Ein Herbstausflug mit dem Ford 17M RS.
So ganz unkompliziert ist das nicht. Vom zweiten Weltkrieg bis zum Jahr 1967 liefen alle Autos, die Ford in Deutschland baute, als Taunus vom Band. Erst dann, mit Gründung einer Europazentrale, kam wieder der Ford-Schriftzug auf die Fahrzeuge.
Fortan gab man den Modellen Nummern, was aber nur bis in die frühen 1970er Jahre währte, als zum Beispiel Granada, Taunus (!) und Consul auf den Markt kamen. Letzterer beerbte den Ford 17M, der zusammen mit 20M und 26M die Baureihe P7 bildete und von 1967 bis 1971 gebaut wurde.
2018 feiert Ford das 50-jährige Jubiläum der sportlichen RS-Modelle, zum Beispiel auf der Messe Retro Classic Cologne. Bevor der 17M RS aus dem werkseigenen Fundus dort ausgestellt wird, darf er noch einmal raus auf die Straße.
Mit einer Erstzulassung in 1972 ist dieses Exemplar einer der letzten 17M und dennoch knapp fünf Jahre älter als der Autor. Ob sich beide gut gehalten haben? Für den Ford gilt das zumindest, auch wenn er natürlich regelmäßig gewartet und durchgecheckt wird. Vielleicht sollte man(n) das auch einmal für sich überlegen.
Bis dahin reicht es zur Entspannung, den filigranen Zündschlüssel zu drehen, um den zwei Liter großen V6-Motor anzulassen. 66 kW / 90 PS reichten damals dem Sportmodell der Baureihe, um in ca. 15 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen und 160 km/h Höchstgeschwindigkeit zu erreichen.
Aber nicht heute. Da cruist der Ford 17M RS lieber über kurvige Landstraßen, die ihm scheinbar den Teppich ausrollen. Das Herbstlaub, das in großen Mengen von den Bäumen rieselt harmoniert prima mit dem orangenen Lack des Klassikers.
Die Kurven werden mit einem spindeldürren Holzlenkrad angepeilt und auch genommen, sobald man sich auf die im Gegensatz zu modernen Autos durchaus indifferente Verständigung zwischen Richtungsbefehl und der Ausführung desselben eingelassen hat. Die Sitze federn währenddessen gar mehr weg als das Fahrwerk, das Gefühl wie auf einer Luftmatratze unterstreicht das entschleunigende (im RS!) Wohlgefühl.
Dafür sorgt auch der gutmütige V6. Der schnurrte auch im Granada Turnier, in dem der Verfasser dieser Zeilen als Kind an die Adria oder zur Oma kutschiert wurde, nur dort eben in der braven Familienausführung.
Der Motor bollert ruhig vor sich hin, das Vierganggetriebe lässt sich zielsicher durchschalten und schnell groovt man sich bei Landstraßentempo ein. So entspannt, dass man sich doch dabei erwischt, zum dünnen Schalthebel zu greifen, um in eine fünfte Übersetzung wechseln zu wollen, die es aber gar nicht gibt.
Für längere Autobahnetappen wäre ein Vorwärtsgang mehr gewiss fein. Gewesen. Denn heute würde man die Autobahnhatz dem zweitürigen Ford 17M Coupé, das damals die Topversion der Baureihe darstellte, zwar zumuten können, aber nicht mehr wollen.
Dafür entspannt eine ziellose Ausfahrt mit dem RS zu sehr. Und gibt Zeit, um nachzudenken. Zum Beispiel über die Modellbezeichnung. Warum eigentlich 17? Ganz einfach: Der 17M startete mit 1,7 Liter Hubraum (20M mit zwei und 26 M mit 2,6 Litern). Das war also eine profane Wahl, während man das „M“ für „Meisterstück“ hinten dran stellte.
So viel Selbstbewusstsein traut man sich heute im Marketing nicht mehr. Da kauft man dann lieber Markennamen wie Vignale .