Wie sehr unterscheiden sich die Konzepte von Hyundai i30 Fastback und Kia Proceed?
„Die Kompaktklasse verliert ihre Marktführerschaft an die SUV.“ Solche und ähnliche Schlagzeilen sind aktuell zu lesen. Noch führen die kompakten Modelle um Golf und Co. aber die Segmente an, außerdem hinkt der Vergleich ein wenig. Im SUV-Segment sind verschiedene Fahrzeuggrößen zusammengefasst.
Klar ist aber: Immer mehr Kunden greifen zu T-Roc oder Tiguan statt Golf, zu Grandland X statt Astra. Auch die koreanischen Konzernbrüder Hyundai und Kia bedienen die SUV-hungrige Kundschaft mit einem wachsenden Angebot. Bei Hyundai sind Kona und Tucson zu erwähnen, bei Kia kommt zu Stonic und Sportage mit dem neuen XCeed bald ein weiteres Crossover-Modell ins Programm.
Trotz aller SUV-Euphorie haben beide Marken aber auch neue Ideen in die Kompaktklasse gebracht. Die zuletzt wenig gefragten dreitürigen Versionen sind nicht ersatzlos gestrichen worden, sondern durch viertürige Konzepte ersetzt worden.
Eigenständige Karosseriekonzepte
Hyundai hat mit dem i30 Fastback eine eigenständige Fließheckvariante als Alternative zum klassischen Steilheck-Fünftürer und dem Kombi lanciert. Der Fastback ist mit 4,45 Metern elf Zentimeter länger als der Fünftürer, aber drei Zentimeter flacher (1,43 Meter). Ein Teil davon geht auf das um fünf Millimeter tiefergelegte Fahrwerk zurück, der Rest auf die komplett neue Karosserie.
Innen bietet der Hyundai i30 Fastback mit 2,65 Metern Radstand den gleichen Beinraum im Fond wie seine Modellbrüder. Das flache Dach verringert aber die Kopffreiheit im Fond spürbar. Im Kofferraum stellt er 450 bis 1.351 Liter zur Verfügung. Das ist nur wenig mehr als beim Steilheckmodell (395 bis 1.301 Liter) und geringer als beim Kombi (602 bis 1.650 Liter), unterstreicht aber das Hauptaugenmerk des Fastback auf Design.
Das gilt auch für den viel beachteten Kia Proceed. Anfang 2019 wechselte dieser Name vom dreitürigen Kompaktcoupé zum fünftürigen Shooting Brake. Die Karosserieform erinnert nicht wenige Betrachter an den Mercedes CLA Shooting Brake und den Porsche Panamera Sports Turismo. Mit knapp 4,61 Metern ist der Kia Proceed sogar um fünf Millimeter länger als der Kombi mit dem Namen SW, dafür aber mit 1,42 Metern deutlich flacher. Bis auf die Motorhaube und die vorderen Kotflügel, die sich beim Kia Ceed der Fünftürer, der Kombi und der Proceed teilen, sind alle Karosseriebleche neu.
Mit einem Laderaum von 594 bis 1.545 Litern positioniert Kia den Proceed erstaunlich nah am SW. Der bietet mit 625 Litern Grundvolumen zwar nochmals mehr Laderaum, aber auch der Proceed dürfte das Gepäck fast jeder Urlaubsreise schlucken.
Hyundai möchte mit dem i30 Fastback wohl auch Kunden ansprechen, die früher eine Mittelklasselimousine gekauft hätten. Das Modellportfolio für das gelungene Fließheckmodell ist breit aufgestellt.
Der Hyundai ist etwas günstiger
Die Preisliste beginnt beim i30 Trend mit 120 PS starkem Dreizylinder-Benziner für 22.450 Euro. Darüber rangieren der 140 PS starke 1.4 T-GDI und der 1.6 CRDI Diesel mit 136 PS, insgesamt stehen außerdem vier Ausstattungslinien zur Wahl. Topmodel ist der Hyundai i30 Fastback N mit 275 PS für 33.700 Euro. Er ist das Fotofahrzeug für diesen Artikel. Grundsätzlich gilt: Der Fastback-Aufpreis im Vergleich zum normalen Fünftürer beträgt beim i30 600 Euro, der Kombi ist nochmals 400 Euro teurer.
Kia will den Proceed als Alternative am oberen Ende des Ceed-Portfolios verstanden wissen. Das Angebot konzentriert sich auf die gehobene GT-Line mit 140 PS - Benziner ab 27.690 Euro oder dem 136 PS-Diesel ab 29.590 Euro. Er ist 700 Euro teurer als der Ceed SW. Topmodell ist der Proceed GT mit 204 PS aus einem 1,6 Liter-Turbobenziner für mindestens 31.190 Euro laut Liste.
Ein direkter Preisvergleich ist zwischen dem Kia Proceed GT-Line 1.4 T-GDI und einem identisch motorisierten Hyundai i30 Fastback N-Line möglich. Der Kia kostet 27.690 Euro. Rüstet man den Hyundai in der N-Line noch mit beim Kia serienmäßigen Details wie LED-Scheinwerfer und Komfort-Paket (u.a. Zweizonen-Klimaautomatik, schlüsselloser Zugang) auf, kostet er 27.050 Euro und damit 640 Euro weniger.
Fazit zum Konzeptvergleich
Es muss nicht immer SUV sein, um sich von der Masse abzuheben. Den beiden koreanischen Marken gebührt Lob für die Entscheidung, mit i30 Fastback und Proceed neue Wege zu gehen und die Autowelt ein wenig abwechslungsreicher zu machen.
Deswegen gibt es vor allem einen Sieger: Die Kundin oder den Kunden, die/der sich je nach Vorlieben und Bedarf das passende Auto aussuchen kann. Trotz des größeren Laderaums beim Kia Proceed dürfte die Entscheidung, unabhängig von persönlichen Markenpräferenzen, vor allem im Bauch getroffen werden. Denn Designerstücke sind beide.