Lexus RX 450h Genuss für Individualisten

Der Lexus RX 450h im Alltagstest mit Video-Review.

Ganze 604 Neuzulassungen entfielen in Deutschland 2021 auf den Lexus RX. Damit ist auch das große SUV der japanischen Premiummarke hierzulande ein Nischenprodukt für Individualisten, während es beispielsweise in den USA in großen Stückzahlen verkauft wird. Der Vorteil für Kunden: Wer es sich mental leisten kann, fährt nicht das gleiche Auto wie seine ebenfalls dem SUV zugewandten Kunden, Geschäftspartner oder Golf-Club-Freunde.

Der Lexus RX 450h im Video

Als Schnäppchenalternative aus Asien taugt der Lexus RX 450h im Vergleich zu Audi Q7, BMW X5 und Mercedes-Benz GLE aber nur bedingt. Damit sind nicht nur die selbstbewussten Preise, vor allem für die höheren Ausstattungslinien, gemeint. Sondern auch die Steuer. Denn bei den oftmals als Firmenwagen zugelassenen Oberklassemodellen nutzen viele Kunden, Lademöglichkeiten hin oder her, die Vorteile bei der Versteuerung eines Plug-in Hybriden. Den kann Lexus beim aktuellen RX nicht anbieten. Wohl aber einen etablierten und bewährten Vollhybrid-Antrieb, also ohne externe Lademöglichkeit.

Ein 3,5 Liter großer V6-Motor mit 262 PS übernimmt den Verbrennerpart. Ihm stehen zwei Elektromotoren zur Seite. Eine 123 kW (167 PS) starke Maschine treibt, wie der Sechszylinder-Sauger, die Vorderräder an. Ein zweiter E-Motor mit 50 kW (68 PS) kümmert sich um den elektrifizierten Allradantrieb. Die Systemleistung liegt bei 230 kW / 313 PS.

Hybrid mit V6-Benziner

Nach dem Start fährt der Lexus RX 450h meist elektrisch an. Je nach Außentemperatur stromert er Japaner auch durch die ganze Ortschaft, bevor der kleine Akku erschöpft ist und der Benziner sanft zugeschaltet wird. Beim Ausrollenlassen und Bremsen wird Energie rekuperiert. Wie nicht anders zu erwarten war, gelingt das Zusammenspiel der drei Motoren und die Verwaltung der Kraft über ein stufenloses Getriebe ohne Probleme.

Lediglich bei vollem Leistungsabruf dreht der Benziner in derart hohe Regionen, dass er trotz sechs Brennräumen unangenehm klingt. Solche Eskapaden liegen aber auch nicht im Wohlfühlbereich eines Hybriden und seiner Insassen. Vielmehr genießt man das entspannte, aber dennoch zügige Vorankommen. Für Kurzweil sorgt die Beobachtung der Energieflussanzeige auf dem zentralen Infotainment-Display. Wenn man sich nicht gerade seinem Lieblingskünstler aus den Boxen des hervorragenden Mark-Levinson-Soundsystems hingibt.

Die komplette Ausstattung und feine Details, zu der auch weiches Leder an den Seiten der Mittelkonsole gehört, unterstreichen den Premium-Anspruch von Marke und Modell. Da fällt das Fahrwerk etwas ab. Beim Lexus RX 450h F Sport gehören adaptive, variable Dämpfer zur Serienausstattung. In Verbindung mit den 20 Zoll großen Felgen rollt der etwa 2,1 Tonnen schwere Hybrid damit bei Stadttempo recht straff ab. Erst auf Landstraßen und Autobahnen spielt die Abstimmung ihr Potenzial aus. Mit hohem Komfort lassen sich Kilometer sammeln.

Im Alltag bedingt sparsam

Lexus RX 450h E-Four F Sport Test Video Review

Nach spätestens 650 Kilometern muss der RX 450h dann mal raus zum Boxenstopp. Denn der 65 Liter große Tank ist fast leer. 9,4 Liter Super flossen im Testalltag je 100 Kilometer in die Brennräume. Das ist für ein Benziner-SUV dieser Größe nicht viel. Im Vergleich zu anderen effizienten Lexus-Hybriden wie dem ES 300h mit Vierzylinder-Motor darf der RX aber nur als bedingt sparsam gelten.

Nachts wird das gute Gefühl dann von Lichthupensignalen des Gegenverkehrs gestört. Der Grund liegt in den adaptiven LED-Scheinwerfern und ihrem Fernlichtassistenten. Er reagiert teils träge und blendet somit entgegenkommende Autofahrer.

Das konstruktive Alter des Lexus RX zeigt sich im Innenraum, und zwar auf positive Art und Weise. Viele Funktionen haben noch einen richtigen Knopf. Sobald man sich eingefunden und umgesehen hat, gelingt die Bedienung ohne Probleme. Das fummelige Touchpad mit Cursor hat durch die letzte Überarbeitung des Infotainmentsystems an Schrecken verloren. Mittlerweile kann man das Display auch als Touchscreen nutzen.

Das kostet der Lexus RX 450h

Lexus RX 450h E-Four F Sport Test Video Review

Wie bei Importmarken üblich, bündelt Lexus Optionen in feste Pakete, die dann in Form von Ausstattungslinien angeboten werden. Das erklärt die teils heftigen Preissprünge. Während das Basismodell ab 63.300 Euro kostet, werden für den F Sport schon 81.100 Euro fällig. Neben speziellen Anbauteilen und großen Rädern fahren hier dann auch das erwähnte Adaptiv-Fahrwerk, Matrix-LED-Scheinwerfer, Navigationssystem mit größerem Display, Sportsitze und weitere Annehmlichkeiten mit. Moderne Assistenzsysteme wie Totwinkelwarner und Kamera-Rundumsicht gibt es in Verbindung mit einem Head-up Display als Paket. Zusammen mit Metalliclackierung kommt der Testwagen des Lexus RX 450h F-Sport auf einen Listenpreis von 85.400 Euro.

Fazit

Lexus RX 450h E-Four F Sport Test Video Review

Der Lexus RX 450h erfüllt mit hohem Komfort (auf Landstraßen und der Autobahn), sehr guter Verarbeitung und hochwertigen Details das Markenversprechen des japanischen Premium-Labels. Sein Hybridantrieb mit V6-Benziner ist im Alltag aber nur bedingt sparsam.

Das dürfte Fans und potenzielle Käufer weniger stören als die deutsche Steuergesetzgebung, die dem Hybrid im Gegensatz zur Konkurrenz mit Stecker keinerlei Vorteile bei der Nutzung als Firmenwagen zugesteht. So wird der Lexus RX 450h auch in Zukunft ein geplanter Genuss-Kauf für Individualisten bleiben.

Technische Daten

Lexus RX 450h E-Four F Sport

Antrieb Elektrischer Allradantrieb
Hubraum 3.456 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder V6
Maximale Leistung kW / PS 193 kW / 262 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 335 Nm bei 4.600 U/min
Getriebe stufenloses CVT-Getriebe
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW 123 kW (167 PS)
Elektromotor vorn: Maximales Drehmoment 335 Nm
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW 50 kW (68 PS)
Elektromotor hinten: Maximales Drehmoment 139 Nm
Systemleistung: kW / PS 230 kW / 313 PS
Tankinhalt 65 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 7,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,8 - 5,9 Liter
Verbrauch real auf 100km 9,4 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Continental Winter Contact TS850 235/55 R20
Leergewicht ca. 2,1 Tonnen
Anhängelast (gebremst) 2.000 kg
Länge / Breite / Höhe 4.890 / 1.895 / 1.685 mm
Grundpreis 81.100 Euro
Testwagenpreis 85.400 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad