Ford Focus ST Turnier Diesel Da fehlt doch was...

Erste Fahrt im sportlichen Kompaktkombi mit 190 PS-Dieselmotor.

Sportliche Kompaktautos, neudeutsch als „Hot Hatch“ populär, machen Spaß. Alltagstaugliche Fahrzeuge, die je nach Lust und Laune ordentlich die Sau herauslassen. Auch Ford mischt hier mit. Der Focus ST kommt aktuell in neuer Auflage zum Händler. Der Fünftürer mit 280 PS starkem Vierzylinder konnte seine Kompetenzen bereits im Fahrbericht unter Beweis stellen.

Bei manchen Kunden kommt durchaus die Lebensplanung dazwischen. Plötzlich kann es kein Kompakter mehr werden, weil neben der Partnerin oder dem Partner auch noch ein Kinderwagen nebst zusätzlichem Passagier und zusätzliches Gepäck transportiert wird. Außerdem werden die Strecken länger. Sei es durch die lange ersehnte Firmenwagenberechtigung mit Außendiensteinsätzen im Job oder eine steigende Anzahl von Familienbesuchen.

Diesel mit 190 PS

Lange Rede, kurzer Sinn. Es müssen zwei Schritte seitwärts gemacht werden. Auch das kann der Ford Focus ST, eifert hier dem durchaus erfolgreichen Vorbild in Form des VW Golf GTD Variant nach. Neben dem stürmischen Benziner ist der Ford Focus ST auch als Diesel zu haben. Erster Schritt. Der zweite folgt sogleich, indem der selbstzündende Testwagen auch gleich das 28 Zentimeter längere Kombiheck, bei Ford traditionell Turnier genannt, mitbringt.

Nach dem Kaltstart rumort der 190 PS starke Zweiliter-Diesel ein paar Kilometer vor sich hin. Schnell findet er aber eine angenehme Laufruhe. Mit einem maximalen Drehmoment von 400 Nm bleibt er zwar deren 20 unter dem 2,3 Liter großen Benziner des Bruders, lässt aber auch damit fast jeden Gasbefehl im hohen Gang zu. Schnell erweist sich der Focus ST Diesel als dynamischer Autobahngleiter. Bei guter Straßenbeschaffenheit findet das Fahrwerk einen guten Kompromiss zwischen sportlicher Direktheit und Komfort. Ebenso unverständlich wie schade: Angeblich aus konstruktiven Gründen bietet Ford im Focus ST Turnier keine adaptiven Dämpfer an.

Keine Automatik im Angebot

Mit dem direkten Weg über das kleine rote „S“ am Multifunktionslenkrad gelangt man in den entsprechenden Fahrmodus, der das Ansprechverhalten nachschärft. Auch beim Diesel ist die künstliche Klangverstärkung für den Innenraum an Bord, was leider auch ebenso artifiziell klingt.

Das stört aber nur beim Ausdrehen des Motors, weniger beim Kilometerabspulen. Dann wächst auch der Schalthebel des manuellen Sechsganggetriebes in sechster Position fest. Das Getriebe lässt sich, einmal runter von der Autobahn und rein in das Landstraßengeschlängel, knackig schalten. Dennoch wird eine Automatikoption vermisst. Auch hier Unverständnis: Während Ford für den ST-Benziner eine Wandlerautomatik mit sieben Gängen als Option vorsieht, bleibt es für den Diesel beim Schaltgetriebe.

Bei beiden gleich sind die hervorragenden Sportsite mit viel Seitenhalt für eine bequeme Position auch auf langen Strecken und hochwertigen Leder-Alcantara-Bezügen. Das Cockpit mit dem freistehenden Infotainment-Display bietet Connectivity auf aktuellem Stand, die analogen Rundinstrumente mit digitalem Display ihrer Mitte sind hervorragend abzulesen. Das gilt nur bedingt für das Head-up-Display, das seine Anzeigen auf eine kleine Scheibe über der Instrumentenhutze spiegelt. Vor allem große Fahrer finden keine gute Einstellung der Anzeige, die immer halb auf der Motorhaube, halb auf der Straße zu schweben scheint. Schön, dass es auch mal Sonderausstattung gibt, die man sich guten Gewissens sparen kann.

Sparen kann der Ford Focus ST als Diesel nicht nur beim Fahren. Schon der Preis liegt 1.000 Euro unter dem Benziner. Alle 100 Kilometer fließen laut Norm 5,9 Liter Diesel in die vier Brennräume. Auf den Probefahrten zeigte der Bordcomputer einen ordentlichen Durchschnittsverbrauch von 7,2 Litern an.

Fazit zum Ford Focus ST Diesel Turnier

Bildergalerie

Bildergalerie ( 11 Fotos )

Als Diesel mit Kombiheck wird der Ford Focus ST vom Heißsporn zum Helden der Langstrecke. Sitze und Fahrwerk passen prima. Der Motor hat ausreichend Kraft für eine gute Längsdynamik, ohne einen Racer aus dem ST zu machen. Das Fehlen der adaptiven Dämpfer scheint vernachlässigbar. Die nicht vorhandene Automatik-Option überrascht aber und wirkt am Einsatzzweck der vielfahrenden Zielgruppe vorbeigeplant.

Im Video: Der Ford Focus ST Benziner mit 280 PS