Der elektrische Maxus T90 EV im Fahrbericht mit Video-Review.
Was haben der Maxus T90 EV und der Ford F-150 Lightning gemeinsam? Beiden darf man zugestehen, der erste elektrische Pick-up in Europa zu sein. Den Ford gibt es über offizielle Kanäle nur in Norwegen, bei uns über freie Importeure. Der Chinese kommt jetzt über das Maxus-Händlernetz in Deutschland und weiteren Märkten auf die Straße.
Der Maxus T90 EV im Video
Das war es, neben der Konfiguration mit Doppelkabine und Ladefläche, schon mit den Ähnlichkeiten. Format, Anspruch und Preisgefüge bedeuten deutliche Unterschiede. Der Maxus T90 EV bleibt beim Spagat in Richtung Lifestyle-Mobil etwas stärker beim Image des Arbeitstiers hängen.
Mit einer Länge von 5,37 Metern ist der Pick-up eine mögliche Alternative zu Mitbewerbern wie Ford Ranger, Toyota Hilux und VW Amarok. Anders als diese gibt es den Maxus bei uns aber nicht mit Verbrennungsmotor. Gleichwohl zeigt er an vielen Stellen, dass es sich bei ihm um eine auf Elektroantrieb umgebaute Konstruktion handelt. Nicht nur beim großen Kühlergrill mit Markenschriftzug, den er selbstbewusst in Richtung Horizont reckt.
LFP-Akku aus dem Baukasten
Dahinter verbirgt sich das Onboard-Ladegerät, nicht aber der Elektromotor. Die Maschine mit einer Peak-Leistung von 130 kW (177 PS) hängt an der Hinterachse. Wie auch der 89 kWh große LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat), der aus dem Transporter Maxus eDeliver 9 übernommen wurde, schränkt auch er die Bodenfreiheit leicht ein. Wer mit seinem Elektro-Lademeister oft über Geröll und durch Wasserlöcher fahren will, sollte sich das vorher gut ansehen. Allzu motivierten Offroad-Ausritten steht dann auch der fehlende Allradantrieb im Wege. Es ist aber zu vernehmen, dass man sich in China durchaus Gedanken über eine 4x4-Version mit zweitem Motor an der Vorderachse macht.
Auf den ersten Testfahrten bleiben wir mit dem T90 EV also auf Asphalt – so wie es auch ein Großteil der Pick-up-Kunden im Alltag machen wird. Die permanenterregte Maschine bringt bei Kickdown des Fahrpedals ein maximales Drehmoment von 310 Newtonmetern und den Pick-up damit ausreichend flott voran. Zumindest im leeren Zustand. Die Nutzlast wird mit 925 Kilogramm angegeben. Die Ladefläche ist 1,49 Meter lang und 1,51 Meter breit. Damit passen zwei Europaletten ganz knapp nicht hinein. Konzeptbedingt liegt die Anhängelast mit 1.000 Kilogramm deutlich unter den bis zu 3,5 Tonnen, die SsangYong Musso und Co. an den Haken nehmen können.
330 km Norm-Reichweite
Wenn man das Ortschild passiert, spürt man spätestens auf der Landstraße, dass der Maxus T90 EV ein auf Elektroantrieb umgebauter Verbrenner ist. Ohne schweren Diesel oder Benziner wirkt der Vorderwagen arg leicht, regt die Karosserie bei Bodenwellen zu Schwingungen an. Verstärkt wird die Unruhe durch die typische Pick-up-Bauweise mit Starrachse und Blattfedern. Ein späterer Test kann zeigen, ob sich das Fahrverhalten mit Zuladung ändert. Lange Autobahnetappen sind, das ist schon jetzt deutlich, nicht das Spielfeld des T90 EV. Auch aufgrund der bei 120 km/h begrenzen Höchstgeschwindigkeit.
Über eine Taste in der Mittelkonsole kann man einen von drei Fahrmodi (Eco, Normal, Sport) auswählen. Dann regelt die Software an Ansprechverhalten des Antriebs, die anderen Parameter bleiben davon unberührt. Der Normverbrauch des T90 EV wird mit 27,8 kWh auf 100 Kilometer angegeben, während der Testfahrten nagelte der Bordcomputer den Wert von 18,6 kWh fest in die monochrome Anzeige zwischen die beiden analogen Rundinstrumente. Irgendwo zwischen diesen Zahlen dürfte der Verbrauch real liegen, die 330 Kilometer Norm-Reichweite erscheinen realistisch.
Laden nach Schichtende
Geladen wird hinten links. Dort, wo beim Verbrenner-Modell der Tankeinfüllstutzen liegt. Am Schnelllader dauert der Hub des Batterie-Füllstands, dem Hersteller zufolge, von 20 auf 80 Prozent rund 45 Minuten. Wechselstrom an der Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule wird dreiphasig mit 11 kW geladen. In rund neun Stunden ist der 89-kWh-Speicher also wieder voll – beispielsweise über Nacht im Betriebshof oder unter dem Carport.
Der Innenraum der Doppelkabine zeigt sich, auch im Fond, geräumig. Die Bedienung erfolgt über Touch-Flächen. Das Multimediasystem mit einem 10,25 Zoll großen Monitor bringt Musik und Telefon ins Auto. Apple CarPlay kann genutzt werden, Android Auto jedoch nicht. Ein werksseitiges Navigationssystem wird nicht angeboten. Die manuelle Klimaanlage lässt sich über ein berührungsempfindliches Steuerelement unter dem Display einstellen. Die Serienausstattung des Maxus T90 EV umfasst zudem Einparksensoren am Heck und eine Rückfahrkamera.
Das kostet der Maxus T90 EV
Die Preisliste des Importeurs Maxomotive Deutschland nennt eine Ausstattungslinie für den T90 EV, sie trägt den Namen Elite. So kostet der Pick-up 54.990 Euro netto (ohne Mehrwertsteuer) bzw. 65.438,10 Euro brutto.
Damit liegt er deutlich über den Marktteilnehmern mit Verbrennungsmotoren. Ein VW Amarok als Diesel kostet, annähernd ausstattungsgleich, rund 50.000 Euro. Deutlich günstiger ist China-Ware in Form des JAC T8 Pro mit Benzinmotor und Hinterradantrieb, der 31.000 Euro aufruft. Immerhin: Ein elektrischer Ford F-150 Lightning ist deutlich teurer als der Maxus.
Wer günstig Strom laden kann und ein Elektrofahrzeug für den Betrieb aus Imagegründen oder aufgrund von Vorgaben sucht, findet jetzt auch im Pick-up-Segment ein erstes Elektro-Angebot diesseits des zu großen Amerikaners.
Fazit
SUV-Komfort und Langstreckentauglichkeit für den Familienurlaub bieten nur wenige Pick-ups. Die Lademeister sind weiterhin vornehmlich Arbeitstiere, mit Doppelkabine in Doppelfunktion. Das gilt auch für den elektrischen Maxus T90 EV. Mit Heckantrieb und eingeschränkter Bodenfreiheit ist er vor allem Packesel im urbanen Raum, weniger ein Geländegänger.
Technische Daten
Maxus T90 EV |
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Antrieb | Hinterradantrieb |
Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 130 kW (177 PS) |
Elektromotor: Nennleistung KW | 65 kW (88 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 310 Nm |
Batterie | 89kWh, Lithium-Eisenphosphat |
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) | ca. 90 kW |
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) | 11 kW (dreiphasig) |
Beschleuningung 0-100 km/h | 12,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 27,8 kWh, Reichweite 330 km |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 245/65 R17 |
Leergewicht | 2.375 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.000 kg, Nutzlast 925 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.365 / 1.900 / 1.809 mm |
Grundpreis | 54.990 Euro netto / 65.438,10 Euro brutto |