 2017. Erst später, nämlich im Frühling, kommen der neue Octavia RS, dann mit bis zu 245 PS aus dem 2,0 Liter TSI, und der Octavia Scout.
Vielleicht habe ich mich dann an die Frontpartie gewöhnt.