Im Juli endet die Produktion des Fiat 500 als Verbrenner. An mangelnder Nachfrage liegt das aber nicht!
Der Fiat 500 hat seit seiner Premiere im Jahr 2007 vieles geschafft, was anderen Marken und Modellen verwehrt blieb. Im sanften Retro-Charme, der im Gegensatz zum VW New Beetle ehrlich wirkt, mobilisierte er vornehmlich Stadtbewohner in Italien und ganz Europa.
Eine zu hohe Sitzposition, teils lahme Motoren und enger Zustieg in den Fond? Das störte über 3,2 Millionen Kunden (davon rund 350.000 in Deutschland) ebenso wenig wie der mickrige Kofferraum. 2015 gab es ein sanftes Facelift, u.a. mit neuen Rückleuchten im Kasten-Design (die dem Auto nach Meinung des Autors viel besser stehen).
Auch der Abarth tritt ab
Über die Jahre gab es nicht nur unzählige Sondermodelle, auch in Kooperation mit Mode-Labels wie Diesel oder Bootsbauern wie Riva, sondern den Dreitürer und das Rolldach-Cabrio auch in einer Vielzahl von Motorvarianten. Zeitweise wurde der 500er auch als aufgeladener Zweizylinder-Benziner namens Twinair verkauft, als Diesel und mit bivalentem Gasantrieb. Zuletzt war (und ist) der Fiat 500 als Mildhybrid mit 70 PS Leistung im Angebot. Darüber rangieren die Hosentaschen-Racer in Form von Abarth 595 und 695 mit einem bis zu 180 PS starken 1,4-Liter-Turbomotor und teils bockhartem Fahrwerk.
Anfang Juli 2024 endet im polnischen Stellantis-Werk Tychy die Produktion des Fiat 500, auch die Abarth-Modelle werden eingestellt. Der Grund für das Aus des Bestsellers liegt keineswegs im abflauenden Kundeninteresse. Es ist schlicht zu aufwendig, das bestehende Konzept für die neuesten EU-Zulassungsbestimmungen in Sachen Fahrassistenz fit zu machen. Die schlanke Karosserie dürfte an manchen Stellen zudem schlicht keinen Platz für die nötige Sensorik bieten.
Ein Modellwechsel auf Raten wird seit 2020 vollzogen. Vor drei Jahren erschien der neue, vollelektrische Fiat 500 mit Blechdach und als Cabrio. Auch er hart ein charmantes Design. Fußgängerschutz-Vorschriften und der Akku im Fahrzeugboden sorgen hier aber für ein bauchiges Design und ein Wachstum. Der Charme des City-Cars, bei dem man zwangsläufig an enge italienische Altstadtgassen denkt, kommt weniger deutlich zum Tragen.
Auch der elektrische Kleinwagen ist als Abarth 500e zu haben. Mit 114 kW (155 PS) starkem Elektromotor und straffem Fahrwerk ist er die dynamischere Alternative zum Fiat 500 – ohne dabei auch nur ansatzweise an den kompromisslosen Charakter von 595 und 695 heranzukommen. Da hilft auch ein zuschaltbarer, (extrem) lauter Außensound nicht.
Innerhalb des Stellantis-Konzerns ist die Plattform, die FCA (Fiat Chrysler Automobiles) vor der Fusion für den elektrischen 500er entwickelt hat, ein Solist. Alle anderen Kleinwagen des Vielmarken-Anbieters nutzen (E-)CMP oder die aktuelle „Smart Car Platform“. In Italien hält man aber wohl auch für die kommenden Jahre an der Architektur aus eigenem Haus fest. Medienberichten zufolge planen die Ingenieure, die Plattform des Fiat 500, die von vornherein auf den batterieelektrischen Antrieb ausgelegt war, für den Einsatz des bekannten Mildhybrid-Benziners umzubauen.
Im Video: Fiat 500C Hybrid
Damit dürfte auch in Zukunft ein verhältnismäßig günstiger Fiat 500 zurück ins Angebot kommen. Während das Auslaufmodell 500 Hybrid aktuell ab 17.490 Euro kostet um im Konfigurator mit Rabatt ab 16.490 Euro angeboten wird, ist der elektrische Dreitürer mit 29.490 Euro (aktuell rabattiert auf 24.490 Euro) deutlich teurer.
Weiterhin im Angebot bleibt der fünftürige Fiat Panda , der vor allem auf dem italienischen Heimatmarkt nach wie vor große Erfolge einfährt. Ihn gibt es aktuell ab 14.990 Euro, mit Sofortrabatt ab 13.990 Euro. In Form der Sonderserie Pandina wurde bereits eine aktualisierte Variante des Panda vorgestellt.
Fazit
Gab es ein charmanteres Retro-Modell als den Fiat 500? Auch ohne Berücksichtigung seiner Verbeugung vor dem Vorgänger aus den 1950er/1960er-Jahren gewann der kleine Italiener seit 17 Jahren die Herzen vieler Kunden, auch in Deutschland.
Die ab Juli 2024 geltenden Zulassungsvorschriften setzen der Erfolgsgeschichte ein Ende. In Zukunft könnte ein zum Mildhybrid-Benziner umgebauter Elektro-500 die Lücke im Modellprogramm schließen. Zudem bleibt der Fiat Panda auch weiterhin im Programm, stellt sich dabei der konzerninternen Konkurrenz in Form des neuen Citroën C3 .
Video und Soundcheck: Abarth 595 Esseesse