Der Maxus MIFA 9 ist ein Elektro-Van aus China. Was kann der luxuriöse Siebensitzer? Fahrbericht mit Video-Review.
Ein großer Van mit sieben Sitzen ist, gewissermaßen, auch dann ein Nutzfahrzeug, wenn er im privaten Umfeld eingesetzt wird. Nämlich dann, wenn kinderreiche Familien unterwegs sind oder der Freundeskreis mit auf Tour geht. So gesehen passt der Maxus MIFA 9 also ins Programm der chinesischen Marke Maxus. Die SAIC-Tochter (Shanghai Automotive Industry Corporation) verkauft unter diesem Label bei uns über den Importeur Maxomotive Deutschland Nutzfahrzeuge.
Maxus MIFA 9 Video-Review
Zwischen Pick-up , Transportern und einem leichten LKW fällt der MIFA 9 dennoch auf. Nicht nur durch das geradlinige, dabei aber sehr gefällige, Design. Sondern mit seiner Positionierung. Der 5,27 Meter lange Chinese ist ein siebensitziger Luxus-Van, der auch Hotels und Shuttle-Dienstleister als Alternative zu Mercedes EQV und VW ID.Buzz ansprechen soll.
Womit der Hinweis auf das Antriebskonzept des MIFA 9 gegeben ist. Wie fast alle Maxus-Modelle in Europa (Ausnahme ist der Deliver 9, den es auch als Diesel gibt) ist auch er ein Elektroauto.180 kW (245 PS) entwickelt die permanenterregte Maschine, die mit bis zu 350 Newtonmetern Drehmoment die Vorderräder antreibt. Damit kommt der immerhin 2,3 Tonnen schwere Chinese gut voran. Beim hurtigen Losfahren oder vor allem bei Nässe (wie der erste Fahrbericht zur Messepremiere auf der IAA Nutzfahrzeuge zeigte) ringen die Continental EcoContact aber manchmal um Traktion, was sogleich die Regelsysteme auf den Plan ruft.
Platz und Komfort
Ansonsten gibt es dem MIFA 9 unterwegs nicht viel anzukreiden. Das, was er tun soll, macht er richtig gut. Gemeint ist das komfortable Reisen. Vorne, auf einem der beiden Einzelsessel in der zweiten Reihe und auch ganz hinten fühlt man sich dank der guten Fahrwerksabstimmung wohl. Auch die Hinterachse lässt kaum Stöße durch. Wer als Passagier von einem VW T6.1 Multivan umsteigt, dürfte sich auf einem fliegenden Teppich wähnen. Dazu kommt der leise Antrieb, der das Komfortempfinden weiter erhöht.
Unterstützt wird das angenehme Gefühl an Bord vom großzügigen Raumangebot in den Reihen zwei und drei. Die ausfahrbaren Fußstützen, Teil des Luxury-Pakets des Testwagens, für die Einzelsitze sind jedoch vornehmlich für Menschen mit nicht allzu langen Beinen gedacht. Auf Wunsch kann man sich hier wärmen lassen, den Sitz lüften und eine Massage genießen.
Business und Economy Class
Wie im Flugzeug: Hinter der Business Class ist Premium Economy. Der Durchgang gestaltet sich etwas schwierig durch die Mitte, die elektrisch verstellbaren Sessel haben keine entsprechende Umklappfunktion. Auch die Dreierbank ist in der Länge verstellbar, das gelingt manuell. Somit kann man den Knieraum üppig gestalten oder den Kofferraum immerhin für nebeneinander gestellte Bord-Trolleys vergrößern. Hier bietet der Maxus MIFA 9 mehr Spielraum als der Hyundai Staria Signature , der trotz Dieselmotor ein wichtiger Konkurrent ist.
Leider kann man auch im Maxus die hintere Bank nicht im Boden versenken oder gar ausbauen, um den Laderaum zu maximieren. Immerhin lässt sich die Lehne umklappen. Die sehr hohe Stufe und eine fehlende Abtrennung zum vorderen Teil des Innenraums lassen aber die Frage nach dem Sinn dieser Funktion aufkommen.
Isofix-Bügel gibt es in der dritten Reihe nur fahrerseitig sowie auf den beiden Sesseln weiter vorne. Schade, dass man auch im großen Van nur drei Kindersitze mitführen kann. Warum nicht auch ganz hinten rechts entsprechende Vorrüstungen vorhanden sind, bleibt wohl das Geheimnis der Entwickler. Ein wichtiger Verkaufsvorteil im Vergleich zu den Mitbewerbern bleibt somit ungenutzt.
Elektrische Schiebetüren
Egal, ob man den Nachwuchs angurtet oder selbst einsteigt. Beides gelingt dank der breiten, elektrisch angetriebenen Schiebetüren problemlos. In den Portalen sind zudem voll versenkbare Fenster untergebracht. Klimatisierte Luft strömt bei Bedarf auch nach hinten, ein Bedienelement für die Dreizonen-Klimaautomatik befindet sich im Dachhimmel. Außerdem bringt der MIFA 9 nicht nur ein Schiebdach vorne, sondern auch ein großen Panorama-Schiebedach im Öffnungsfunktion über dem Fondbereich mit.
Der Fahrer sitzt tief und damit im Auto integriert. Lediglich die weit entfernten Fenster vorne und seitlich erinnern an das große Format des Wagens. Die Verarbeitung ist, wie im Fond, auf hohem Niveau. Die Kunstlederbezüge mit Kontrastnähten wirken beim Hinsehen und auch beim Haptik-Test hochwertig.
435 km Norm-Reichweite
Digitale Instrumente hinter dem Lenkrad informieren auf übersichtliche Art und Weise über alle fahrrelevanten Daten. Als zentrale Bedien-Schnittstelle dient das 12,3 Zoll große Display mit Touchscreen-Funktion auf der Mittelkonsole. Hier muss man auch die gewünschte Stufe der Energie-Rekuperation einstellen. Wippen am Lenkrad wären praktischer.
Der Hersteller gibt für den Maxus MIFA 9 mit Luxury-Paket einen WLTP-Normverbrauch von 21,5 kWh auf 100 Kilometer an. 435 Kilometer Reichweite sollen sich somit realisieren lassen, im reinen Stadtverkehr (für ein Shuttlefahrzeug ein durchaus realistisches Szenario) mit niedrigeren Geschwindigkeiten gar 580 Kilometer.
Nach dem Tag der Testfahrten zeigt der Bordcomputer einen Wert von 24,5 kWh für 100 Kilometer an. Einen genauen Wert wird ein späterer Alltagstest nachliefern, ebenso zur Ladeleistung. Sie wird von Maxus mit 120 kW am Schnelllader angegeben, in 30 Minuten soll der 90 kWh große Lithium-Ionen-Akku von 30 auf 80 Prozent gefüllt sein. Wechselstrom fließt dreiphasig mit 11 kW, dann dauert eine Vollladung rund achteinhalb Stunden. Im Alltag als Mietfahrzeug dürfte vor allem die Schnelllademöglichkeit gerne noch ein Upgrade für kürzere Standzeiten vertragen.
Mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage, Verkehrszeichenerkennung, Helfer zum Halten der Fahrspur und einer 360-Grad-Rundumsicht beim Rangieren sind zahlreiche Fahrassistenten an Bord. Vor allem die Kameras helfen, auch auf engem Raum mit dem großen Van zu hantieren. Etwas penetrant ist der Spurverlassenswarner, der vor allem auf schmalen Landstraßen im breiten Auto ständig hyperaktiven Alarm schlägt. Da hilft nur eine Deaktivierung über das Untermenü auf dem Touchscreen. Dann ist aber das komplette System und nicht nur der Warnton offline.
Hohe Preise ab 68.990 Euro
Zum deutschen Maxus-Händlernetz von Astara gehören auch große Vertreter von Premium-Marken. Das dürfte bei der Kundenansprache helfen. Im Gegensatz zur „weißen Ware“ in Form der Kastenwagen ist der MIFA 9 nicht nur deutlich erklärungsbedürftiger, sondern auch teurer.
75.990 Euro (brutto mit Mehrwertsteuer) kostet der Van mit dem hier gezeigten Luxury-Paket. Das beinhaltet die elektrische Verstellung der Einzelsitze und des Beifahrersitzes (zusätzlich zum Fahrersitz), Lüftung, Heizung und Massage in der zweiten Reihe, acht statt sechs Lautsprecher, Ambientebeleuchtung, elektrisch verstellbare Außenspiegel mit Memory-Funktion (wichtig bei häufigem Fahrerwechsel), die elektrische Steuerung von Schiebetüren und Heckklappe, Einparksensoren auch vorne und die 360-Grad-Kameras sowie weitere Goodies.
Wer darauf verzichten kann und sich nebst Passagieren auf Stoff- statt Kunstleder bettet spart 7.000 Euro, kann also für 68.990 Euro in das Basismodell mit dem Namen Elite einsteigen. Weiter oben in der Hierarchie steht das MIFA 9 mit Premium-Paket für 82.990 Euro. Dann wird der Innenraum mit Echtleder ausgeschlagen, der Fahrersitz bekommt eine Lüftung und Massagefunktion, das Soundsystem 12 Lautsprecher und der Innenspiegel das Bild einer Kamera in den Rahmen geworfen. Die Passagiere im Fond können ihren Sitz und Komfortfunktionen zudem über eigene Touchscreens einstellen – vergleichbar mit den Bedieneinheiten im Fond des neuen BMW 7er .
Fünf Jahre Garantie
Wie so oft im Leben dürfte auch im Modellprogramm des MIFA 9 die goldene Mitte beste Wahl sein. Teuer ist der Van auch in dieser Konfiguration – zumindest so lange, bis man die Konkurrenz in Form von EQV und Co. vergleicht. Spannend wird, ob Maxus seine gewerblichen (und privaten Kunden) mit interessanten Leasing- oder Finanzierungsangeboten begeistern kann.
Unabhängig von der Ausstattung fährt jeder Maxus MIFA 9 mit einer Fünfjahres-Neuwagengarantie bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern vor. Auf den Akku gibt es eine Garantie über acht Jahre bis zu 200.000 Kilometer.
Fazit
Der Maxus MIFA 9 ist ein großer, geräumiger Van mit selbstbewusstem Auftritt. Der Fahrkomfort gefällt in allen drei Reihen, die Ausstattung ist umfangreich. Das Gesamtpaket lässt sich der Hersteller mit üppigen Preisen bezahlen.
Die Reichweite des Elektroautos dürfte für Privatkunden im Alltag ausreichen. Ob man mit dem Chinesen problemlos Europa durchqueren kann, so wie es die Clubatmosphäre im Innenraum ermöglichen würde, müssen Reichweite und Ladeleistung später im Test unter Beweis stellen.