Mit dem Ford Capri stilecht zu den Classic Cays auf Schloss Dyck
Auch wenn sich der Markt für hochpreisige Oldtimer als Wertanlage und Spekulationsobjekte aktuell etwas abkühlt, üben klassische Automobile noch immer einen Reiz auf Menschen jedes Alters aus. Veranstaltungen wie Klassiker-Rallyes oder Schauevents wie die Classic Days auf Schloss Dyck zeigen das auf eindrucksvolle Weise.
Auf dem Gelände des Wasserschlosses im Rheinland feierte Ford in diesem Jahr den 50. Geburtstag des Ford Capri. Im Jahr 1969 ging das nach einer italienischen Insel benannte Coupé in Produktion. Über drei Modellgenerationen hinweg – wobei der Capri III ein stark überarbeitetet Capri II war - wurden bis zur Einstellung im Jahr 1986 fast 1,9 Millionen Capris verkauft.
GT-Feeling mit 114 PS
Zum Jubiläum der Baureihe wirft ein Ford Capri 2.3 S Automatik aus dem Jahr 1986 seinen V6-Motor an. Als Geheimtipp für selbstsichere Klassikerfans zeichnet sich der Vizehäuptling der Capri-Baureihe für diejenigen aus, für die es nicht immer automatisch ein 2,8 Injection-Topmodell sein muss.
Mit 114 PS aus 2.294 ccm Hubraum des Vergasermotors ist der Ford Capri für damalige Verhältnisse mehr als standesgemäß motorisiert. In 12,3 Sekunden beschleunigt das Coupé mit Hinterradantrieb auf 100 km/, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 186 km/h. 37 Jahre nach der Erstzulassung belassen wir es für den Capri im Beinahe-Originalzustand (der private Eigentümer hat das Fahrwerk an der Hinterachse modifiziert) bei Landstraßentempo.
Auch bei Tempo 100 kommt hinter der ewig langen Motorhaube auf dem tief montierten Fahrersitz ein GT-Feeling auf. Der Sechszylindermotor läuft zwar hörbar, aber ruhig. Der Wind rauscht durch die leicht geöffneten Seitenfenster und das Kassettenradio spielt 80er-Jahre-Sound vom Band. Als ob die Kombination aus 2,3 Liter-Motor und Dreigang-Automatikgetriebe (von Borg Warner) nicht schon selten genug wäre, tritt dieser Capri S nochmals spezieller auf. „Die Erstzulassung dieses Autos fand in der Schweiz statt“, erzählt Eigentümer und Capri-Club-Deutschland-Mitglied Wolfgang Hommann. „Dort wurde er ohne Heckscheibenwischer ausgeliefert“. Auch eine Nebelschlussleuchte fehlt dem Schweizer Modell, was ihn von „deutschen Autos“ unterscheidet.
Während Ford den Capri 1986 ersatzlos einstellte, hielten andere Autohersteller die Fahne der Sportcoupé-Klasse noch aufrecht in den Wind. Opel brachte drei Jahre später mit dem Calibra einen zu spät geschätzten Nachfolger des Manta, Fiat wurde mit dem Coupé Fiat sogar exzentrisch.
Alte Namen für neue SUV
Bei Ford leben zumindest die einst mehr oder weniger großen Namen weiter. Der Ford Cougar war Namenspatron für den heutigen Bestseller Kuga, ein kompaktes SUV-Modell. Auch in der Kleinwagenklasse kauft man heute lieber SUV als Zweitürer. Vom einstigen Fiesta-Coupé aus den 1990ern übernimmt der neue Ford Puma den Namen, nicht aber das Konzept.
Wer weiß, ob es in Zukunft ein Crossovermodell in der Mittelklasse mit dem Namen Ford Capri geben wird. Und ob Enthusiasten wie die Mitglieder des Capri Clubs Deutschland ein solchen Auto dann als Alltags- und Zugfahrzeug für den Hänger mit Sportcoupé hinten drauf benutzen würden. Heute stellt sich die Frage nicht. Der 1982er Capri rollt ebenso alltagstauglich und lässig auf eigener Achse wieder aus dem Schlosspark, wie er morgens ankam.