Gottseidank will er gar nicht erst erwachsen werden: Der Mazda MX-5 im Alltagstest.
Alle waren aus dem Häuschen. Vom Automobilexperten bis zu Lieschen Müller die Straße runter. 1989. Als Mazda den ersten MX-5 präsentierte. Die ansonsten so pragmatisch denkenden Japaner stellten einen kleinen, puristischen Roadster mit Hinterradantrieb auf die Straße, den man sich auch noch leisten konnte.
Schnell wurde der MX-5 ein Kultauto. Die deutschen Hersteller sprangen auf die Roadsterwelle auf, verzettelten sich mit Klappdächern (SLK) und großen Motoren aber schnell in ihrer eigenen Welt. Viele offene Zweisitzer haben mittlerweile wieder da zeitliche gesegnet. Den Mazda MX-5 gibt es noch immer, seit 2015 in vierter Generation.
Der MX-5 im Video-Review
Sie entstand, auch Mazda musste die Budgets den Marktgegebenheiten anpassen, in einer Kooperation mit FCA (Fiat Chrysler Automobiles). Dort wurden, nachdem man anfangs einen Alfa Romeo Spider im Sinn hatte, Fiat 124 Spider und Abarth 124 Spider auf gleicher Basis realisiert und in Japan mit dem Mazda gebaut.
Auch die beiden Italiener gibt es nicht mehr . Im frischen Alter von 21 Jahren ist es also das Label MX-5, das die Fahne des entspannten Fahrspaßautos ohne Kompromisse hochhält.
Kompakter Purist
Den nur 3,92 Meter kurzen Zweisitzer gibt es als RF mit Blechklappdachgedöns oder als ehrlichen Roadster. Sein Stoffverdeck ist so simpel bedienbar wie das von 1989. Hebel ziehen, nach hinten werfen, einrasten lassen. Gottseidank helfen keine Stellmotörchen, die Gewicht bringen und Platz beanspruchen würden.
Der ist nämlich rar, vor allem hier gibt sich der MX-5 kompromisslos. 130 Liter stehen für das Wochenendgepäck von zwei Personen zur Verfügung, die es sich je nach Größe im Cockpit gemütlich machen können.
Der Testwagen fuhr mit dem optionalen Sportpaket samt Recaro-Sitzen vor. Im Fernvergleich zu früheren Fahrten scheint es, dass man auf ihnen ein paar Millimeter höher sitzt. Das sind die entscheidenden Haaresbreiten, die einen großen Menschen unter dem geschlossenen Verdeck fehlen. Aber ein Auto wie den MX-5 fährt man ja eh lieber offen – wenn es nicht gerade so stark regnet wie am Tag des Videodrehs.
Sauger mit 184 PS
Unter der Motorhaube steht ein zwei Liter großer Sauger mit vier Zylindern parat. Er ist die größere von zwei Antriebsalternativen, es gibt auch einen 1,5 Liter mit 132 PS. Der stärkere Skyactiv-G, so nennt Mazda seine Benzinmotoren, produziert maximal 184 PS. Damit ist er in aktueller Ausbaustufe stärker als der laute Abarth 124 Spider, entfaltet seine Kraft jedoch dezenter. Denn der Turbowumms fehlt dem Mazda. 205 Netwonmeter maximales Drehmoment liegen bei 4.000 U/min an. Er will also gedreht werden, dazu arbeitet man sich freudvoll durch die Gassen es knackigen Sechsgangschaltgetriebes.
Ein Leichtgewicht
Drehen will man auch am Lenkrad. Wieder und immer wieder. Denn der nur 1.100 Kilogram schwere MX-5 dreht sich so sauber in Kurven ein und an der Haftgrenze so schön auch wieder heraus, dass man gerne Umwege abseits der Fernschnellstraßen sucht. Dort ist auf Dauer auch das Sportfahrwerk mit den Bilstein-Dämpfern etwas zu straff. Zusammen mit der Domstrebe versüßt es aber auch den Kurvenspaß auf hügeligen Landstraßen – am besten kurz nach Sonnenaufgang.
Trotz fleißiger Auslotung der fahrdynamischen Potenziale bleibt der Zweilitermotor überraschend sparsam. Ohne auf die Effizienz zu achten, bleib der Alltagsverbrauch im Testzeitraum bei deutlich unter sieben Litern Sprit auf 100 Kilometer. Alle Achtung!
Als Erstwagen taugt der Mazda MX-5 nur für Menschen, die wahrlich nie Transportaufgaben wahrnehmen wollen. Ansonsten sind die (laut Liste) mindestens 29.234 Euro auch für einen Zweitwagen gut angelegtes Geld – wenn man es sich leisten kann. Für diesen Tarif bekommt man das Basismodell des MX-5. Der zwei Liter große Benziner in der besseren Selection-Ausstattung kommt auf 33.134 Euro. Vor der Bestellung kann man also in Ruhe überlegen, ob man bei der Wahl der Ausstattung nicht ähnlich asketisch sein möchte wie das Auto an sich.
Fazit zum Mazda MX-5
Auch 31 Jahre nach Premiere des Urmodells begeistert das Konzept des Mazda MX-5. Er ist über die Generationen gewachsen, bleibt aber immer noch kompakt genug für jede Kurvenstraße. Auch die Enge zählt zum Konzept des Roadsters. Als ob er nicht erwachsen werden will, aber trotzdem nicht verspielt ist. Forever 21 eben, statt 31.
Schön, dass es auch heute noch ein Auto gibt, dass nicht allen gefallen will. Aber trotzdem (fast) allen gefällt!
Technische Daten
Mazda MX-5 Roadster Selection Skyactiv-G 2.0i |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.998 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 135 kW / 184 PS bei 7.000 U/min |
Max. Drehmoment | 205 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 219 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,9 Liter (WLTP) |
Verbrauch real auf 100km | 6,7 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 205/45 R17 |
Leergewicht | 1.100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 3.915 / 1.735 / 1.230 mm |
Grundpreis | 33.134 Euro |
Testwagenpreis | 36.548 Euro |