Der neue, elektrische Ford Explorer auf MEB-Basis im ersten Check mit Sitzprobe - auch als Video-Review.
Der Neuanfang von Ford im europäischen PKW-Markt beginnt mit einem bekannten Namen: Das erste Elektroauto, das im umgebauten Kölner Werk der Marke gebaut wird, ist der Ford Explorer.
Da war doch was? Richtig, unter diesem Namen kennt man ein über fünf Meter langes SUV mit Plug-in-Hybridantrieb, das aus den USA importiert wurde. Künftig kommt der amerikanische Explorer nicht mehr zu uns, was den Namen in Europa verfügbar macht.
Der Ford Explorer im Video
Nicht nur beim Namen weiß sich das neue Modell zu helfen, auch bei der Technik. Im Rahmen einer weitreichenden Kooperation von Ford mit Volkswagen, zu der auch die Zusammenarbeit bei Nutzfahrzeugen gehört, nutzt der Explorer den MEB (Modularer Elektroantriebs-Baukasten) des Volkswagen-Konzerns als technische Grundlage.
Unter dem Blech ist der elektrische Ford Explorer also ein Verwandter des VW ID.4. Optisch sieht man das dem Kölner aber nicht an. Die 4,46 Meter lange Karosserie (4,58 Meter) betont große Flächen und gerade Linien. Die Front zeigt ein großes, leicht modifiziertes Markenlogo unter dem Explorer-Schriftzug, er auf einem schwarzen Band zwischen den LED-Hauptscheinwerfern sitzt. Optional wird es Matrix-LED-Module mit adaptiven Lichtfunktionen geben.
Mit Allrad bis zu 340 PS
Die schwarzen A-Säulen sind ein Designelement, dass der Neuling vom „alten“ Explorer übernimmt. Auch die C-Säule steckt hinter Glas, in das Dekore eingearbeitet sind. Dabei handelt es sich nicht um kurzlebige Sticker, sondern Muster in der Scheibe. Mit seinem flachen „Greenhouse“ steht der Explorer-Prototyp stämmig auf den optionalen 21-Zoll-Rädern im Foto- und Video-Studio. 19 Zoll große Felgen werden zur Serienausstattung gehören, auch 20-Zöller stehen zur Wahl. Die Lackierung des Film- und Fotofahrzeugs heißt „Arctic Blue“. Dazu kommen ein dunkles Blau mit dem Namen „Blue my mind“, „Frozen White“, „Magnetic Grey“, „Agate Black“ und „Lucid Red“.
Angaben zur Speicherkapazität der Lithium-Ionen-Akkus und der möglichen Reichweite gibt es noch nicht. Es darf angenommen werden, dass sich die Batteriegröße nicht zu sehr von der im VW ID.4 (77 kWh netto nutzbar) unterscheiden wird. Eine Wärmepumpe wird Ford serienmäßig einbauen.
Im Grundmodell treibt ein maximal 125 kW (170 PS) starker permanenterregter Synchronmotor die Hinterräder an. Außerdem ist eine zweite Version mit Heckantrieb und 210 kW (286 PS) geplant. Das Topmodell hat Allradantrieb durch eine zweite Maschine (Asynchronmotor) an der Vorderachse und eine Systemleistung von 250 kW (350 PS).
Verschlusssache im Cockpit
Ganz viel Technik also. Und dann kommt nach dem Einsteigen ein simpler, händisch zu bedienender Trick daher, der dem Ford Explorer viel Aufmerksamkeit beschert. „Private Locker“ nennen die Marketingleute ein Staufach hinter dem hochkant angeordneten Touchscreen-Display mit 14,6 Zoll Bildschirmdiagonale. Über einen kleinen Griff am unteren Rand des Monitors kann man diesen verschieben und somit die Neigung ändern. Wird er nach unten gezogen, schließt er das geräumige Fach unter dem Display, in dem auch zwei USB-C-Buchsen stecken.
Der Clou: Wird das Auto nach dem Aussteigen verriegelt, ist auch dieses unsichtbare Fach unter dem Display abgesperrt. Wertsachen wie das Smartphone können also diebstahlgeschützt im Auto bleiben, wenn man zur Laufrunde aufbricht oder durch den Baggersee krault. Den Verschluss soll man, das sagen die Ford-Designer bei der Sitzprobe, auch mit grobem Werkzeug kaum aufbekommen.
Der Slider ist da!
Die Infotainment-Software und die Menüstruktur kommen von den hauseigenen Entwicklern. Trotzdem erblickt man auf der Mittelkonsole den von VW bekannten, berüchtigten Slider. Im Ford Explorer ist er aber beleuchtet und gibt ein haptisches Feedback, dient hier nur der Lautstärkeregelung des Audiosystems. Ford nennt den Slider übrigens "Trackpad".
Fahrer-Display wie im ID.4
Wie das funktioniert, konnte im Prototyp noch nicht getestet werden. Das Demo-Programm zeigte aber schon die Grafiken hinter dem Lenkrad. Die sind, wie das 5,3-Zoll-Display an sich, vom Kooperationspartner Volkswagen bekannt. Das gilt auch für die Bedienoberfläche links vom Lenkrad, auf der man das Licht an- und austouchen kann.
Ein Head-up-Display wird es für den Ford Explorer nicht geben, obwohl das Armaturenbrett dafür eine scheinbare Öffnung abdeckt. Davor thront eine Soundbar (Lautsprecher) über den Instrumenten. Die Cockpitlandschaft zieht sich seitlich in die Türverkleidungen. Dort wird auch das in zehn Farben konfigurierbare Ambientelicht fortgesetzt.
In der Mittelkonsole steht ein großzügiges Ablagefach bereit, in das auch ein 15 Zoll großer Laptop (siehe Video) oder mehrere 1,5-Liter-Flaschen passen. Außerdem hält der Ford Explorer hier zwei Eiskratzer parat.
Im Basismodell Ford Explorer Sport wirft sich eine Mischung aus Stoff und künstlichem Sensico-Material über die Sitze. Beim Ford Explorer Sport sind die Möbel vollständig mit dem Kunstleder bezogen. Alternativ zum Sportsitz mit integrierter Kopfstütze wird es für Fahrer und Beifahrer auch einen Komfortsitz mit AGR-Siegel (Aktion gesunder Rücken) und höhenverstellbarer Kopfstütze geben.
Viel Platz im Elektro-Explorer
Die erste Sitzprobe offenbart viel Platz in der ersten Reihe, wo man sich gut ins Auto integriert fühlt. Alle Bedienelemente sind schnell erreichbar. Im Fond gibt es viel Platz für die Knie, aber MEB-typisch einen hohen Innenboden. Große Menschen sitzen also mit stark angewinkelten Beinen in der zweiten Reihe.
Der Kofferraum dahinter fasst bei voller Bestuhlung 450 Liter. Zusätzlich wird es einen „Frunk“ (Front Trunk) unter der vorderen Haube geben.
12 Ultraschall-Sensoren, fünf Kameras und drei Radargeräte kümmern sich um die Fahrassistenz, dazu kommen Sensoren im Lenkrad. Die Technologie kennt man von VWs „Travel Assist“. Das Auto kann Tempo, Spur und Abstand halten, zudem beim Spurwechsel assistieren.
Ab Ende 2023 für 45.000 Euro
Ende 2023 kommt der neue Ford Explorer auf den Markt kommen. Das Basismodell mit 125 kW soll bei rund 45.000 Euro starten. Zum Vergleich: Den VW ID.4 gibt es (Stand März 2023) mit 77 kWh großem Akku und 150 kW (204 PS) ab 46.335 Euro.
Das Stammwerk von Ford in Köln wurde zum „Electrification Center“ umgebaut, dafür endet die Produktion des Kleinwagens Fiesta. Zwei Milliarden US-Dollar hat der Konzern am Rhein investiert. Nach dem Explorer soll ab Mitte 2024 ein weiteres Elektroauto auf MEB-Basis in Köln gebaut werden. Bei voller Kapazität rollen dann dort 200.000 Fahrzeuge pro Jahr von den Bändern. Der angekündigte Elektro-Puma kommt ebenfalls 2024 auf den Markt. Er wird, wie seine Verbrenner-Brüder, im rumänischen Craiova gefertigt.