Wie man sowohl die Marke Maybach als auch die G-Klasse diskreditiert.
Der Montag. Grauer Tagesbeginn. Müder Geist, müde Knochen. Der Wochenstart ist für viele nicht die schönste Zeit im Leben. Da dachte sich Mercedes-Benz wohl „auch schon egal“. Sie zeigen uns tatsächlich ihren neuen Freak. Gut, arbeiten wir das schnell ab.
Die G-Klasse, das Urgestein im Modellprogramm und nach wie vor der Chef im globalen Geländewagen-Club, läuft besser denn je. Und wie das so ist mit Präsenz – sie weckt Begehrlichkeiten. Wie bei einer attraktiven Dame in der Truckerkneipe. Mit den monströsen Dreiachsern von AMG wurde die G-Klasse mindestens genötigt und bedrängt, jetzt aber findet eine doppelte Vergewaltigung statt: Neben der G-Klasse muss auch der Name Maybach dran glauben.
Nach dem Flop mit der ersten Maybach-Baureihe der Neuzeit (2002 – 2012) hat man das mit der Neupositionierung in Form der aktuellen Maybach-S-Klasse gut hinbekommen. Und jetzt gibt man sich willenlos dem immer größeren Maschinenhunger genauso zahlungskräftiger wie geschmacksbefreiter Kunden in globalen Märkten hin.
Man baut ein Landaulet (eine vorne geschlossene Karosserie mit Cabrioverdeck im Fond) mit dem 630 PS starken AMG-V12-Biturbo. Am Heck packt man ein Verdeck drauf, dessen Farbe bestenfalls an das bundesdeutsche Taxi-Elfenbein erinnert. Der Radstand der fünftürigen G-Klasse wurde um knapp 5,8 Zentimeter verlängert, um mehr Platz im Fond für die Beine und eine extra komfortable Möblierung zu schaffen. 5,35 Meter lang ist diese G-Klasse, der Radstand beträgt 3,43 Meter. Mit fast einem halben Meter Bodenfreiheit werden nicht nur Sanddünen erklommen, sondern wohl meist Temposchwellen in London und anderen Finanzschauplätzen niedergebügelt.
Aufpassen sollte man dabei nur auf die extra für das Landaulet angefertigten 22-Zoll-Leichtmetallfelgen in den 325er-Gummiwalzen. Wobei man als Kunde eines Mercedes-Maybach G650 Landaulet – nennen wir die Bedrohung mal beim vollen Namen – natürlich nicht aufs Geld schaut. Da ist es gewiss auch egal, dass der Preis des ganzen Autos noch nicht kommuniziert wurde. Ansehen muss man als Normalsterblicher diese Verschandlung der G-Klasse auch nicht allzu oft: Nur 99 Exemplare werden ab Herbst 2017 gebaut. Ab in die Wüste damit!