Erste Fahrt im neuen Cupra Ateca. Das SUV mit 300 PS will kein Seat mehr sein.
Es geht aufwärts. Erst mit der Sitzposition. Kunden wollen SUV. Dann mit der Motorleistung. Wer früher einen „Hot Hatch“ kaufte, möchte jetzt im automobilen Hochsitz vielleicht auch gerne mehr Leistung. Das Resultat: Auch im kompakten SUV-Segment wird jetzt die Leistungsspritze angesetzt.
Der Ateca macht im Volkswagen-Konzern den Anfang. Noch vor dem bereits statisch präsentierten Audi SQ2 und dem geplanten VW T-Roc R bekommt das spanische Modell den 300 PS starken Zweiliter-TSI unter die Motorhaube.
Der Turbobenziner sprengt auch gleich das Seat-Emblem vom Grill, was dem Ateca also zur Vorhut im doppelten Sinn macht. Dort prangt nun ein kupferfarbenes Irgendwas, je nach Phantasie die Darstellung eines Läufers oder die Zusammenstellung der Buchstaben C, U, P, R und A. Cupra, das einstige Label sportlicher Seat-Modelle wird mit dem Ateca nämlich zur eigenen Marke.
Unter dem neuen Logo soll es in den kommenden Jahren dynamische Versionen des 2019 kommenden neuen Leon und eines „CUV“ geben, womit wohl der Seat Arona gemeint ist. Vorher will Cupra aber ein eigenständiges Modell zeigen. Dabei dürfte es sich um ein SUV-Coupé-Crossover handeln. Als Basis hierfür eignet sich der in China vorgestellte Skoda Kodia GT und/oder das in der Gerüchteküche fest verankerte VW Tiguan Coupé.
Als Studie wurde auch schon ein Cupra Ibiza gezeigt, dessen Realisierung auch auf Nachfrage aktuell aber weder bestätigt noch dementiert wird. Greifbarer ist ein eigenes Headquarter für die Marke Cupra, mit dem man sich zwar in Nachbarschaft der Seat-Zentrale aufhalten will, der wachsenden Mannschaft aber genügend Freiräume bieten will.
Cupra soll preislich übrigens nicht als Premiumprodukt verstanden wissen, man positioniert sich bewusst zwischen Mainstream und dem Premiumsegment. 42.850 Euro kostet der Cupra Ateca. Damit liegt er knapp unter dem gleich starken Golf R, ist im Gegensatz zu diesem sogar lieferbar.
221 kW / 300 PS leistet der nach Euro 6d-Temp zertifizierte TSI im Ateca. 400 Nm maximales Drehmoment stehen bereits ab 2.000 Umdrehungen pro Minute an. Und die können durchaus die Butter vom Brot ziehen.
Auf einer für die Probefahrten abgesperrten Landstraße, sie sich verwinkelt durch ein Berglandschaft zieht, steht der Cupra Ateca bereit. Rechter Fuß auf das Gaspedal, der linke bleibt auf der Bremse. Ist zuvor über den Drehschalter auf der Mittelkonsole der Cupra-Modus aktiviert und zusätzlich das ESC (ESP) auf „Sport“ gestellt, greift jetzt die Launch Control.
Nach dem Lupfen des Bremspedals stürmt der Ateca nach vorne. Die Werksangabe für den Nullhundert-Sprint von 5,2 Sekunden glaubt man ihm sofort. Viel wichtiger: Mit der direkten Lenkung und dem traktionsstarken Allradantrieb wirft sich das SUV in Kurven und Kehren, wie man es zuvor kaum für möglich gehalten hätte.
Die Kraftverteilung ist dabei sehr geschickt austariert, manchmal erwischt man sogar das Heck dabei, sich mutig in die Kurve werfen zu wollen. Dabei bleibt der Cupra Ateca stets fahrsicher und ist fast spielerisch zu kontrollieren.
Für den Sound sorgt derweil die Abgasanlage mit vier Endrohren. Kräftig, aber nie krawallig. Manch potenzieller Kunde wünscht sich gewiss mehr Drama, aber hier wird die geplante Ausrichtung der Marke Cupra deutlich: sportlich, aber dabei auch gepflegt und gesittet.
Das zeigt sich auch im Innenraum. Die optionalen Schalensitze mit prima halt und ausreichend hoher Kopfstütze auch für große Fahrer gefallen mit einer gut verarbeiteten Mischung aus Alcantara und Kunstleder in Karbonoptik, dazu gibt es kupferfarbene Nähte.
Ansonsten entspricht der Cupra Ateca bis auf das Logo im Lenkrad weitgehend dem Seat, auch bei manch eher bodenständigen Kunststoffoberfläche und den etwas billig wirkenden Türgriffen.
Jammern auf hohem Niveau, auch das passt zur SUV-Sitzposition. Nicht unbedingt niedrig ist auch der Durst des Ateca. Laut Bordcomputer flossen auf den Probefahrten ungefähr 12 Liter Super pro 100 Kilometer in die Brennräume. Im Alltag dürften 9,5 bis zehn Liter die Regel sein.
Wenn man die angegebenen 247 km/h Höchstgeschwindigkeit öfter und lange ausnutzt, dürften es noch ein paar mehr werden. Aber das weiß man vorher, denn einen Cupra Ateca greift man nicht aus Versehen im Diätkost-Regal.
Der Cupra Ateca macht ziemlich viel Laune. Zumindest mehr als Krawall. Und genau damit dürfte er bei den Kunden ins Schwarze treffen, kupferfarbenes Logo hin oder her.
Fazit zum Cupra Ateca
Wer früher Seat Leon Cupra fuhr und jetzt entweder reifer geworden ist oder Platz für Kind und Kegel braucht, bekommt mit dem Ateca eine Fahrspaßmaschine, die nochmals alltagstauglicher ist. Der Preis ist, auch angesichts der guten Serienausstattung inklusive digitalem Cockpit durchaus angemessen.
Als erster Vertreter der neuen Marke Cupra dürfte der Ateca eine gute Wahl sein. Für das Unternehmen und für die Kunden.
Technische Daten
Cupra Ateca |
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Hubraum | 1.984 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 221 kW / 300 PS bei 5.300 - 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 2.000 - 5.200 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 247 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,5 - 8,9 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Pirelli P Zero 245/40 R19 |
Leergewicht | 1.615 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.376 / 1.841 / 1.611 mm |
Grundpreis | 42.850 Euro |
Testwagenpreis | 52.315 Euro |