Toyota kündigt eine breit angelegte Elektroauto-Strategie an.
Der japanische Autogigant Toyota hielt sich beim batterieelektrischen Auto bislang bedeckt. Während neue Player und etablierte Autohersteller neue Elektroautos vorstellen und Pläne schmieden, setzt Toyota weiterhin auf seine gewohnt zuverlässigen Hybride und die Brennstoffzelle.
Der Toyota Mirai war eines der ersten Brennstoffzelle auf dem Markt, er wird aber nur in geringen Mengen gebaut. Seit 2014 wurden einige Tausend Stück gefertigt, circa 300 sind in Europa unterwegs. Das soll sich im kommenden Jahr ändern. Wohl während der Olympischen Spiele 2020 in Tokio will Toyota nicht nur mit Wasserstoff betankte Elektrobusse einsetzen, sondern auch die zweite Generation des Mirai vorstellen. Für ihn sollen die Produktionskapazitäten dann auf 30.000 Autos im Jahr verzehnfacht werden.
Toyota nutzt das Sportevent aber auch zum Überraschungsaufschlag im Match der Batterie-Elektroautos. Entwicklungschef Shigeki Terashi sagte im Rahmen einer Strategiepräsentation, dass Toyota dann eine eigene Feststoffbatterie präsentierten will. Diese neue Akku-Art gilt als hoffnungsreicher Nachfolger der aktuell verwendeten Lithium-Ionen-Batterien.
Was ist das Besondere an der Feststoffbatterie?
Ein flüssiges Elektrolyt dient in einer Lithium-Ionen-Batterie als Leitmedium zwischen Plus- und Minuspol (Elektroden genannt). Hierin werden die Stromladungen transportiert. Diese Flüssigkeit ist bei starker Hitzeentwicklung brennbar und Grund für brennende Smartphones oder sich selbst entzündende Autos. Langes oder starkes Aufladen kann zum Beispiel für eine starke Wärmeentwicklung sorgen.
Deswegen werden aktuelle Akkupakete mit einer weiteren Flüssigkeit gekühlt. Das bedingt ein höheres Gewicht und mehr Bauraum.
Eine Feststoffbatterie lässt sich außerdem schneller aufladen. Sie bietet aufgrund des kompakteren Bauraums der einzelnen Zellpakete nicht nur mehr Reichweite, sondern kann durch die kürzeren Ladezeiten auch eher mit dem gewohnten „Fahren-und-Tanken“ verglichen werden als aktuelle Halbstundenstopps an Schnelladern.
Viele Institute und Autohersteller forschen an der Feststoffbatterie, darunter auch Volkswagen. Toyota hatte erste Ergebnisse für das Jahr 2025 vorhergesagt, jetzt scheint man schneller einen Durchbruch in der Entwicklung geschafft zu haben.
Toyota plant 5,5 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge
„Die Entwicklung hat unsere eigene Zielsetzung überholt“, sagte der Manager bei der Präsentation. „Wir haben ein neues Zeitalter begonnen.“ Toyota scheint die Feststoffbatterie also (fast) fertig zu haben und es scheint, dass damit die Elektrifizierungsstrategie des Konzerns nicht unbedingt geändert, aber dennoch adaptiert wird.
Die Japaner haben ihr Ziel, eine Million Elektroautos pro Jahr zu verkaufen, kurzerhand von 2030 auf 2025 vorverlegt. Insgesamt will Toyota in sechs Jahren 5,5 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge als Hybride, Plug-in-Hybride, Brennstoffzellen und Batterie-Elektroautos verkaufen.
Im kommenden Jahr soll ein kleines, zweisitziges Elektroauto mit zwei Sitzen und einer Reichweite von 100 Kilometern in Japan auf den Markt kommen. Mit Subaru ist man eine Entwicklungspartnerschaft für eine neue Elektro-Plattform eingegangen, auf der Kompakt- und Mittelklasseautos aufbauen sollen.
Kleine Elektroautos werden in Zusammenarbeit mit der Konzerntochter Daihatsu sowie mit Suzuki entwickelt. Vor allem für den japanischen Markt, wo die Alterung der Bevölkerung weiter vorangeschritten ist als bei uns, werden auch elektrische Kleinstfahrzeuge sowie Roller und Rollstühle eine wichtige Rolle spielen. Auch an autonom fahrenden Lösungen wie dem e-Palette Konzept zum Waren- und Personentransport sind in der Planung.
2020 will Toyota zehn BEVs (Battery-Electric-Vehicle) auf den Markt bringen. Der Fokus liegt im ersten Schritt auf China, wo zwei E-Versionen des C-HR eingeführt werden. In Europa ist ein elektrischer Proace Verso auf PSA-Basis das erste Elektroauto der Marke.
Hat Toyota seine Strategie geändert?
Laut Manager Shigeki Terashi stellt die Präsentation der Pläne keinen Strategiewechsel dar, auch will man nicht durch die Anstrengungen von VW & Co. bei der Entwicklung von Elektroautos beeinflusst worden sein. Seit 2006 arbeitet Toyota der Aussage nach an BEVs und jetzt sei man eben so weit. Eine Abkehr von den Planungen zur Brennstoffzelle bedeutet die Präsentation nicht, Toyota wird also mehrgleisig fahren.
Das plant Toyota:
Das Media-Briefing im Video (Englisch):