Nachfolger des A4: Audi A5 und S5 im ersten Check mit Sitzprobe, auch als Video.
Neun Jahre sind in der Auto-Welt eine lange Zeit. Seit 2015 gibt es den Audi A4 in aktueller Generation. Jetzt steht der Nachfolger bereit, um im Herbst 2024 den Wechsel auf die neue technische Basis PPC (Premium Platform Combustion, dt. Premium-Plattform für Verbrenner) einzuläuten.
Der Audi A5 im Video
Dabei steigt die Baureihe von A4 und S4 zu A5 und S5 auf. Der Hintergrund: Audi wird perspektivisch auf die Zusatzbezeichnung e-tron für Elektroautos verzichten. Zur Unterscheidung der Modellreihen werden die E-Autos gerade Nummern tragen, die Verbrenner-Modelle mit ihren Derivaten als Plug-in-Hybride ungerade Ziffern. Der Nachfolger des A6 wird also zum A7, der parallel zum kommenden A6 e-tron (hier wegen dem Timing noch mit Zusatzbezeichnung) angeboten wird. Der A4 macht Platz für den A5.
Limousine und Avant beerben gleichzeitig auch die jetzige A5-Reihe. Coupé und Cabrio wird man vorerst also vergeblich in den Preislisten und im Konfigurator suchen. Aber nicht unbedingt den A5 Sportback. Er wird, ebenso wie der Audi A4 mit Stufenheck, von der neuen A5 Limousine abgelöst.
Große Klappe
Anstelle eines kleinen Heckdeckels trägt das Stufenheckmodell eine große Heckklappe, die mit der Scheibe bis ins Dach hineinreicht. Trotzdem wollen die Strategen mit dieser Karosserievariante auch weiterhin die klassischen Limousinen-Kunden in internationalen Märkten ansprechen. Aus diesem Grund trägt der A5 ein deutlich sichtbares Stufenheck und verzichtet – die große Klappe hätte die Entscheidung nahegelegt – auf den Zusatznamen Sportback.
Der Audi A5 wächst in der Länge, im Vergleich zum A4, um 67 Millimeter auf 4,83 Meter, der Radstand nimmt um acht Zentimeter auf 2,90 Meter zu. Das Kofferraumvolumen profitiert also nicht vom Wachstum. Das Heck der A5 Limousine fasst beim reinen Benziner ohne Mildhybrid-Modul 445 Liter, gegenüber dem Vorgänger A4 bedeutet dies einen Rückgang um 15 Liter. Bei umgeklappter Lehne der Rücksitzbank steht ein 1.299 Liter großer Laderaum zur Verfügung.
Der Audi A5 Avant, die die identischen Abmessungen hat, kann als Benziner 476 bis 1.424 Liter Gepäck aufnehmen. Auch hier gab es früher mehr Stauraum: Der A4 Avant bot 495 bis 1.495 Liter.
Die Sitzprobe
Wir starten unsere Sitzprobe im Fond des Audi S5 Avant. Hier wird klar: Nicht alle acht Zentimeter Radstand-Plus kommen als zusätzlicher Freiraum vor den Knien an. Der 1,92 Meter große Autor sitzt in der zweiten Reihe passend, aber ohne die Luftigkeit günstigerer Konzernkollegen wie VW Passat und Skoda Superb. Die Kopffreiheit ist im Avant aufgrund des längeren Dachs naturgemäß etwas besser, aber auch in der Limousine drückt die Innenverkleidung nicht von oben auf das Haupt.
Vorne fühlt man sich gut ins Auto integriert. Das liegt nicht nur an den bequemen Sportsitzen der S Line und des S5 (andere Modelle konnten noch nicht begutachtet werden), sondern auch am hochbauenden Cockpit, dessen Gestaltung weitestgehend aus dem Audi Q6 e-tron bekannt ist. Die Displaylandschaft krümmt sich leicht um den Fahrerplatz. Optional bekommt der Beifahrer ein eigenes Display für Infotainment-Inhalte. Hier kann man beispielsweise auch ein Video ansehen. Der Fahrer wird dabei aber nicht abgelenkt. Sobald das Auto in Bewegung ist, verhindert ein „Active Privacy Mode“, dass man vom Fahrerplatz aus auf den 10,9 Zoll großen Bildschirm spicken kann.
Das Infotainment-Display misst 14,5 Zoll, die digitale Anzeige hinter dem Lenkrad 10,9 Zoll. Auf physische Tasten und Drehwalzen im Multifunktionslenkrad verzichtet Audi zugunsten hochglänzend-schwarzer Tastfelder auch weiterhin. In der Mittelkonsole gibt es aber auch weiterhin einen Drehregler für die Audio-Lautstärke. Gegen Aufpreis gibt es ein Soundsystem der Marke Bang & Olufsen mit zusätzlichen Lautsprechern in den Kopfstützen. Der Schriftzug der Audio-Marke wird in das einstellbare Ambiente-Licht integriert.
Eine neue Elektronik-Architektur soll für eine flüssige Menüführung und die schnelle Umsetzung von Befehlen per Fingertipp oder Sprache (mit Hilfe der KI von ChatGPT) sorgen. Apps von externen Anbietern, darunter Streamingdienste wie Spotify, lassen sich direkt herunterladen und in das Infotainmentsystem integrieren. Außerdem können Smartphone-Inhalte via Apple CarPlay und Android Auto ohne Kabelverbindung angezeigt und genutzt werden.
Die Display-Landschaft im Cockpit nennt Audi vollmundig „Digital Stage“ (digitale Bühne). Darunter zieht sich eine mit Textilmaterial bespannte Leiste („Soft Wrap“) über Armaturenbrett und Türverkleidungen. Eine LED-Leiste unter der Windschutzscheibe kann als „dynamisches Interaktionslicht“ Warnungen des Totwinkel-Assistenten oder auch den Blinker anzeigen. Ähnliches gibt es seit einigen Jahren in Seat und Cupra Leon.
Das große Touch-Feld zur Bedienung der Lichtfunktionen und der Einstellmöglichkeiten für Außenspiegel und Sitze liegt in der Verkleidung der Fahrertür. Das sorgt für einen arg dicken Zuziehgriff, der schon bei großen Händen etwas unergonomisch wirkt. Beim Öffnen der Türen von außen muss man mit den nicht optimal greifbaren Mulden und dem darin liegenden Sensor leben. Dieses Bedienelement übernimmt der Audi A5 vom VW ID.7. Schon dort rutscht man mit der Fingerkuppe gerne mal aus dem integrierten Griff heraus.
Konfigurierbare LED
Auch im neuen A5 und S5 bietet Audi optional Matrix-LED-Scheinwerfer mit konfigurierbarer Tagfahrlicht-Signatur an. Über das entsprechende Menü im Infotainmentsystem lässt sich das digitale Tagfahrlicht in verschiedenen Grafiken einstellen. Bei den, ebenfalls optionalen, OLED-Rückleuchten kann man auch die Leuchtengrafik am Heck ändern. Neu ist eine Animation mit bewegten Lichtelementen, die nicht nur beim stehenden Fahrzeug, sondern auch während der Fahrt arbeitet. Als Teil der Car-to-X-Kommunikation (zwischen dem Auto und seinem Umfeld) können die Rücklichter auch vor Gefahrenstellen oder Stauenden warnen.
Das Motorenprogramm
Der Audi A5 startet als Limousine und Avant mit drei Motoren. Basismodell ist der 2.0 TFSI mit 110 kW / 150 PS und Frontantrieb. Darüber rangiert eine Ausbaustufe des Zweiliter-Vierzylindermotors mit 150 kW / 204 PS, die optional auch mit Quattro-Allradantrieb zu haben ist. Ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VGT) sowie ein modifiziertes Brennverfahren sollen Drehmomentverlauf und Effizienz positiv beeinflussen.
Als Mildhybrid mit 48-Volt-Technologie fährt der Diesel 2.0 TDI mit 150 kW / 204 PS vor. Audi bezeichnet die Elektrifizierung als „MHEV plus“. Eine 1,8 kWh große LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat) soll deutlich mehr Energie zur Verfügung stellen, als dies bei anderen Mildhybrid-Systemen der Fall ist. In der Tat: Viele Vollhybride haben Akkus mit weniger Speicherkapazität.
Den Verbrenner unterstützt ein Generator (Audi nennt ihn Triebstranggenerator, TSG) mit 18 kW (24 PS) Leistung. Beim Bremsen kann Energie mit einer Leistung von bis zu 25 kW rekuperiert und in den Akku gespeist werden. Ein elektrischer Klimakompressor sorgt dafür, dass der Innenraum-Temperaturkomfort auch im Stand oder beim „Segeln“ mit ausgeschaltetem Verbrenner nicht abnimmt. Den hybridisierten TDI bekommt man mit Frontantrieb oder als Quattro-Version.
Auch der Audi S5 bekommt das „MHEV plus“ System. Sein 3.0-V6-Benziner hat eine Leistung von 270 kW / 367 PS, dazu kommt die Leistung des Triebstranggenerators. Der Quattro-Allradantrieb ist beim Audi S5 serienmäßig, ebenso eine „Sport Torque Vectoring“-Funktion zur Verteilung des Drehmoments. Der mild hybridisierte Audi S5 soll, im Vergleich zum bisherigen Sportmodell S4, bis zu 0,74 Liter weniger Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen, beim TDI beträgt die Ersparnis durch das 48-Volt-System 0,38 Liter auf 100 Kilometer.
Die Motorisierung bzw. die Technologie ist auch ohne die aufgedruckten Hinweise an der B-Säule, die die bisher geläufigen Schriftzüge am Heck ablösen, sichtbar. Die TFSI-Benziner haben zwei trapezförmige Endrohrblenden am Heck, der TDI nur eine auf der linken Seite. Der Audi S5 atmet durch vier runde Endrohre aus. Die Nomenklatur mit Phantasiezahlen für Leistungsklassen (z.B. 35 TDI, 55 TFSI) wurde wieder begraben.
Plug-in Hybride folgen später
Etwas zeitversetzt soll der Audi A5 auch als Plug-in Hybrid in zwei Ausführungen ins Programm kommen. Die Systemleistungen sollen bei 220 kW (299 PS) und 270 kW (367 PS) liegen. Obwohl die stärkere Stecker-Version damit nominell auf dem Niveau des Audi S5 liegt, wird auch sie als A5 vermarktet.
Eine mutmaßlich 25,7 kWh große Batterie (19,7 kWh netto) soll für rein elektrische Reichweiten von über 100 Kilometern sorgen. Die Plug-in Hybride sind, so ist bei der Präsentation der neuen Baureihe zwischen den Zeilen herauszuhören, jedoch keine Klone der aktuellen PHEVs in VW Tiguan und Passat. Während dort ein 1,5 Liter großer TSI den Verbrenner-Part übernimmt, soll das Hybridsystem bei Audi auf dem 2.0 TFSI basieren.
Die Ausstattung
Das Modellprogramm des Audi A5 besteht zudem aus drei Designlinien für das Exterieur. Neben der Basis-Variante gibt es die Linien Advanced und S Line (zu sehen bei der A5 Limousine auf den Bildern und im Video). Darüber rangiert der S5 als eigenständiges Sportmodell. Für ihn und die S Line des A5 wird es ein „Exterieurpaket Schwarz“ mit dunklen statt verchromten Designdetails geben.
Für die Karosserie von Limousine und Avant wird es elf Farben zur Wahl geben. Die einzige Uni-Farbe ist „Arkonaweiß“. Je nach Ausstattung und Version variiert die Größe der Leichtmetallräder von 17 bis 20 Zoll.
Ein Navigationssystem, die induktive Ladeschale für ein Smartphone, die elektrische Heckklappe und die variable Progressivlenkung sind immer serienmäßig. Viele Optionen werden in drei Paketen zusammengefasst. Das „Tech“-Paket beinhaltet Voll-LED-Scheinwerfer, eine Dreizonen-Klimaautomatik und das erweiterte Infotainmentsystem MMI Plus. „Tech Plus“ bringt zusätzlich Matrix-LED-Scheinwerfer, das Beifahrer-Display und ein Komfortpaket mit weiteren Bestandteilen mit. „Tech Pro“ offeriert die digitalen OLED-Rückleuchten, eine adaptive Dämpferregelung, Sitzheizung in beiden Reihen und einen beheizbaren Lenkradkranz.
Marktstart und Preise
Noch im Juli sollen Audi A5 und S5 beim Händler bestellbar sein, die ersten Autos werden ab November 2024 ausgeliefert. Die Plug-in Hybride folgen 2025. Als Limousine mit 150 PS starkem Benziner kostet der Audi A5 ab 45.200 Euro, als Kombi Avant ab 46.850 Euro. Die Höherpositionierung mit der neuen Modellbezeichnung, aber auch die erweiterte Serienausstattung, macht sich also beim Grundpreis bemerkbar. Der Audi A5 35 TFSI mit 150 PS startete zuletzt bei 41.800 Euro.
Fazit
Der Audi A5 und sein sportlicher Bruder S5 lösen als Limousine und Avant die bisherige Baureihe A4/S4 ab. Gleichzeitig laufen die bisherigen Fünfer-Modelle als Coupé, Cabrio und Sportback aus. Das Design ist eine evolutionäre Weiterentwicklung. Trotz der gewachsenen Karosserie bleibt der Platz im Fond maßgeschneidert statt „Comfort Fit“, das Kofferraumvolumen liegt etwas unter dem des Vorgängers.
Das Motorenprogramm aus Benzinern und einem Diesel, teilweise als Mildhybride, wird 2025 um zwei Plug-in Hybride erweitert. Die Preise steigen mit dem Modellwechsel, auch aufgrund einer erweiterten Serienausstattung, spürbar an.