Die chinesische Elektroauto-Marke Ora startet Anfang 2023 mit dem Funky Cat.
Böse LED-Blicke und scharfkantige Linien überlässt die chinesische Elektroautomarke Ora, die wie Wey zum Konzern Great Wall Motors gehört, gerne der Konkurrenz. Der kompakte Ora Funky Cat präsentiert sich mit runden Scheinwerfern und weichen Linien. Ein Designexperiment, dessen Ausgang ungewiss ist.
Der Ora Funky Cat GT im Video
Nach der Präsentation auf der IAA Mobility im September 2021 steht jetzt endlich der Marktstart des Ora Funky Cat in Europa an. Der 4,24 Meter (GT: 4,25 Meter) lange Fünftürer soll hierzulande Kunden ansprechen, die sich für Konkurrenten wie den Cupra Born, den MG4 Electric (auch aus China) oder den VW ID.3 interessieren. Die sind alle deutlich länger. Beim Platzangebot für Fahrer und Passagiere will der Ora Funky Cat aber trotzdem nicht zurückstecken. Das zeigt die erneute Sitzprobe im Vorserienauto. Selbst der 1,92 Meter große Autor dieser Zeilen hat im Fond viel Platz, vorne sowieso. Dabei hilft auch das ausreichend in der Weite und Höhe einstellbare Lenkrad.
Viel Platz für Passagiere, kleiner Kofferraum
Dass auch die Designer und Ingenieure des Ora Funky Cat nicht zaubern können, zeigt ein Blick hinter die fünfte Tür. Magere 228 Liter fasst der Kofferraum hinter einer arg hohen Ladekante. Die meisten Kleinwagen bieten deutlich mehr. Wenn man die geteilte Lehne der Rücksitzbank umklappt, wächst der Raum auf 858 Liter – auch das ist ein knapper Wert.
Mit schnöden Literzahlen will der Ora Funky Cat weniger punkten als mit moderner Digitalausstattung und Connectivity. Die junge Zielgruppe soll sich an einer Sprachbedienung erfreuen, die beim ersten Check – zumindest bei Standardaufgaben wie der Änderung der Innentemperatur oder dem Einschalten der Sitzheizung – gut funktionierte. Bei Ladepausen und im Stau kann man auch ein Quiz spielen. Wer mag, kann seinem Auto einen Namen geben, den man dann zur Aktivierung der Sprachsteuerung nutzt.
Das Infotainmentsystem bringt vorinstallierte Apps für Nachrichten (Reuters) und Musik (Deezer) mit, dazu gibt es DAB+-Radio. Um bei den Digital Natives zu punkten, fehlt aber im Moment noch die Möglichkeit, das eigene Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto zu koppeln. Beides soll in Kürze nachgereicht werden. Ob dies dann als Over-The-Air-Update möglich ist, war nicht zu erfahren. Die Menüstruktur auf dem Touchscreen-Monitor ist teils sehr vielschichtig. Schon im Stand fallen die teilweise recht kleinen Icons, beispielsweise für die Einstellung der Energierekuperation, auf. Das könnte während der Fahrt unnötig stark ablenken.
Elektroantrieb mit 126 kW (171 PS)
An den Mini, dessen Elektro-Nachfolger in China im Kooperationsprojekt Spotlight Automotive von BMW mit Great Wall Motors entsteht, erinnern silberne Kippschalter in der Mittelkonsole. Schon im Vorserienauto gefallen die verwendeten Materialien und ihre Verarbeitung.
Rote Kontrastnähte auf den veganen, weil lederfreien Materialien, sind Teil der GT-Ausstattung. So heißt das Topmodell des Ora Funk Cat. Äußerlich grenzt sich der GT durch spezielle Schürzen an Front und Heck, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen und einen großen Dachspoiler von den anderen Modellen ab.
Unabhängig von der Ausstattung treibt ein Elektromotor mit bis zu 126 kW (171 PS) die Vorderräder an. Das Drehmoment beträgt 250 Newtonmeter, liegt damit auf dem Niveau des MG4 Electric. Zwei Akku-Größen stehen zur Wahl. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 160 km/h begrenzt. Aus dem Stand geht es, je nach Ausführung, in minimal 8,2 Sekunden auf 100 km/h.
Ein Lithium-Eisenphosphat-Akku mit 48 kWh Speicherkapazität, von denen 45,4 kWh netto nutzbar sind, steckt im Basismodell. Die Reichweite beträgt damit 310 Kilometer, was zur Modellbezeichnung Ora Funky Cat 300 führt. Darüber rangiert der 400 mit Lithium-Ionen-Akku. 63 kWh (netto 59,3 kWh) sollen eine Reichweite von 420 Kilometern bzw. 400 Kilometern beim GT-Modell ermöglichen.
Unabhängig von der Batterie überrascht die niedrige Leistung am Schnelllader. Über den CCS-Anschluss kann Gleichstrom mit 64 (kleiner Akku) bzw. 67 kW Leistung gezogen werden. Um den Füllstand des Stromspeichers von 15 auf 80 Prozent zu erhöhen, muss das Auto 43 bzw. 48 Minuten parken. Viele Konkurrenten weisen eine deutlich höhere Ladeleistung auf. Ob der Chinese dieses augenscheinliche Manko im Alltag mit einer kontinuierlich hohen Leistung am Kabel ausgleichen kann, muss ein späterer Test klären. Wechselstrom an der heimischen Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule kann dreiphasig mit bis zu 11 kW geladen werden.
Haushalten muss der künftige Fahrer eines Ora Funky Cat bei der möglichen Zuladung. Bei einem Leergewicht von 1.615 bis 1.655 Kilogramm stehen 315 bis 355 Kilogramm für Passagiere und Gepäck zur Verfügung. Mit vier Erwachsenen an Bord kann das schnell eng werden, trotz des üppigen Platzangebots.
Preise ab 38.990 Euro
Kurz vor dem Marktstart hat der Importeur jetzt den Basispreis des Elektroautos kommuniziert. Der Ora Funky Cat startet, vor Abzug einer Förderung, bei 38.990 Euro. Die genaue Serienausstattung ist noch nicht klar, "umfassende Entertainment- und Assistenzsysteme" sind aber schon beim Grundmodell an Bord.
Zum Vergleich: Der Ora Funky Cat wird deutlich teurer als der MG4 Electric, den es ab 31.990 Euro gibt. Er liegt auf dem Niveau des Cupra Born mit 58-kWh-Akku (netto), der ab 39.370 Euro (alle Preise Stand Dezember 2022) im Konfigurator zu finden ist.Neben dem Basismodell wird es für den Ora Funky Cat eine besser ausstraffierte Ausstattungslinie mit dem Namen Pro geben. Sie ist in Verbindung mit dem größeren Akku serienmäßig. Hier kann man dann alternativ zum Ora Funky Cat GT upgraden. Er dürfte dann wohl rund 46.000 Euro kosten.
Zum Marktstart will Importeur Emil Frey (u.a. Mitsubishi, Subaru, Autohäuser wie die Schwabengarage) mit 140 Händlern der Marke Ora starten. Bis Ende 2023 sollen es 200 Standorte für Vertrieb und Service in Deutschland sein.
Weitere Modelle folgen
6.000 Autos sollen hierzulande im ersten Jahr verkauft werden, die dann zum treuen Begleiter ihrer Fahrer werden. Das Wort „Cat“ steht in der chinesischen Sprache für Freund oder eben Begleiter. „Funky“ ist die Zusatzbezeichnung für den kompakten Fünftürer. Der bleibt nicht allein. Wohl im Herbst 2023 startet ein viertüriges Fließheckmodell mit Designanleihen beim Porsche Panamera. Aktuell läuft der Allradler mit zwei Elektromotoren und einer Systemleistung von 300 kW (408 PS) unter der vorläufigen Bezeichnung Ora The Next Cat .
Technische Daten
Ora Funky Cat GT |
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Antrieb | Frontantrieb |
Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 126 kW (171 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 250 Nm |
Batterie | 47,8 kWh (netto 45,4 kWh), Lithium-Ionen |
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) | 67 kW |
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) | 11 kW (dreiphasig) |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 16,8 kWh |
Leergewicht | 1.655 kg |
Anhängelast (gebremst) | n/a |
Länge / Breite / Höhe | 4.254 / 1.848 / 1.603 mm |
Grundpreis | noch nicht bekannt |