Dekadenz pur, und das zu Recht: Das Über-Hausfrauencabrio ist da!
Eines vorweg: Nein, dieses Auto ist nicht für den Berufspendler in Mettmann, Halle an der Saale oder Rosenheim gedacht und gemacht. Um das zu verstehen, muss man die deutsche Brille absetzen.
Musikproduzenten, Finanzgurus oder Spielzeugfabrikanten mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit haben Geldprobleme. Andere als wir zwar, aber immerhin: Sie wissen langsam nicht mehr, wohin damit.
Die Gattin (wahlweise Freundin, Liebhaberin) hat schon fast alles: Die halbjährlich neue Edelschmuckkollektion, ein paar schöne neue Brüste (was nicht sexistisch oder verwerflich gemeint ist, sondern in machen Gesellschaftskreisen in den USA so selbstverständlich gehandhabt wird wie Zähnebleichen) und ein Pferd. Für Erheiterung soll jetzt mal etwas anderes sorgen als der immer gleiche Bentley Continental GT.
Kommen wir also endlich zum neuen Auto, dass „der Daimler“ auf der Los Angeles Auto Show zeigt. Ach was zeigen, mit voller Wucht schlägt uns der Stern die Dekadenz ins Gesicht. Deswegen prangt der Schriftzug wohl auch so dominant auf dem Heckdeckel: Aus dem S-Klasse Cabrio wird der Mercedes-Maybach S650.
300 Exemplare wird es geben, jedes 300.000 Euro teuer. Zuzüglich Mehrwertsteuer. Der Gegenentwurf zum bereits erhältlichen S65 AMG, dessen 630 PS starken 6,0 Liter V12 der Maybach unter der Haube hat.
Bei allem Überfluss an edlen Materialen, speziell perforiertem Leder und dem serienmäßigen Reisetaschenset überrascht es gar, dass sie geschmiedeten, funkelnden Felgen es bei 20 Zoll Durchmesser belassen. Trotzdem machen auch sie mit beim Schaulaufen der Möglichkeiten.
Aber auch der Mercedes-Maybach S650 kann sich zurückziehen. Wenn die Herrschaften z.B. über die Wintermonate in Aspen beim Skilaufen sind, stülpt man ihm einfach das mitgelieferte Abdeckhäubchen über, damit er schön staubfrei bleibt. Zumindest, bis man im kommenden Jahr ein neues Spielzeug entdeckt.
Am Ende bleibt eine Frage: Warum nicht? Ja, warum eigentlich nicht. Mercedes-Benz erfüllt mit dem aus – ich wiederhole mich – deutscher Sicht protzigen Maybach-Cabrio Wünsche, die viele Menschen haben. Und das nötige Kleingeld dazu. Warum sollte die Marke mit dem Stern im Kühler also nicht die geschickte Wiederbelebung des Namens Maybach dazu nutzen, ein Feld zu beackern, in dem Bentley, Aston Martin und Co. die Sache sonst unter ihresgleichen ausmach(t)en.