Besuch einer einzigartigen Sammlung automobiler Kulturgeschichte.
„Meine Frau ist genauso infiziert wie ich“, erklärt Franz Peters. Und das ist für den häuslichen Ehefrieden in seinem Fall nicht nur förderlich, sondern fundamental wichtig. Denn der 63-jährige, sympathische Mann hat noch eine zweite Liebe: Die zur Marke Citroen.
Das beschränkt sich aber nicht, wie in den meisten Fällen, auf ein Modell des Lieblingsherstellers in der Garage und vielleicht – wenn Zeit und Geld mitspielen – einen Klassiker zum Aufheben und für die gepflegte Wochenendausfahrt. Franz Peters nennt 110 (in Worten: Einhundertzehn) Citroen sein Eigen.
Das älteste Modell und für Franz Peters das historisch und emotional wichtigste Exemplar ist ein TUB von 1941, der Urvater der Kleintransporter. Bekannter sind die späteren HY, die heute vor allem als Food Trucks ihr Comeback feiern. Wie die meisten anderen Zeugen großer französischer Automobilgeschichte blitzt der TUB nicht hochglanzpoliert und durchrestauriert auf gewienertem Parkettboden, sondern parkt in einer perfekt geschützten Garage. Einer Art Garage, denn viele Autos parken gut geschützt in Bunkern eines ehemaligen Munitionsdepots.
„Wenn man ein Auto komplett restauriert, nimmt man ihm die Geschichte und die Seele“, erläutert Franz Peters seine Einstellung. Da ist ihm uneingeschränkt beizupflichten. In den Bunkerhallen stehen Citroen-Modelle bis hin zum XM (gebaut ab 1989). Thematisch sortiert kann man sich wohl tagelang zwischen all den Enten (ein perfektes Paar: Ein 2CV der ersten Baureihe neben einer der letzten Auslieferungen in Deutschland, noch mit Folie auf den Sitzen und mit 9km auf dem Zähler also ein Neuwagen), CX und DS verlieren, herumstreunern und staunen.
Eine der seltenen Sahara-Enten, dem Rallyemodell mit zwei Motoren und damit entstandenem Allradantrieb, ist darunter. Mir persönlich haben es vor allem die vielen CX angetan. Ein hellbraunes Modell der Händlererstausstattung von 1974 steht hier, zusammen mit den Langversionen als Limousine oder edler Prestige. Fast schüchtern in der Ecke steht das wohl seltenste Exemplar der Kollektion: Ein GS Biroto mit Wankelmotor. Von diesem Kooperationsprojekt mit NSU wurden nur knapp 850 Autos hergestellt, die noch dazu fast alle von Citroen zurückgekauft wurden.
Wesentlich öfter, nämlich über 750.000 Mal, verließ ein Citroen der Traction Avant-Baureihen (11CV bzw. 15 CV) das Werk, bekannt aus Film und Fernsehen als automobiler Star sämtlicher Gangsterfilme des 20. Jahrhunderts. Hier ist Franz Peters auch ganz Realist. „Davon kann man gar nicht alle aufheben oder konservieren“. So ziert auch eines dieser Autos den Wegesrand seines riesigen Geländes, Wind und Wetter nagen zusammen mit der Zeit am 15CV, was dem Ort, zusammen mit anderen geschickt im Freien geparkten Autos, einen besonderen Reiz der Technikgeschichte gibt.
Nicht nur das: Wir drehen auch gemeinsam ein paar Runden über das Grundstück mit einem 11CV, Baujahr 1954 – das Auto läuft wie ein normaler Gebrauchswagen und war auch lange als Alltagsauto der Peters im Einsatz.
Am Eingang des Areals hat Franz Peters eine große Halle gebaut. Hier soll in Kürze ein Museum eröffnen, in dem ein Teil seiner Citroen-Sammlung ausgestellt wird. Ein Anbau für ein Museumscafé befindet sich derzeit im Rohbau.
Wir durften schon jetzt die zukünftige Museumshalle betreten und auch befahren: Denn für den Schnuppertag in die große Citroen-Geschichte hatten wir standesgemäße Begleitung: Den letzten Citroen, der mit der hydropneumatischen Federung angeboten wird, den C5. Wie der sich, ganz objektiv, anfühlt und was er kann, lest Ihr hier im AUTONOTIZEN Alltagstest .
Bewegende Einblicke gibt es im Video, das Ihr unter der Bildergalerie findet.