Als Doppelkabine ist der Mitsubishi L200 mehr als nur ein Pick-up.
Mit dem Geländewagen kann man sich irgendwie nicht mehr so richtig in Szene setzen, seit SUV jeden Kindergartenparkplatz vollstellen. Den echten Kerl (sorry, Mädels) zieht es also weiter, zu den Pick-ups.
Das Segment der mittelgroßen Lademeister mit ca. einer Tonne Nutzlast bekommt durch eine Reihe von Neuzugängen aktuell deutlich mehr Öffentlichkeit. Mercedes (X-Klasse) und Renault (Alaskan) haben ihre Interpretationen des Nissan Navara, VW hat den Amarok auf V6-Diesel umgestellt (übrigens nicht aus purer Kundenliebe, der kleine TDI war nicht sauber genug) und auch Zaungast SsangYong hat eben den neuen Musso gezeigt.
Da schaut der Mitsubishi L200 einfach mal zu, freut sich über neue Spielkameraden. Denn er ist einfach schon mal da, aktuell in fünfter Modellgeneration und baugleich übrigens auch als Fiat Fullback unterwegs. Vom Band purzeln beide im fernen Thailand.
Der Testwagen ist ein Modell mit Doppelkabine und ziemlich viel Ausstattung, denn er ist ein Exemplar der Sonderserie Edition 100+. Fangen wir bei der Hardware an, die übrigens allen Lifestyletrends zum Trotz vor allem für den harten Arbeitseinsatz gedacht ist.
Auf 5,29 Meter Länge streckt sich der Hybrid aus viertürigem Geländewagen mit Fondsitzbank und einer 1,52 Meter langen Ladefläche. Die trägt eine stabile Kunststoffabdeckung aus dem umfangreichen Zubehörkatalog und führt die „mal eben alles aufladen“-Leichtigkeit des Baumusters ein Stück weit ad absurdum. Schon am Transport eines größeren Fahrrads scheitert diese Kombination.
Wer aber zum Beispiel ein Motorrad oder Wassersportgeräte auf die Abdeckung packt, hat darunter einen riesigen Laderaum für Equipment und Gepäck.
Der Mitsubishi L200 kommt stets mit einem 2,4 Liter großen Vierzylinder-Diesel, entweder mit 154 oder mit 181 PS. Die stärkere Version ist die Inspiration für diesen Text.
Artfremd über eine lange Autobahnstrecke bewegt, überrascht der L200 mit brauchbarem Komfort. Der durchzugsstarke Diesel ist zwar stets gut hörbar, erlaubt aber auch längere Reisegeschwindigkeiten von 150 Stundenkilometern und mehr. Auch das Fahrwerk hoppelt und ruckelt zwar mehr als im adaptiv weichgespülten SUV, sorgt aber auch nicht für baldige Pausen.
Erst, wenn man aus einer hohen Geschwindigkeit stark bremsen muss, erinnert man sich, dass der L200 nicht auf die Autobahn gehört. Das Heck des unbeladenen Pick-ups (Nutzlast 883 kg beim Testwagen) wird leicht, der Vorderwagen taucht tief ein und aufgrund der abrupten Gewichtsverlagerung kommt alles schnell ins Schlingern.
Kreuz und quer fährt der Mitsubishi L200 lieber durch Wälder oder auf Baustellen. Dabei kommt ihm neben der umgänglichen Fahrzeugbreite von knapp über 1,81 Metern (ohne Außenspiegel) vor allem der Wendekreis von 11,8 Metern zugute.
Kein Durchkommen gibt es also nicht. Dafür sorgt auch der erwachsene Allradantrieb. Natürlich permanent, mit einer Kraftverteilung von 40 Prozent auf die Vorderachse und 60 Prozent hinten. Außerdem kann man das Mittendifferenzial sperren und die Kraft gleichmäßig verteilen, dazu gibt es eine Geländeuntersetzung und ein Hinterachsdifferenzial. Auf der Straße lässt sich zudem ein reiner Hinterradantrieb schalten, um Kraft und damit Treibstoff zu sparen.
Von dem fließt aber auch ohne den erwähnten Autobahnausflug reichlich in die vier Brennräume: Elf Liter auf 100 Kilometer.
Auch hier zeigt sich der Mitsubishi L200 unbeeindruckt. Wer ihn fährt, ist nicht bei Spritmonitor registriert oder sucht das Auto nach dem Supermarktbesuch nach Kratzern ab. Er fährt direkt mit dem Obstbauern in den Wald.
Weil auch dabei Komfort gefragt ist, noch ein paar Worte zum Innenraum. Der bietet überraschend viel Platz für Fahrer und Beifahrer und auch im Fond. Hier ist ein VW Amarok enger. Die Isofix-Bügel für die beiden äußeren Sitzplätze sind gut erreichbar und machen den L200 dann doch familientauglich.
Das Infotainmentsystem bietet ein klar ablesbares Display, DAB-Radio und eine Smartphone-Integration, mit der dann auch das Navigationssystem des Telefons nutzbar ist. Ein eigenes ist nicht verbaut und nur in der Ausstattungsvariante Top verbaut, wo es dann aber ordentlich mit der Bedienung des Touchscreen-Menus hapert.
Das Arbeitstier gibt der Mitsubishi L200 nach wie vor. Aber er zeigt vor allem als gut ausgestattete Doppelkabine auch noch Qualitäten für eine andere Rolle. Denn wenn der Mitsubishi Pajero nach dem Jahr 2018 leider ersatzlos ausgelaufen ist, können Geländewagenkunden getrost zum Markenbruder mit Ladefläche greifen.
Der wohl auch die letzte Eigenentwicklung von Mitsubishi sein wird. Die Marke gehört zur Allianz von Renault und Nissan. Nur logisch, dass die Nachfolger der drei Pick-ups in Zukunft die gleiche Basis nutzen werden.
Das Video zum Mitsubishi L200 findet Ihr unter der Bildergalerie.
Technische Daten
Mitsubishi L200 Edition 100+ 2.4 DI-D+ Doppelkabine |
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Hubraum | 2.442 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 133 kW / 181 PS bei 3.500 U/min |
Max. Drehmoment | 430 Nm bei 2.500 U/min |
Getriebe | 5-Gang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 11,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 177 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,5 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 11,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Latitude Alpin 245/65 R17 |
Leergewicht | 1.984 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.285 / 1.815 / 1.780 mm |
Grundpreis | 39.790 Euro |
Testwagenpreis | 40.480 Euro |