Der Audi A6 e-tron als Sportback und Avant im ersten Check mit Sitzprobe, auch als Video.
Einen Vorsprung hatte die Konkurrenz: Nach den Mitbewerbern Mercedes (EQE), Genesis (Electrified G80) und BMW (i5, auch als Touring) rollt Audi jetzt seine Interpretation der elektrischen Business Class aufs Parkett. Der neue A6 e-tron und das stärkere Modell S6 kommen als Sportback und Avant (Kombi) im Herbst 2024 zu Händlern und Kunden.
Der A6 e-tron im Video
Die neue Oberklasse der Ingolstädter trägt als Erkennungszeichen den Zusatznamen „e-tron“ in der Modellbezeichnung, den sie wohl auf Sicht verlieren kann. Audi hat bereits angekündigt, die Nomenklatur der Palette umzustellen. Verbrenner-Baureihen sollen ungerade Zahlen erhalten, Elektroautos gerade Ziffern. Den Anfang machte zuletzt der neue Audi A5 / S5 als Nachfolger des A4. Parallel zum A6 / S6 e-tron gibt es im Moment noch den gleichnamigen Verbrenner, dessen Nachfolger dann zum A7 werden wird.
Sportback und Avant
Mit einer Karosserielänge von 4,93 Metern, einer Breite von 1,92 Metern und einer Höhe von 1,49 Metern (Avant 1,53 Meter) ist der Audi A6 e-tron ein stattliches Auto, bleibt jedoch deutlich unter der kritischen Fünfmeter-Marke und gibt sich damit stellplatzfreundlicher als der BMW i5. Das Design zeigt eine Evolution der bekannten Audi-Formensprache. Auch als rein elektrische Baureihe trägt der A6 e-tron den „Single Frame“ an der Front. Die Blechflächen im Profil werden von einer Einlage über den Seitenschwellern ergänzt. Sie soll auch auf den im Fahrzeugboden eingebauten Akku hinweisen. Der Radstand beträgt 2,95 Meter.
Die Signaturen der LED-Tagfahrlichter lassen sich in acht Varianten konfigurieren. Außerdem gibt es OLED-Heckleuchten, die ebenfalls eine einstellbare Grafik erlauben und zusätzlich auf Gefahren hinweisen können. Mit dem optionalen Licht wird auch das Marken-Emblem in Form der vier Ringe am Heck illuminiert.
Der Audi A6 Sportback e-tron hat eine Fließheckkarosserie mit großer Klappe, der Avant – Audis erster Elektro-Kombi - trägt das Heck etwas steiler. Die Abmessungen beider Karosserievarianten sind gleich, beim Laderaumvolumen hat der Avant leichte Vorteile. Bei aufgestellter Lehne der Rücksitzbank und eine Beladung bis zur Gepäckraumabdeckung herrscht mit 502 Litern Gleichstand. Wenn die Lehnenteile nach vorne geklappt und raumhoch geladen wird, passen maximal 1330 Liter in den A6 Sportback 3-tron, 1.422 Liter in den Avant. Blicken wir zur Konkurrenz: Der ebenfalls elektrische, größere BMW i5 Touring schultert mit 570 bis 1.700 Litern mehr.
Weiter vorne zeigt die erste Sitzprobe auch für große Menschen mehr als ausreichende Platzverhältnisse, ohne jedoch verschwenderisch mit Beinraum im Fond umzugehen. Die Verarbeitung liegt auf hohem Niveau und auch die serienmäßige Stoff-Innenausstattung wirkt haptisch ansprechend. Das macht sie zur willkommenen Leder-Alternative.
Cockpit mit vier Displays
Das Cockpit mit optionalem Beifahrerdisplay ist aus Q6 e-tron und A5 bekannt. Die Infotainment-Funktionen werden über einen 14,5 Zoll großen Touchscreen oder per Sprachsteuerung bedient. „Digital Stage“ nennt Audi die Anordnung der bis zu drei Displays, darunter liegt eine „Soft Wrap“ genannte Leiste mit dem Material der verbauten Innenausstattung. Das optionale Head-up-Display zeigt AR-Inhalte (Augmented Reality) für Navigation und Fahrassistenz.
Die Bedienelemente zur Einstellung der Sitzposition und der Außenspiegel sind, gemeinsam mit den Fensterheber-Schaltern, in der Fahrertür zusammengefasst. Das wirkt optisch etwas überladen und zeigt den ergonomischen Nachteil eines entsprechend breiten Türgriffs – für Menschen mit kleinen Händen vielleicht zu breit.
Weiter oben liegen in den Türdreiecken unter der Gürtellinie die Displays für die aufpreispflichtigen Kamera-Außenspiegel. Im Vergleich zum Audi Q8 e-tron wurde die Position der Anzeigen deutlich näher ins Blickfeld des Fahrers verfrachtet. Wie viel weniger dieses Design ablenkt, muss ein späterer Test im Straßenverkehr zeigen.
Avant-Heck kostet 30 km Reichweite
Wie Audi Q6 e-tron und Porsche Macan nutzt die neue Business Class die PPE-Architektur (Premium Platform Electric) des Konzerns, hier erstmal bei einem flacheren Modell eingesetzt. Teil des Konzepts ist ein 100 kWh (netto nutzbar 94,4 kWh) großer Akku mit 180 prismatischen Zellen.
Der Audi A6 Sportback e-tron soll eine Norm-Reichweite von 750 Kilometern erreichen. Der aerodynamisch etwas ungünstigere Avant (cW-Wert 0.24 anstelle 0.21) soll bis zu 720 Kilometer weit kommen (S6 e-tron: Sportback 670 km, Avant 640 km). Die 800-Volt-Technologie erlaubt am Schnelllader bis zu 270 kW Leistung, in 21 Minuten soll der Füllstand des Akkus von zehn auf 80 Prozent gebracht werden. Anders gerechnet: Zehn Minuten Pause sollen Strom für 310 Kilometer bringen.
Wechselstrom, beispielsweise an einer Wallbox oder öffentlichen Ladesäule, zieht der A6 e-tron dreiphasig mit 11 kW. Ein 22-kW-Ladegerät soll erst später als Option ins Programm kommen.
Modelle und Preise
Zum Markstart wird es zwei Antriebsvarianten geben. Der Audi A6 e-tron Performance hat einen 270 kW (367 PS) starken Motor im Heck, der auch dort die Räder antreibt. In 5,4 Sekunden soll dieses Modell aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen und maximal 210 km/h schnell fahren können.
Darüber rangiert als Topmodell der Audi S6 e-tron mit zwei Motoren und Quattro-Allradantrieb. Seine Systemleistung wird mit 370 kW (503 PS) angegeben. In 3,9 Sekunden spurtet der S6 e-tron auf Landstraßen-Tempo, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 240 km/h.
Im Jahr 2025 wird die Palette um zwei weitere Versionen ergänzt. Mit 315 kW (428 PS) kommt ein Quattro-Modell mit 100 kWh großem Akku. Der 270 kW starke Heckmotor bekommt hier einen 140 kW (190 PS) starken Kollegen an der Vorderachse. Als Basismodell ist ein A6 e-tron mit 210 kW (286 PS) starker Heckantriebs-Konfiguration geplant. Die Speicherkapazität des Akkus sinkt dann auf 83 kWh, zudem soll die maximale Ladeleistung für Gleichstrom geringer ausfallen als die genannten 270 kW.
Mit der neuen Einstiegsvariante soll der Einstiegspreis für die Baureihe auf knapp unter 65.000 Ero sinken. Ab September 2024 kann der Audi A6 e-tron Sportback für rund 75.000 Euro bestellt werden, der S6 e-tron soll etwas unter 100.000 Euro starten.
Fazit
Der Audi A6 e-tron kommt als elektrische Alternative zu A6/A7 ins Programm. Neben dem Sportback mit Fließheckkarosserie startet zeitgleich mit dem Avant auch Audis erster Elektro-Kombi.
Die moderne Plattform erlaubt mit 800-Volt-Technologie hohe Ladeleistungen. Ob dieser „Vorsprung durch Technik“ ausreicht, um sich gegen BMW i5 und Mercedes EQE zu behaupten? Ein späterer Test wird Aufschluss bringen.