Mit dem Maserati Levante SQ4 in den Steinbruch? Geht.
Kaum eine Marke und kaum ein Autokäufer kommt mittlerweile ohne SUV aus. Das einstige Mehrzweckfahrzeug ist zuerst zum Statussymbol gereift und schickt sich an, mit hoher Sitzposition zur Grundarchitektur zu werden. Einstige SUV-Vorteile wie Allradantrieb und Geländegängigkeit sowie hohe Zuglast für den Anhängerbetrieb fallen immer öfter aus dem Raster.
Auch Premium- und Sportmarken ohne SUV sind kaum mehr vorstellbar. Lamborghini kann kaum so viele Urus bauen, wie die Kunden gerne hätten. Ferrari legt letzte Hand am Purosangue an. Schon seit 2016 bietet eine Leistungs- und Preisklasse darunter der Ferrari-Nachbar Maserati den Levante an.
Was der über fünf Meter lange auf der Straße kann, zeigte erst kürzlich der Alltagstest des Levante SQ4 mit 430 PS starkem Sechszylinder-Benziner. Außerdem trat bereits der neue Maserati Levante Trofeo mit 580 PS starkem V8 zur Probefahrt an. Mit schicken Leichtmetallfelgen im großen Format stillten beide ihren Appetit nach Asphaltkilometern.
Dann stellt Maserati aber noch einen Testwagen auf üppige 20-Zöller, parkt ihn in einem Steinbruch nahe Modena. Auf dem Beifahrersitz wartet ein erfahrener Instruktor. Erste Amtshandlung nach der Einstellung von Sitz und Spiegeln sowie dem Anschnallen: die Aktivierung des Offroad-Modus, der über die serienmäßige Luftfederung auch die Bodenfreiheit anhebt.
Es geht los. Der Maserati Levante SQ4 bleibt nicht lange „Blu Passione“, schnell mischt sich der Lack mit dem Ockerton von Matsch und Schlamm. Der V6-Twin-Turbo stemmt seine Front in Richtung Himmel. Das maximale Drehmoment von 580 Nm liegt erst bei späten 4.500 Umdrehungen vollständig an. Unabhängig davon gilt: Sieht man nur noch Himmel, soll der Fuß schwer auf dem Gas stehen. Aber nur so weit und so lang, bis man die Kuppe erreicht. Was dahinter liegt, lässt sich nicht mal erahnen. Also langsam, um Kurven, Abhängen oder Hindernissen gerecht zu werden.
Auf dem Weg zurück dann das genaue Gegenteil. Die Bergabfahrkontrolle, ein per Knopfdruck aktivierbares Fahrprogramm in den meisten modernen SUV und Geländewagen, hält den Levante konstant auch dann auf der eingestellten Geschwindigkeit, wenn man glauben könnte, das Auto kippt jetzt eh´ gleich mit dem Heck vornüber den Steilhang herunter. Über das Multifunktionslenkrad lässt sich die limitierte Geschwindigkeit während der Bergabfahrt variieren.
Ein paar Wasserdurchfahrten (das Luftfahrwerk erlaubt maximal 21 Zentimeter Bodenfreiheit) und bezwungene Hügel später fällt auf, dass Karosserie und Innenraum die Härteprüfung klaglos mitmachen. Nichts knarzt oder knirscht, außer die Steine unter den Rädern. Der Allradantrieb regelt dabei die Antriebskraft zwischen den Achsen hin und her.
Spielspaß ohne Alltagsbezug, Offroad mit einem Maserati? Da lohnt sich der Blick über das Mittelmeer und Saudi-Arabien hinweg. Da wohnt dann plötzlich eine große Zielgruppe für Autos wie den Levante in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die fahren zwar selten durch Matsch und Schlamm (so wie es der kaufkräftige Russe selbst am Stadtrand des winterlichen Moskaus durchaus macht), sondern dürften öfter den „Deep Sand / Snow“ Modus für die Regelelektronik nutzen.
In Europa freut man sich bestimmt darüber, auch zu früher Morgenstunde ganz vorne am Skilift zu parken. Noch bevor der Schnee für den Massenandrang wegplaniert wurde.Die Testfahrt in den Schlamm zeigt: Im Gelände ist der Maserati Levante, im Rahmen seiner Möglichkeiten, kein Blender. Man kann ihn also durchaus für den Bergsport einsetzen.
Im Video: Der Maserati Levante SQ4 im Alltag