Der neue Kia im ersten Check mit Video-Review. Auch die neue Generation kommt als Hybrid, Plug-in Hybrid und Elektroauto.
Sechs Jahre nach dem Start des Vorgängers kommt im Sommer 2022 der neue Kia Niro auf den Markt. Erneut kommt das kompakte Crossovermodell mit elektrifizierten Antrieben als Hybrid, Plug-in Hybrid und Elektroauto auf den Markt. Die vollelektrische Version ändert ihren Namen von e-Niro auf Niro EV. Der Marktstart erfolgt gestaffelt. Zuerst kommt der Kia Niro Hybrid zu den Händlern, Plug-in Hybrid in Niro EV folgen einige Monate später.
Der Kia Niro EV im Video
Das Design des neuen Kia Niro greift die Richtung auf, die im Jahr 2019 mit der Studie Habaniro vorgegeben wurde. An der Front fallen weit außen liegende Scheinwerfer mit tiefer LED-Tagfahrlichtleiste auf. "Heartbeat“ nennt Kia dieses Detail. Der rein elektrische Niro EV unterscheidet sich in der Frontansicht vom Hybrid, da er den Ladestecker zentral im Gesicht trägt.
Die „Tigernase“, bisher das Gestaltungselement des Kühlergrills bei Kia, wird hier vor allem von Motorhaube und oberen Windschutzscheibenrahmen aufgenommen.
Aerodynamik an der C-Säule
Vom Concept Car übernimmt der Kia Niro, zumindest als Option, die farblich abgesetzte C-Säule. Sie wird in Verbindung mit ebenfalls in Kontrastfarbe lackierten Dekorteilen an Radläufen und Seitenschwellern angeboten. Hinter der C-Säule wird übrigens Luft ans Heck des Autos geleitet, sie dient also als Aerodynamik-Element. Die Rückleuchten trägt der Kia Niro künftig vertikal.
Beim Design betritt der Kia Niro also, im Vergleich zum Vorgänger, neue Wege. Er wirkt verspielter und weniger zurückhaltend. Insgesamt erinnert die Linienführung überraschenderweise stark an die Konzernschwester Hyundai.
Im Format bleibt sich der Kia Niro mit dem Modellwechsel weitestgehend treu. Seine Länge wächst um sechs Zentimeter auf 4,42 Meter, die Breite um zwei Zentimeter auf 1,82 Meter. Auch die Höhe bleibt mit 1,55 Metern (Vorgänger 1,54 Meter) fast gleich. Der Radstand wächst um 3,5 Zentimeter auf jetzt 2,72 Meter.
Cockpit im Stil des EV6
Das Cockpit trägt im neuen Niro die beiden aus dem Kia EV6 bekannten Displays mit jeweils 26 Zentimetern (10,25 Zoll) Bildschirmdiagonale unter einer gemeinsamen, gebogenen Abdeckung. Die virtuelle Tastenleiste unter dem Infotainmentmonitor lässt sich, wie schon bei EV6 und Sportage, in zwei Menüebenen umschalten. Je nach Version gibt es ein zehn Zoll großes Head-up-Display, dass seine Informationen direkt auf die Windschutzscheibe projiziert.
Auch das Zweispeichenlenkrad zählt künftig zur Standardausstattung. Eine breite Mittelkonsole trennt die Fußräume von Fahrer und Beifahrer. Kunststoffe und Bezüge im Interieur sind zum großen Teil aus Recycling-Material hergestellt. Die Fahrassistenten werden u.a. mit einer navigationsbasierten adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage modernisiert.
Bis zu 495 Liter Kofferraum
Das Kofferraumvolumen wurde deutlich vergrößert. Das Abteil unter der Heckklappe des Hybrid fasst 451 Liter, 15 Liter mehr als bisher. In den Plug-in Hybriden passen 348 Liter. Lademeister in der Modellpalette ist der elektrische Niro EV mit 495 Litern Volumen. Davon stecken 475 im Heck und weitere 20 im „Frunk“, einem Staufach unter der vorderen Haube. Hier lässt sich das Ladekabel prima verstauen, außerdem der Adapter für die Vehicle-to-Load (V2L) – Funktion.
Ihn übernimmt er vom Kia EV6 . Auch der Niro kann Energie an andere Verbraucher abgeben, die maximale Leistung liegt bei 3 kW. Zur Not lässt sich damit auch ein mit leerem Akku gestrandetes Elektroauto flottmachen.
Niro EV mit 64,8-kWh-Akku
Im Gegensatz zur bisherigen Generation wird es den neuen Kia Niro EV nur noch mit einer Akkuvariante geben. 64,8 kWh Speicherkapazität werden angegeben, also nur etwas mehr als beim Vorgänger mit großer Batterie (64 kWh).
Die maximale Ladeleistung über den CCS-Anschluss (Gleichstrom) wird bei etwas über 70 kW liegen, in 43 Minuten soll der Füllstand des Akkus von zehn auf 80 Prozent gesteigert werden können. Die Reichweite nach WLTP-Norm gibt Kia mit 463 Kilometern an. Neu ist die Möglichkeit, die Batterietemperatur vor einem geplanten Ladestopp zu konditionieren. Das sorgt für bessere Ladeleistungen.
Auf die 800-Volt-Technologie von EV6 und Hyundai Ioniq 5 muss der Kia Niro verzichten. Er basiert nicht auf der Elektroauto-Plattform E-GMP, sondern ist eine Weiterentwicklung des Vorgängers. Auch der Antrieb bleibt weitestgehend gleich. Maximal 150 kW (204 PS) leistet der Elektromotor, der die Vorderräder antreibt. In 7,8 Sekunden soll die Beschleunigung von null auf 100 km/h erledigt sein, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 167 km/h.
Stärkerer Plug-in Hybrid
Kommen wir zu den Hybrid-Varianten. Der Vollhybrid ohne die Möglichkeit, extern geladen zu werden, hat einen 1,32 kWh großen Lithium-Ionen-Polymer-Akku. Der 32 kW (44 PS) starke Elektromotor kann das Auto kurzzeitig alleine antreiben, oder den Verbrenner unterstützen. Er ist ein 1,6 Liter großer Sauger mit 77 kW / 105 PS, die Systemleistung des Niro Hybrid liegt wie gewohnt bei 104 kW / 141 PS. Die Kraft wird über ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe verwaltet. In 10,4 Sekunden beschleunigt die Hybridversion auf Ladstraßentempo, auf der Autobahn sind bis zu 165 km/h drin.
Der Niro Plug-in Hybrid nutzt den gleichen Benziner. In ihm steck jedoch ein größerer Akku mit 11,1 kWh Speicherkapazität (Vorgänger 8,9 kWh). Eine größere Strommenge kann einen stärkeren Elektromotor antreiben. Er leistet jetzt 62 kW (84 PS), die Systemleistung des Plug-in Hybrid liegt bei 134 kW /183 PS. Die Fahrleistungen: Nullhundert ist in 9,6 Sekunden erledigt, maximal sind 168 km/h drin.
1.300 Kilogramm Anhängelast
Die rein elektrische Reichweite wird mit den serienmäßigen 16-Zoll-Rädern mit 65 Kilometern angegeben, mit optionalen 18-Zöllern sinkt sie auf 59 Kilometer. Für den Niro PHEV wird eine Geofencing-Funktion möglich sein. Anhand von Navigationsdaten kann man Gebiete programmieren, in denen das Auto lokal emissionsfrei, also elektrisch, fahren soll. Das Hybridsystem steuert den Antrieb dann so, dass in diesen Gebieten ausreichend Strom im Akku vorhanden ist.
Die beiden Hybrid-Varianten haben eine Anhängelast von 1.300 Kilogramm. Der Niro EV kann künftig auf Hänger ziehen, hier ist das maximale Gewicht jedoch auf 750 Kilogramm begrenzt.
Sitzprobe im Kia Niro
Zum ersten Kennenlernen, noch hinter verschlossenen Türen, stand der elektrische Niro EV bereit. Wie es das Format der Karosserie vermuten lässt, bietet er ein Raumangebot, das auf dem guten Niveau des Vorgängers liegt. Auch große Menschen haben im Fond eine ausreichende Kopffreiheit. Der Radstand wurde um 3,5 Zentimeter verlängert. Der Beinraum hinten ist gut, aber nicht verschwenderisch. Erstmals gibt es auf der Beifahrerseite den Relax-Sitz, der sich auf Tastendruck in eine Liegeposition stellen lässt. Im Gegensatz zum EV6 wird das für den Fahrersitz nicht angeboten.
Das Cockpit wirkt, zumindest nach Probefahrten in Sportage und EV6, vertraut. Die Bedienung erfolgt nach dem gleichen Muster der anderen Modelle. Die Materialqualität an Armaturenbrett und in den Türverkleidungen wirkt im Vergleich zum Vorgänger insgesamt weniger wertig. Das mag zum Teil an den Recycling-Materialien liegen, zum Teil aber auch am Rotstift der Kostenwächter.
Das kostet der neue Kia Niro
Günstiger ist der Kia Niro nach dem Modellwechsel aber dennoch nicht. Seine Preise steigen spürbar an. Der Niro Hybrid soll ab 30.690 Euro kosten (bisher 27.990 Euro). Auch der Plug-in Hybrid wird um etwa 3.000 Euro teurer, er wird bei 36.690 Euro starten. Er bringt aber mehr Leistung mit als der Vorgänger.
Als Basispreis für den Niro EV in der Ausstattungslinie Edition 7 werden 39.990 Euro in Aussicht gestellt. Das ist deutlich weniger als die 42.790 Euro für den bisherigen Einstieg in den e-Niro mit 64-kWh-Akku. Hier begann die Preisliste aber mit dem höheren Ausstattungsniveau Vision. Der Niro EV und der Niro Plug-in Hybrid profitieren in Deutschland von der Umweltprämie, die den Kaufpreis nach aktueller Regelung um 7.177,50 (PHEV) bzw. 9.570 Euro (Elektro) senkt.
Alle drei Motorvarianten sind in den Ausstattungslinien Edition 7, Vision und Spirit zu haben. In der Basis sind u.a. Klimaautomatik, Sitzheizung vorne, ein Audiosystem mit Smartphoneintegration und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen bei den Hybriden. Der Niro EV rollt ab Werk auf 17-Zöllern. Als Hybrid mit und ohne Stecker kommt der neue Niro ab Juni 2022 zum Händler, der Niro EV folgt nur einen Monat später im Juli.
Fazit
Der neue Kia Niro ist eine gelungene Weiterentwicklung des Vorgängers. In Deutschland dürfte vor allem der Niro EV verkauft werden. Mit Hybrid und Plug-in Hybrid stellt sich das Crossovermodell aber wieder breit auf, um in verschiedenen Märkten die Bedürfnisse seiner Kunden zu bedienen.
Mit Vehicle-to-Load, optionalem Head-up Display und großem Infotainmentsystem bringt der Niro modern Technolgien mit. Das Format bleibt parkplatzfreundlich. Leider wirkt er Innenraum etwas weniger hochwertig als der des Vorgängers, zudem wird auch dieses Auto mit dem Modellwechsel spürbar teurer.