Eine elegante Limousine ohne aufgesetzte Sportlichkeit
Das kommt selten vor. Ein neues Auto ist bereits durch diverse zufällig (?) veröffentlichte Fotos von Modellautos bekannt und bei der Veröffentlichung erster Fotos sind trotzdem alle aus dem Häuschen. Jeder, der Stift oder Tastatur zur Hand und ein Medium hat, gibt seinen Senf zum neuen Volvo S90 ab. Ich jetzt auch.
Diese Resonanz beweist den Vertrauensvorschuss, den die wiedergesundete schwedische Marke spätestens mit dem gelungenen XC90 herausgefahren hat. Trotz der chinesischen Eigentümer. Oder gerade deswegen, denn irgendwo muss das Kapital zur Wiedergeburt der Marke ja herkommen.
Der große SUV hat nicht nur mich im Fahrbericht vollauf überzeugt, sondern ist auch weltweit sehr erfolgreich. Die 90er-Familie wird 2016 durch die Limousine und den Kombi komplettiert, jetzt ist also der S90 mit Stufenheck dran.
Die Designer haben die Gestaltungselemente des XC90 geschickt auf die flachere Limousinenform übertragen. Dabei konnten Sie der Front die leicht vorstehende Nase durch einen kleinen Übergang und die langgezogene Dachform korrigieren. Auf den ersten Pressefotos ist der S90 natürlich in der Topausstattung namens Inscription zu sehen, die riesigen 20-Zoll-Felgen sorgen für einen satten Auftritt.
Auf dem Heck hackt der Großteil meiner schreibenden Kollegen kräftig herum, ich lasse sie mal machen. Und genieße. Trotz der eleganten Front, bei der keine Linie zu viel gesetzt wurde, ist für mich das hohe und breite Hinterteil klare Schokoladenseite am S90.
Volvo hat es vermieden, die scheinbar bei allen Herstellern liegende Schablone „Stufenheck leicht gemacht“ zu benutzen und geht hier eigene Wege. Wo sich Kombis und SUV bei den Schweden auf ihre vertikalen Lichtsäulen stützen, legt der S90 die Unterarme bis zu den Ellenbogen auf den Tisch. Und wirkt dabei nicht flegelhaft. Die Rücklichter ragen horizontal weit in die Heckklappe, wie eine große rote Klammer, die den stramm sitzenden Stoff hinten zusammenzieht – ohne dass es spannt.
Selbstbewusst prangen in der Mitte die fünf Lettern des Markennamens in einer Kuhle. Wenn man jetzt noch auf die Sicke im Blechteil darunter verzichtet hätte…
Wenn man sich also von außen sattgesehen hat, beginnt innen die optische Völlerei. Denn auch hier folgt der S dem XC – in aller positiver Konsequenz. Als Gegenpol zu den technoiden deutschen Konkurrenten wird mit offenporigem Holz und durchdachtem Materialmix eine moderne Loftatmosphäre erzeugt.
Unter der Motorhaube werden die bekannten Vierzylindermotoren mit 2.0 Liter Hubraum aus dem XC90 einziehen. Benziner mit 254 PS (T5) und 320 PS (T6) sowie Diesel mit 190 PS (D4) und 225 PS (D5). Damit dürften alle üblichen Leistungswünsche abgedeckt sein, wenn der S90 im Sommer zu den Händlern rollt. Für die Technikfreaks mit lockerem Geldbeutel kommt im Spätherbst der T8. Wie im SUV-Bruder kombiniert das Plug-In Hybrid – Topmodell die 320 PS-Version des Benziners mit 65 kW (87 PS) Elektropower.
Mein Fazit nach den ersten Fotos: Gut gemacht, Volvo! Aufpassen muss die Marke jetzt nur dabei, das neue Design in die kleineren Klassen zu bringen. Bei der positiven Resonanz ist die Verlockung groß, alle Modelle der Palette zu ähnlich aussehen zu lassen. Für die Nachfolger von S/V/XC60 und die neuen Kompaktmodelle sollte auf jeden Fall die Front eine andere Nuance erhalten, am Heck bieten sich – ob nun hochkant oder in der Breite – kleinere Leuchteinheiten zur Unterscheidung an. Vermeidet die Fehler aus Ingolstadt und Stuttgart!