Der neue Ford KA kommt mit +. Und mit einem besonderen Zweitschlüssel.
Ford hat Gnade mit der aktuellen Generation des kleinen Ka. Es gibt ihn nicht mehr. Während der erste Ka, der im Herbst 1996 die Kleinstwagen-Klasse in Deutschland neu hoffähig machte und mit seinem exzentrischen New Edge-Design zumindest polarisierte, verkümmerte der zweite Ka 2008 zum rundgelutschten Irgendwas.
Um Kosten zu sparen, kooperierte Ford mit Fiat, der Ka baute auf dem kultigen Fiat 500 auf und wurde auch mit ihm zusammen in Polen zusammengeschraubt. Da er sich in den Grundabmessungen und im Package am Italiener orientieren musste, dabei aber ein Allerweltsdesign übergestülpt bekam, konnte er leider nie richtig begeistern.
Jetzt kommt die Kehrtwende. Von wegen immer nur SUV, ein weiteres Rezept setzt sich auf breiter Masse durch. Das des pragmatischen Klein(st)wagens ohne Starallüren und mit fünf Türen. Hyundai i10, Kia Picanto und Opel Karl zum Beispiel. Solche Autos werden bei uns zumeist als Zweitwagen für den Kindergarten-Hol-und-Bring-Dienst eingesetzt, da freut sich Groß und Klein über die hinteren Pforten. Rentner, Pizzadienste und Pflegepersonal sind auch dankbar über die kürzeren Türen eines Fünftürers, können diese doch auf engen Parkplätzen weiter geöffnet werden. Viel wichtiger jedoch: In vielen Ländern ist ein Auto dieser Größenordnung das Familienfahrzeug. Denn richtig Musik spielt dieses Segment in Schwellenländern. Dort werden die kleinen Fünftürer auch vermehrt produziert.
Der Mitsubishi Space Star kommt zum Beispiel aus Thailand zu uns. Auch der neue Ford Ka hat eine längere Reise hinter sich, wenn er beim Ford-Händler, gewiss meist im großen Rudel als Aktionsmodell mit oder ohne Tageszulassung, auf dem Hof steht. Die neue Generation wird in Indien montiert.
Dort, auf seinem Heimatmarkt sozusagen, heißt das Auto Ford Figo Aspire. In anderen Märkten läuft er als Ka, eine viertürige Stufenheckversion als Ka+. Das leuchtet noch ein. Warum Ford aber das „+“ als Modellbezeichnung für Europa übernimmt, erschließt sich mir nicht ganz.
In Frankreich wird das bestimmt lustig. „À plus“ (gesprochen A plü´) bedeutet dort umgangssprachlich „bis später“. Wann wohl die ersten Witze aufkommen, die eine Langsamkeit des Autos zum Thema haben?
Dabei serviert er klassenüblichen Durchschnitt. Der 1,2 Liter große Vierzylinder-Benziner kommt in einer Version mit 51 kW/ 70 PS und als stärkere Ausführung mit 63 kW/ 85 PS zum Einsatz. In beiden Fällen sortiert der Fahrer die richtige Übersetzung mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe. Fords hochgelobter Einliter-Dreizylinder kommt im Ka+ nicht zum Einsatz, die Märkte in Südamerika und Asien verlangen rustikalere Aggregate.
Die Plattform teilt sich der Ka+ übrigens mit dem aktuellen Fiesta und dem EcoSport. Von letzterem hat Ford in Europa hoffentlich gelernt. Der kleine SUV, der in Brasilien gebaut wird, erschreckte Anfangs mit furchtbar billigen Materialien im Innenraum, was mit dem jüngst erfolgten Facelift ausgemerzt wurde. Ich bin gespannt, wie der Innenraumeindruck im Ka+ sein wird.
In Kürze kann das Auto bestellt werden, im Oktober rollen die ersten Exemplare aus dem Schiffsbauch. Die Produktion in Indien erfordert aus logistischen Gründen ein überschaubares Modellprogramm. Dieses dürfte aber den meisten Ansprüche genügen. Den Basis-Ka, serienmäßig mit elektrischen Fensterhebern vorne, elektrischen Spiegeln und Zentralverriegelung, gibt es für 9.990 Euro und mit dem 70 PS-Motor. Die stärkere Version mit 85 PS ist an den Ka+ Cool& Sound gekoppelt. Für 11.400 Euro Listenpreis kommen hier stets Klimaanlage, das Ford SYNC-Entertainmentsystem mit Sprachsteuerung und AppLink hinzu.
Diese Version hat auch einen programmierbaren Zweitschlüssel, mit dem sich z.B. die Höchstgeschwindigkeit beschränken oder die maximale Audio-Lautstärke begrenzen lässt. Dass weder der Sohn auf dem Weg zum Abi-Ball noch der Pizzabote über die Stränge schlagen. Ka Minus dann also – auf Schlüsselbefehl.