Der Skoda Scala 1.0 TGI G-TEC mit CNG-Antrieb im ersten Fahrbericht mit Kostenrechnung.
Langsam, aber sicher wird hier in der Straße – gutbürgerliches Wohngebiet im Münchner Speckgürtel – die Elektromobilität sichtbar. Zwei BMW i3 parken herum, ein Nissan Leaf und seit einigen Wochen auch ein Tesla Model 3. Jedes neue E-Auto sorgt für wohlwollendes Nachfragen der Nachbarn. Man kann den Fahrzeugen, soviel lässt sich von den Gesprächen und Blicken ableiten, einen großen „Coolness-Faktor“ nicht absprechen.
Jetzt komme ich! Zeige auf den Skoda Scala – Testwagen und weise auch ihn als alternativ angetriebenes Auto aus. CNG, also Erdgas – diese Information sorgt für irritierte Gesichter. Nein, das wäre jetzt nichts für Frau Soundso und Herrn Diesunddas. Wenn man fossile Energieträger verbrennen möchte, dann bleibt man erstmal bei Diesel und Benziner.
Benzintank als Range Extender
Und damit sind wir schon mittendrin im CNG-Dilemma. Seit vielen Jahren gab und gibt es Ambitionen, mit dem komprimierten Erdgas eine umweltfreundlichere Alternative zu Benzinern und Dieselmotoren anzubieten. Opel war mit im Spiel, auch Fiat. Als letzter Autohersteller hält der Volkswagen-Konzern die Fahne hoch, erst vor zwei Jahren wurde eine neue Modellgeneration mit größeren Tanks vorgestellt.
Seat spielt den Erdgas-Häuptling in der Markengruppe, 2019 hat auch Skoda die neuen Baureihen Scala und Kamiq als G-Tec-Modelle präsentiert. 13,8 Kilogramm CNG passen die Tanks im Skoda Scala, ein neun Liter großer Benzintank hält flüssigen Sprit als Range Extender bereit.
Das Video-Review zum Scala G-TEC
Der Dreizylindermotor im Scala G-Tec leistet mit 66 kW / 90 PS etwas weniger als beim Benziner (95 oder 115 PS). Er läuft im CNG-Betrieb, zu erkennen an einer kleinen grünen Lampe in einem der analogen Rundinstrumente, etwas rauer als der TSI. Das ist vor allem bei höheren Drehzahlen zu hören, die den Scala G-Tec zudem etwas weniger flott vorantreiben (Nullhundert in 12,4 statt 10,9 Sekunden, maximal 182 statt 188 km/h). Auch das maximale Drehmoment ist etwas niedriger, wird aber mit sechs Gängen des manuellen Getriebes verwaltet.
Damit zeigt er auch akustisch, dass Hektik so ganz und gar nicht in seiner Natur liegt. Er ist das entspannte Pendlerauto für Menschen, die viel fahren und auf ihren Strecken eine von rund 850 Erdgastankstellen ansteuern können. Deren Zahl sinkt langsam, aber beständig. Das einstige Ziel von 2.000 Stationen in Deutschland wird nicht mehr zu erreichen sein.
Fünf Kilogramm CNG je 100 Kilometer zeigt der Bordcomputer auf den Testfahrten an. Aufgrund der beschränkten Zeit (und ohne Tankstelle in der Nähe) sowie Erfahrungen mit anderen Konzern-Modellen kann man das glauben. CNG kostet im Raum München aktuell rund 1,10 Euro pro Kilogramm. Die reinen Kraftstoffkosten belaufen sich also auf 5,50 Euro / 100 km und liegen damit unter denen des vergleichbaren TSI bei angenommenen 7,0 Liter Verbrauch (bei 1,25 Euro pro Liter E10 8,75 Euro).
Für wen rechnet sich ein Erdgas-Auto?
Der Skoda Scala 1.0 TGI G-Tec kostet in der Ausstattungslinie Ambition ab 22.200 Euro. Der Aufpreis zum 1.0 TSI mit 95 PS liegt bei 1.250 Euro inklusive des beim CNG-Modell serienmäßigen Sechsganggetriebes (95 PS-TSI mit fünf Gängen). Ohne Berücksichtigung von Versicherungskosten muss man also 38.462 Kilometer fahren, damit der TGI günstiger wird. Damit wird der Erdgas-Skoda für Pendler interessanter als der TDI mit 115 PS, der 3.000 Euro mehr kostet.
Vor der Entscheidung für den Scala G-Tec sollte man sich also über die eigenen Ansprüche an Fahrdynamik und das Streckenprofil genau im Klaren sein. Das unterscheidet den Motor vom Auto an sich.
Der 4,36 Meter lange Fünftürer ist ein geräumiger Vertreter der Kompaktklasse. Dass er, wie z.B. Seat Ibiza und VW Polo, auf dem „abgespeckten“ MQB A0 basiert, stört im Alltag nicht. Mehr als 150 PS aus einem 1.5 TSI mit Zylinderabschaltung sind im Motorenprogramm nicht vorgesehen. Und auch nicht nötig, wie der Alltagstest des Skoda Kamiq 1.5 TSI zeigte.
Auf beiden Sitzreihen bietet der Skoda Scala viel Platz für die Passagiere, die Sportsitze des optionalen Dynamikpakets wirken optisch zwar etwas deplatziert, bieten aber guten Langstreckenkomfort. Lediglich beim Kofferraumvolumen muss man Abstriche machen. Es sinkt aufgrund der CNG-Tanks von 467 auf 339 Liter. Der Grund liegt in der fehlenden Tiefe ohne Staufächer unter dem doppelten Ladeboden. Damit lässt sich leben.
Fazit zum Skoda Scala 1.0 TGI G-TEC
Mit dem Scala platziert Skoda ein gutes Gesamtpaket in der Kompaktklasse. Die „Kleinwagen-Technik“ unter der Karosserie dürfte potenzielle Kunden nicht stören, sie freuen sich über viel Platz und eine gute Verarbeitung der ordentlichen Materialien.
Der CNG-Antrieb bleibt ein Nischenangebot für eine enge Zielgruppe. Die steuerliche Vergünstigung des Kraftstoffs läuft Ende 2026 aus, das Tankstellennetz wächst nicht. Zudem hat Volkswagen angekündigt, nach der aktuellen Fahrzeuggeneration keine neuen Modelle mit Erdgas im Tank mehr zu entwickeln. All´ das dürfte die Wiederverkaufschancen für ein CNG-Modell in einigen Jahren erschweren.
Ach, Sie sind noch da? Haben diesen Text bis zum Ende gelesen? Dann gehören Sie gewiss nicht zur Nachbarschaft. Die schart sich draußen zum die Elektroautos.
Technische Daten
Skoda Scala 1.0 TGI G-TEC Style |
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Abgasnorm | Euro 6d-Temp |
Hubraum | 999 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 66 kW / 90 PS bei 4.000 - 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 160 Nm bei 1.800 - 3.800 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 12,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 182 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 3,5 kg CNG |
Verbrauch real auf 100km | 5,0 kg CNG (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Nexen N Fera SU1 205/50 R17 |
Leergewicht | 1.413 kg |
Anhängelast (gebremst) | keine |
Länge / Breite / Höhe | 4.362 / 1.988 / 1.456 |
Grundpreis | 24.200 Euro |
Testwagenpreis | 28.450 Euro |